Generation 50+

Nun, ich denke täglich an den Tod, an meinen und den von anderen, denn ich habe nicht vergessen: «We are born to die», und einen Schrecken jagt er mir auch nicht ein, nur der Nicht-Tod, in Form von Menschen der «Generation 50+», das soll es geben, las ich neulich, die «Generation 50+», und dies las ich im Zusammenhang mit der Bewertung von Fitnesscentern in Wien. Mein Geisteszentrum, wo man mich 3 mal die Woche beim Gewichtetraining antrifft, und das mir seit einiger Zeit der liebste Platz in der Stadt ist, weil er einem Ideal entspricht, dem Ideal von Respekt und Männlichkeit und Schweigsamkeit, harter Arbeit, Konzentration, Schweiß, Wettbewerb und Gelassenheit, dieses, mein Geisteszentrum wurde eben von dieser «Generation 50+» als ganz mies bewertet. Bekleidete mit Abstand den letzten Platz in der Wertung. Ich bin glücklich.

Diese «Generation» bemängelte im Test vor allem das Einführungstraining. Nun gut. Für € 19,90 im Monat. Alles klar? Da kommt also so ein 50+ Habschi in «meinen» Laden gemorchelt und begehrt auf ein Mal zu trainieren. Er ist 50+ und hat soviel Ahnung von Anatomie wie meine 7-jährige Tochter, aber die zumindest weiß, was ein Bizeps ist, wo er ist, und wozu er da ist. Unser FünfzigPlussler weiß, dass er oben ein Loch hat für das «Schnitzi-Spritzi-Tschicki-Trio». (Aber jeder, der das so nicht sehen mag, und in das Loch auch mal eine Karotte einführt, ist ein Gesundheitsfaschist, right?) Hat er denn noch nie trainiert? Kein Sport? Hat er nicht. Ja, was hat er denn? Wampendrücken? Hat er vielleicht «der-Arzt-hat-gsagt»? Das wird’s sein. Das haben viele.

Nun, frage ich mich immer des öfteren, mit was haben die eigentlich ihr Leben verbracht? Diese «Generation 50+»? Was hat sie so unwissend werden lassen? Warum haben sie so überhaupt keine Ahnung von gar nichts? Und wollen auch gar nichts wissen? Ist es der Staatssozialismus? Dieses Rundum-versorgt-sein in jeder Lebenslage? Die Arbeit kann es nicht sein. Hier ist Wien, und hier gilt doch jeder, der mit 35 noch nicht in Pension ist, als sozialer Versager. Also was dann?

Je’n sais pas. Generation 50+. Der Name sagt doch schon alles. Wie Senioren, statt Alte.

Aber sie wird meinen Laden meiden, diese Generation. Er ist der Beste, den ich je betreten habe. Sind viele Schwarze da, Asiaten und Balkanier, manchmal auch 50-Plussler, Fremde wie ich, und die sehen gut aus, wie sich’s gehört. Stark. Und vor allem: Sie nölen nicht rum. Wenn man sie beim Training sieht, weiß man, dass dem Tod noch ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. Aber der hat eh die «Generation 50+».

Europa nach Utvika

Awright. Amy Winehouse tanzte allein in einem Zimmer den Janis Joplin Death-Jive, und ein verklemmt schwules christliches Muttersöhnchen erschießt in aller Seelenruhe über 80 junge Menschen, die keine richtige Chance haben zu fliehen, ballert sie ab, in über 45 Minuten, piff, paff, puff, und die Politiker Europas und der Welt sondern die üblichen Trauerfloskeln und Beteuerungen ab, wo schon jeder weiß, dass es sich damit hat, aber ich erinnere mich wie es war, als die RAF wieder einen umgebracht hatte, und wie die Freunde und Helfer ausschwärmten und in fast jeder WG Razzien veranstalteten, aber das haben sie inzwischen vergessen, die Scampimampfer, und auf dem Rechten sieht man schlechter, nur wäre das die einzige verdammte Antwort auf Oslo: Überall in Europa Razzien, rein in den Stinksumpf dieser Nazis und «Waffennarrren», und dann gleich noch mal und noch mal und bei jedem weiteren Toten wieder. So stell ich mir Europa vor.

Die allerrichtigste richtige Griechenland Rettung

Vor ein paar Jahren war ich einmal in Brandenburg, als Gast eines famosen Basssängers, der in der Nähe von Lindow ein Anwesen besitzt.

