Wo Realitätsverweigerung Realität ist, ist die Verweigerung der Realitätsverweigerung Realitätsverweigerung

Oft erwähnen politische Kommentatoren, dass bei einigen Politikern eine gewisse «Realitätsverweigerung» zu bemerken sei. Sie übersehen dabei eine Kleinigkeit:
Hierzulande ist Realitätsverweigerung die Realität. Und das verweigern der Realitätsverweigerung ist pure Realitätsverweigerung!

Gerade neulich konnte man wieder einen schönen Blick in das verhuschte Antlitz der kollektiven Zwangsneurose des Landes werfen. Mit versteckter Kamera wurde gefilmt wie Wiener Apotheker rezeptpflichtiges Ritalin ohne Rezept ausfolgten. Man befragte die Vorstehende der Apothekervereinigung dazu. Es war köstlich sie in ihrem Wahn zu beobachten, da es ihr unmöglich war, einfach zu sagen: Ja, das hätten die nicht tun dürfen. Das war nicht richtig. Sie wand sich wie Klaus Nüchtern als Juror beim Bachmannpreis, als er seinen durchfallenden Kandidaten verteidigen musste. 4-fach gemoppelte Konjunktive, Ausflüchte, Ausreden. Aber da der/die Interviewer eben auch Landsleute waren, wurde nicht gefragt: «Warum können Sie nicht einfach sagen, dass sich die Apotheker falsch verhalten haben?» Auf sowas kommt hier niemand.

2. Bei den Wiener Trams schließen die Türen so hart, dass mehrere Male Leute, deren Arm eingeklemmt wurde, von der Tram mitgeschleift wurden. Die Wiener Verkehrsbetriebe stellten das in Abrede. Das konnte nicht sein. Also war es nicht. Und das würde man Ihnen ins Gesicht sagen, selbst wenn Sie dabeistehend, zusehen würden wie’s geschieht. Plus ein paar 5-fach gemoppelte Konjunktive.

Ein Mann der ein Kind vergewaltigt kann es nicht gewesen sein, da er bisher noch nie ein Kind vergewaltigt hat.

Wie jener Bulle, der in Krems dieses Kind einfach abgeknallt hat. Kann er nicht gewesen sein, denn er hat bisher noch nie ein Kind abgeknallt.

Hier drin liegt der Grund für den Österreich-Hass vieler Intellektueller, Schriftsteller und rechtschaffener, vernüftiger Menschen: Es ist einfach nicht auszuhalten. Und es wird sich niemals ändern. Das ist Terror. Der Dummheit, der Willkür und des ewigen Opfertums.

Akrobatik-Atavismus

Beim Akrobatik meiner kleinen Tochter. Ich war gerade dabei, ihr zwei Gummiringe auf die Pippi-Langstrumpf-Zöpfe zu knutzeln, als ich von einer vorbeigehenden Mama hörte: » Brauchen Sie Hilfe?» Tschechischer Akzent.
«Ja», sagte ich scherzhaft, und setzte ein Grinsen auf. So ein Papa ist ein hilfloses Wesen. Und natürlich war ich immer noch der einzige, der sein Kind zur Akrobatik brachte. Very hilflos!
Die freundliche Mama stoppte ihren Gang, um mir zu Hilfe zu eilen. Und bevor sie mir wirklich die Gummiringe aus der Hand zupfen konnte, gab ich mich zu erkennen und zeigte meine Marke: «Kleiner Scherz. Aber danke!»
Sie lächelte etwas säuerlich, und ging ihrer Wege.

Es war dieser tschechische Akzent.
Vor mehr als zwanzig Jahren. Als ich ein Jahr lang unter tschechischen Dissidenten gelebt habe. Und Dissidenten sind auch nur Männer, denn eines Abends hörte ich die Fama der tschechischen Frau. Nicht jener, die bereits hier im Westen heimisch war, sondern von demjenigen sagenhaften Wesen, das ganz frisch durch den eisernen Vorhang geschlüpft war.