Es war mein erstes Mal in den «neuen Bundesländern», und ich war sehr neugierig auf alles, und ich machte gar den Fehler mit dem Sänger eine Radtour zu unternehmen. Wir wollten durch diese eigenartigen Fichten-Wälder fahren, deren Stämme in Reih und Glied gepflanzt wurden als wären es Reben, Wälder, in denen knöchelhoch der Sand lag; überhaupt war überall Sand, und dieser Scheißsand machte einen richtig morsch, vor allem, weil sich in Sand so schlecht Rad fahren lässt, und wir entnervt aufgaben und auf asphaltierte Straßen auswichen, die durch menschenleere Dörfer führten, und uns das Gefühl verschafften, wir seien ein Spähtrupp der in eine Gegend, unmittelbar nach einem Neutronenbombenabwurf, vorstieß.

Aber es gab ein Ding, das war noch merkwürdiger als alles andere.

In den Dörfern traf man beinahe überall auf wunderhübsch fabrizierte Waschbetonsträßchen, feinste Steinlegearbeit, und oft führten diese putzigen Sträßchen zwischen verfallenden Bauernhöfen hindurch, entlang zugemüllter Vorgärten und trister Fassaden, so, als hätte jemand versehentlich den roten Teppich für die Stars auf einem Schrottplatz ausgelegt. Sehr seltsam. Aber noch seltsamer war, dass die netten Straßen immer abrupt im Nichts endeten, im versandeten Wald in eine versandete Trasse übergingen. Strange, wie gesagt.

Als ich meinen Begleiter danach fragte, sagte er: «ABM».

Sowas versteht ein Nichtdeutscher nicht auf Anhieb. Er erklärte es. ABM heißt Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Man ging damals davon aus, dass sich die darniederliegende Wirtschaft der kaputten DDR erholen würde, wenn man den Leuten Jobs verschaffte. Also ließ man sie diese hübschen Sträßchen bauen, und so kam Geld nach Osten, und man konnte es auf diesen pittoresken Sträßchen spazieren führen, zumindest, ein Stück in den sandigen Wald hinein.

Und ich schätze, so funktioniert zurzeit die «Griechenland-Rettung». Man denkt, es geht um Geld, aber es geht um Wirtschaft. Und wo keine Wirtschaft ist, kann man noch soviel Kohle hineinpumpen, alles endet in einem versandeten Wald und in entnervender Tristesse.

Machen wir doch aus Griechenland eine Art Hartz lV-Land. Europa zahlt Transfer und alle fahren umsonst auf Urlaub.

Über die Verachtung

«Der Abhörskandal bei der britischen «News of the World» bestätigt viele in ihrem Vorurteil über die Boulevardpresse. Doch wer auf die bunten Blätter herabschaut, verachtet in Wahrheit auch das Volk, das diese Medien groß und mächtig macht»

schreibt Jan Fleischhauer in Spiegel online, und ich kenne dieses «Volksverachtungs-Gedöns», das praktisch wortwörtlich auch bei den Neo-Nazisschen der österreichischen FPÖ gepflegt wird, es ist das Hämmerchen, welches heraus geholt wird, wenn das Hämesichelchen beim Dengelmeister der Kronenzeitungen darauf wartet, nachgeschärft zu werden.

Es verwundert nie, dass die rechten Volksliebhaber immer nur jenen Teil der Bevölkerung als Volk bezeichnen, der ausschließlich Boulevard ist und liest, und auch gar nicht anders könne, wie sie nicht müde werden zu beteuern, da die anderen, das Nicht-Volk, die Intellektuellen, die Zweifler, die Gutmenschen, die Linken, die Künstler, kurz: jene Bagage, die von Tuten und Blasen, und der Realität im Gemeindebau keine Ahnung hat, ihnen gewissermaßen davor steht, vor der Bildung und dem Wohlleben, und dass Volksbildung sowieso etwas anderes sei, als jenes humanistische, realitätsferne Geschwurbel, das in den linkslinken Schulen, und wo auch immer, abgesondert werde.

Also, das Volk, das sie meinen, ist Teil eines Volkes, nämlich jener Teil, der mit seiner Verachtung für alles Intellektuelle, Feine, Zweifelnde, Verzweifelte, Anti-akklamative, mitunter Ängstliche, nie hinterm Berg hält, und das sein Menschenrecht auf neverending Dummheit nicht nur in Leserbriefen einfordert.

Aber so sind die rechten Genösschen halt: Immer Opfer.

Wer sich verächtlich verhält, wird zu Recht verachtet.

Hundeflüsterer

Menschen die sich Hunde halten, geraten oft in Nöte. In Liebesnöte. Sie tun alles für ihren Liebling, bestes Futter, bestes Halsband, zentraler Platz im Kreise der Familie, und Hundi bekommt immer seinen Willen. Das sind sie dem Tier schuldig. Der unschuldigen Kreatur. Aber die Kreatur tut dann Dinge, die diese Menschen nicht verstehen. Zum Beispiel: Er gehorcht niemals. Beißt Kinder, Gäste und Fahrradfahrer, verbellt Lastwagen und andere Hunde, zerbeißt Laptops und Kondome, kurz, führt sich auf wie Sau. Dann ist es Zeit für den Hundeflüsterer, den netten Mann mit einem etwas wildwüchsigen Ho-Chi-Minh-Bart und einem lustigen T-Shirt, auf dem lustige Sprüche stehen, die man sofort wieder vergisst.

Es ist ein schöner Beruf. Vielleicht ein wenig langweilig, aber durchaus einträglich und nicht so Anerkennungsarm wie zum Beispiel Blogger oder unberühmter Autor. Und vor allem wohnt ihm Dankbarkeit inne. Der einzige Nachteil, die Langweiligkeit, ist dem zentralen Objekt des Hundeflüsteres geschuldet: Dem hundehaltenden Menschen. Der hilfesuchende, hundehaltende Mensch ist ein Opfer seiner dämlichen Liebe und seiner Dummheit. Er weiß nicht, wie einfach so ein Hundetier gestrickt ist, er denkt, so ein Hund sei ein hoch komplexes Wesen. Im Vergleich zum ihm selber mag das oft zutreffen, und darum wirkt die Arbeit des Hundeflüsterers auf ihn wie Zauberei. Ich betreibe Geheimnisverrat, wenn ich jetzt ausplaudere, worin die Magie des Flüsterers besteht: Er weist dem Hund in wenigen Minuten seinen Platz zu. Und der sollte, als Rang, immer unter dem des Herrchens sein. Die Hündeler staunen. Dann versuchen sie es selber, und erfahren: es funktioniert tatsächlich. Sie sind baff.

Aber da nichts im Leben umsonst ist, hat auch die Dressur ihren Preis. Ganz abgesehen von der Gage des Mannes mit dem lustigen T-Shirt. Sie, die Herrchens und Frauchens, müssen sich ändern. Zumindest ihr Verhalten dem Hund gegenüber. Sie müssen Verantwortung übernehmen, sogar für sich, und dürfen ihre Sehnsucht nach Unterwerfung, nicht mehr allein dem Hund aufhalsen. Es ist ein Jammer. Sie schaffen es nicht. Es ist wie dem mit Rauchstopp. Oder der Shoppingsucht, dem GPS-Wahn usw.

Wenn hier nichts mehr läuft, werde ich, so habe ich beschlossen, Hundeflüsterer. Auch so ein Beruf, der einem beibringt, dass man keine Hoffnungen mehr zu haben braucht.

«Heimat großer Kinder»

Möge noch jemand behaupten in der österreichischen Politik herrsche Stillstand, und die eigentlich Arbeit der Koalition bestünde aus dem Ausformulieren von Arbeitsplänen, mit denen dann auch die eigentliche Arbeit bereits getan sei. Nichts da. Jetzt wurde – nach schmachvollem Verhalten der ÖVP-Männchen – eine inkriminierte Textstelle der Nationalhymne geändert. Aus «Heimat großer Söhne» wurde «Heimat großer Töchter, Söhne». Es gab auch andere Vorschläge. Und meiner Meinung nach ist diese Lösung etwas suboptimal, zumal auch «Heimat großer Kinder» zur Auswahl stand.

Lustig, stimmt!

Frauenfußball ist ein Witz, bei dem man sich fragt, wann endlich die Pointe kommt. Wollen die Typen im Publikum ihre Frauen und Freundinnen beeindrucken? Euphemistisch ausgedrückt. Kein Pass kommt an, dauerndes Gemeckere beim Schiri, und einige der Ladies dreschen den Ball weg, als hätte ein Chauvischwein eine Granate auf ihren Kinderwagen losgelassen; sie rempeln sich gegenseitig aus dem Weg, Fehlpass auf Fehlpass, die Tormädchen so hübsch, dass sie in jeder Komediesendung auftreten können, Fliegenfangen auf weltmneisterlichem Niveau, verdammt, Frauenfußball kann so komisch sein. Verhaltensoriginelle Schirientscheidungen en masse. Und da dämmert es mir endlich, ja doch, die Burschen sind im Stadion und gucken, weil sie sonst nichts zu lachen haben, und die Männersynchromschwimmerwettbewerbe gerade ausgesetzt sind; das ist es also, nun ja, da hätt ich auch selber drauf kommen können. Lustig.