Einer der Jungs erzählte mir ohne Umschweife, was es mit diesen Frauen und Mädchen auf sich hatte: Sie waren äußerst begehrt. Und zwar aus Gründen, die wir heute eher in Zusammenhang mit Kleinasien bringen würden, mit Islam und Zwangsheirat.

Die Mädchen, verriet mir mein «Mann», waren nämlich noch nicht durch den Westen verdorben, und waren es durchaus gewohnt einen Job zu haben, den Haushalt zu schmeißen und eine brave Gattin abzugeben, während der Meister all das tat, was ein Mann tun musste: Rumsaufen, Rumhängen, Rumbumsen.

Tja, so ein Westen hatte doch auch seine Nachteile. Die Freiheit brauchte klarerweise Grenzen. Freiheit in der Kneipe, und Kommunismus zu Hause.

Ich gebe es zu: Ich war schockiert. Aber ich glaube, dass ich in jener Zeit, wohl jeden zweiten Tag schockiert war.

Und diese tschechische Mama war vielleicht eines jener Mädchen, die blutjung durch den Vorhang gekommen waren.
Und da fuhrwerkt ein hilfloser Mann mit einem Gummiband an den Haaren eines 6-Jährigen Mädchens…

Ihre Reaktion war möglicherweise das, was man gemeinhin mit Atavismus bezeichnet. Das Zurückfallen in alte Stammesriten, das Verhalten unserer Vorfahren.

Die zweite Möglichkeit ist so wahrscheinlich, wie eine Mutti, die einen 30 kg-Kilo-Koffer ins Gepäcknetz wuchtet: Die sieht auch einfach so aus, als pack sie’s nicht.

Es gibt noch eine Möglichkeit.
Die ist äußerst charmant und würde mir von allen am Besten gefallen…

Welcome in (to) Vienna!

Wieder in Wien. Ich werde einfach alles wegwerfen.
Ein Phänomen, eigentlich. Während meiner Zeit in Wald, habe ich nichts von alledem gebraucht. All das Papier, das mein Leben sonst bedrängt. Es spielte keine Rolle.
Und was fliegt hier denn so alles auf meinem Schreibtisch herum?

Belege von der Bank, der neue Verlagskatalog, die Steuerfolterpapiere, 1 Zeitschrift, Einladungen zur Frankfurter Buchmesse, Garantiescheine von der Migros, Fotos, leere Cd-Hüllen, schöne Postkarten von Gabriele Haefs, Briefpapier, Kuverts, übrig gebliebene Dichterstubete-Flyers, alte Manuskripte, neue Typosskripte, 1 durchgebrannte Sicherung, verschiedene Knöpfe, 1 abgebrochene Klinge, verbogene Büroklammern, eine kaputte Armbanduhr ohne Armand, gefühlte 1000 Visitenkarten auf eine enorme Sicherheitsnadel gspießt, 1 Goldstück (10-er Vreneli. Werd ich vielleicht behalten.), 1 Franken-Stück mit meinem Jahrgang, einige Feuersteine, 1 Zippo, ein Gummiball, 1 faustgroßes Stück Bernstein, 1 Druckerpatrone (tot oder lebendig?), Klammern in Schachtel, Tacker, Locher, Kreuz und Assi-Bits, Springmesser, Gummiringe, Nieten, Stanleymesser ohne Klinge, Cds ohne Beschriftung, ein 1 Dollarschein, Klebeband, ein kleine rote leere Schachtel, leerer Scotchband Dispenser, Rezensionsbelege der «Jungen Welt» usw., 3 Versandtaschen, eine ledige Gürtelschnalle, ein Armband mit dem Namen «Andi», einem grünen Blatt und einer gelben Plastikblume, ein Radiergummi, eine Filmdose mit undefiniertem Inhalt, Kabel mit Handyladegerät, ein Lineal, noch ein Scotchbandispenser (voll), und 1 Blatt mit den Chords für «Hey Mister, that’s me upon the Jukebox» von James Taylor, ein Laptop, ein Einzelbillet von Ostwind für 2,80 Fr., eine Einladungskarte zu meinem 50-er (hahaha!), zwei Innenimbus-Schlüssel für die Scooter meiner Kinder, ein kleiner Elefant aus einem blauen Stein geschnitten, eine Gaspatrone für einen nicht mehr vorhanden Gasrevolver, leere 1,5 Volt Batterien, Schlüssel (für was ?) und eine 13-mm Nuss für die Ratsche, Rollen, einige Münzen aus osteuropäischen Ländern, 1 Fünfliber, ein Reißverschlussschlitten, Reißzwecken, ein Batch mit meinem Konterfei, 1 Schlauchklemme 12-22, ein Karabinerhaken, noch mehr Batterien, noch mehr Knöpfe und ein zusammengklebter Backenzahn meiner Provenienz, Schrauben und ein Coin für den Einkausfwagen… Ein Rechner, ein Schreiber und ein Passfoto.