Und die Schland Ladies kickten so einen Stiefel, dass ich inbrünstig hoffte, dass sie… und das taten sie dann auch.

Und dann blieb ich doch in einem Spiel hängen. Meine Lieblingshassmannschaft, die Brasileras, kickten gegen die USA. Mann, das war ein Lehrstück in Amerikanismus, never give up the fight, halleluja, und als das Ausgleichstor in der letzten Sekunde fiel, war das Ding durch. Elferschießen. Und diese WM wird von der Frauschaft mit der besten Torfrau gewonnen. Die USA kickt die Brasileras nach Hause! Ist das nicht schön? Rache für die Herren, die es nicht schafften. Ein schöner Abend. Mit Erkenntnis:

Man muss Patriot oder Fan sein, dann macht einem der größte Müller Spaß und lustig ist es auch…

Es ist wieder Bachmann

Dieses Wochenende ist Bachmann. Eine schöne Zeit. Der Fernseher geht um 10h 15 an, und um 15h wieder aus. Die Stimmen der Autoren, und die Stimmen der Juroren bilden die akustische Folie für mein täglich Tun. Ich koche, lese, schreibe, und schimpfe mit den Kindern; all das tue ich mit Literatur. Ich geh auch Lulu mit Literatur. Und der Kritik von Literatur. Manchmal sehe ich im Tele-Text nach der Bio des Autors. Es haben (fast) alle studiert. Keiner war z.B. Söldner im Balkankrieg. Es gibt auch keine Prostituierten unter den Autorinnen.

Ein Schweizer Autor schrieb einen Text über einen Arzt im Afghanistankonflikt. Er bekam viel Lob. Ich putzte gerade meine Zähne während er las, und danach stauchte ich meine Kinder zusammen, weil sie rumstritten. Das dauerte (weil die Girls sind zäh), und so verpasste ich fast alles. Nicht verpasst habe ich das Lieblingswort des Jurors Paul Jandl. Das konnte man nicht verpassen. Er sagt so oft «Text», dass man Brechreiz bekommt, und dem nächsten Menschen auf der Straße, der zu einem frech «Text» sagt, aufs Maul hauen wird. Aber ich ging dann kochen. Mit Text-Brechreiz. Etwas asiatisches. Mit viel Ingwer. Das ist gut gegen «Text»-Brechreiz. Das kann man überall nachlesen.

Als Frau Rabinovich dann auch noch «Text» sagte, hängte ich mich ins Netz, und las «Standard online». Über Bachmann, natürlich. Da stand:

«ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz erklärte den Wettbewerb in seiner Begrüßung zur «resistentesten und möglicherweise renitentesten Casting-Show» und kündigte an: «Wir werden vier Tage lang gebannt zuschauen, wie Herr von Spinnen (Juryvorsitzender Burkhard Spinnen, Anm.) Dieter Bohlen in die Schranken weisen wird.»

Dann ging ich wieder zum Gerät. Nachsehen. Aber Bohlen war nicht da. Hat vermutlich den Schwanz eingezogen, ist abgehauen. Spinnen formuliert druckreif. Und Ingwer-scharf. Ich wünschte, Bohlen wär nicht abgehauen. Jetzt wird man sogar schon im «Standard» angelogen. Was soll man noch glauben?

Ein Österreicher schrieb seinen «Text» im Passiv. Aber natürlich höchst aktiv. Falls ich in nächster Hinkunft wieder mal in eine Buchhandlung käme, sähe ich mit großer Wahrscheinlichkeit den Roman des «Passiv-Mannes», und die Kunden, die vor dem Stapel stünden, würden «Ist das nicht dieser wahnsinns geile «Passiv-Roman»?» sagen. Das war jetzt im Konjunktiv. Glaub ich, wenigstens. Aber. Ist. Das. Nicht. Wurscht? Wenn sie sowas lesen, ist es von Frau Streeruwitz. Meistens. Das sag ich einfach nur so. Damit ihr sehen könnt, dass ich was auf dem Bildungskasten hab. Ein einfacher Mann wie ich. Unstudiert.

Schätze, es wird Zeit für den «Konjunktiv-Roman» oder die «Plusquamperfekt-Novelle». Das sind die literarischen Herausforderungen, die uns im 21. Jahrhundert noch bleiben.

Meine Mädchen lesen. Beide. Die Jüngste entdeckt es gerade. Sie ist sieben. Während die anderen Mädchen im Theaterworkshop «In eines andere Haut schlüpfen» die «Topmodells» mimten, machte sie die Reporterin. Mit selbst gemachtem Mikro. Und Heidi Kuh (©Papa), findet sie nicht so gut.

Na, ich weiß nicht. Morgen geh ich ins Geisteszentrum. Gewichte stemmen. Da gibts überall Monitore. Ich hoffe mit Bachmann. Aber wetten würde ich darauf nicht.

«The Crazy Never Die»

Der Autor und Verleger Klaus Bittermann, hat wieder ein Buch geschrieben. Es heißt «The Crazy Never Die» und es ist, wie jedes Bittermann Buch, mehr als erfreulich, denn es ist ein verdammt gutes Buch.

«The Crazy Never Die», fürwahr, man möchte es hoffen! Bittermann entwirft, in über 250 Seiten, mit lockerer Hand und in flüssigem, mitunter freundlich ätzendem Bittermann-Stil die Portraits von 6 Burschen, die wir alle lieben. Als da sind: Lenny Bruce, Robert Mitchum, Hunter S. Thompson, Abbie Hoffmann, Lester Bangs und Kinky Friedman.

«Sie verkörpern Widerstandsgeist, Provokation und Dissidenz, und das alles auf einem extrem hohen Drogenniveau.»

Haargenau! Und viele von uns, sollten dieses Buch lesen. Die einen, weil es ihren Geist erfrischt, wie ein Film mit Bob Mitchum; die anderen, weil es sie an die guten, trunkenen Zeiten erinnert; und die dritten, weil es sie in die Spur zurückbringt.

Die meisten aber, sollten es nicht lesen. Denn dieses Buch könnte sie daran erinnern, was sie alles auf dem Weg zu «ihrem Glück» liegen ließen oder allzu billig verschleudert haben.

«The Crazy Never Die» Klaus Bittermann, Edition Tiamat, Berlin, www.edition-tiamat.de

Klitschko versus Haye. Boxen, bye bye.

Gestern nach dem Kampf Haye-Klitschko, strömten die Ordner und Helfer in den Ring, verpackten sorgfältig die Ringluft und ließen sie mit Blaulicht ins Krankenhaus fahren. Die Ärzte zählten 1047 Löcher. Und während die Chirurgenteams der Ringluft die Löcher stopften und vernähten, klackten vor den Kameras von RTL die Pinocchio-Nasen der Promis gegeneinander, derweil sie uns (und sich selber) erzählten, welch Jahrhundertfight wir gerade gesehen hätten. Mussten sie wohl, bei den Tausend-Euro-Ring-Karten. Mich hingegen ließ «DER KAMPF» völlig kalt. Ballyhoo, Gedöhns und Gequatsche satt, dem nachher keine Taten folgten.

Nur Emmanuel Stewart, Klitschkos Trainer, mochte nicht rumflunkern, und machte keinen Hehl daraus, dass sie Haye falsch eingeschätzt hatten, und deswegen Klitschkos nicht besonders gut war . Sie hatten angenommen, dass Haye sofort intensiv auf Klitschko eindringen würde, aber sie hätten auch annehmen können, dass Haye annimmt, dass sie das annehmen, und der Mann smart genug ist, seine Taktik umzustellen. Es war also nur ein 1 Zug Vorausdenkding. Nicht beeindruckend.

Nun haben die Lieblinge der Deutschen, die Klitschis, alle wichtigen Gürtel im Schwergewicht in ihrer Familie vereinigt. Es ist, als wäre der Sargdeckel endlich geschlossen. Der von zuviel Plunder, Geld, DonKingismus und Kameraitis aufgetriebene Leib des Schwergewichtsboxens, ist bereit für den Gang zum Friedhof. Und die Klitschkos werden ganz vorne im Trauerzug mitmarschieren und die ukrainische Familienquetschtröte bedienen. Sei’s drum. Haye wird auch Schluss machen. Und das ist gut so.

Aber ich weiß auch, dass wir bald einen haben werden. Er heißt Robert Helenius, ist Finne und mächtig smart. Mal sehen, wie lange sie brauchen werden, um auch diesen Mann zu zerstören…