Aber ich kann weder das Dynamit, noch die Pumpgun mit dem Sauposten finden…

«Sunday moaning comin› down»-Poetry

Jeden Sonntag wird unter dem Titel «Sunday moaning comin› down-Poetry», das Gedicht eines Gastautors veröffentlicht.

Beginnen tut Marc Sambesi, 1976 in Kyritz an der Knatter geboren.
Er lebt seit 1994 in Berlin, und seit kurzem am Rande der Stadt.

J.R. Cash

Als ich letzte Nacht wach wurde
Schreckte ich zusammen
Als ich sah
Dass Johnny Cash
An meinem Bett saß

Er ließ den Kopf
Über seine Gitarre hängen
Und zupfte abwesend ein paar Akkorde

Ich hockte mich hin
Rieb mir den Schlaf aus den Augen
Dann quatschen wir stundenlang über Frauen

Besonders über die eine
(seine Stimme war fest und klang keineswegs brüchig)

Ich schlief wieder ein
Und machte mir am nächsten Morgen
Ein Toast mit selbstgemachter Brombeerkonfituere

Allerletzter Tag im «Birli»

Sogar ein wenig Sonne zeigt sich und feines Nebelgespinst, der Säntis umwallt von frisch gewaschenen Wolken, und der kleine Bauer hat was zu schippen, ich kann nicht sehen was es ist, es scheint schwer und hart zu sein. Der Haselstrauch, der zähe Kerl, hat auch die Ziegen überlebt, die ihm die Rinde abgenagt haben. Fein. Recht so.
Nur der Anblick der Wäscheleine, mit der einsamen blauen Klammer, setzt mir zu. Ich weiß warum. Ein Symbol des Sommers. Vielleicht mag sich jemand erinnern:
«Die Wäscheleine ledig
wo einst der Kindern Sachen hingen…»

Was für ein Sommer! Was für ein Sommer! Und gleich noch einmal: Was für ein Sommer!
Es ist dieser Sommer mit den Kindern. Man hat mit einem Mal das Gefühl: Ja, so könnt’s gehen. Das ist es, genau. Und just in diesem Moment, fragte ich mich, warum es nicht immer so ist? Und schon war ich bei Faust: «Augenblick verweile, du bist so schön.»

Menschsein ist beschissen, da gibt es nichts zu deuteln. Über die wirklich wichtigen Dinge haben wir nicht zu entscheiden, keine Kontrolle, aber wir halten uns dafür schadlos, wenn es um einen Einbauschrank oder einen Satz Felgen geht. Viel idiotischer geht’s wirklich nicht, oder?

Und niemand weiß, wer das so eingerichtet hat. Die einen sagen: Gott. Die anderen stellen keine Fragen und bemühen sich, so gut es geht, abzustumpfen, damit sie keinen Schmerz mehr fühlen. Ein Großteil kommt schon strunzblöd zur Welt, und wieder andere ahnen die Fragen und ertränken sie in Strömen von Sprit, Bergen von Schnee oder basteln im Keller hübsche, kleine Lügen oder sie lesen Bücher von Paulo Coelho und glauben ernsthaft, dass der ein Schriftsteller ist.

Ich denke, es wäre schön mehr Geld zu haben. Das würde eine Menge Probleme lösen. Geld ist Freiheit. Die Freiheit, ein Leben so zu gestalten wie man es möchte. Sich in den Dingen ungehindert bewegen können. Aber wenn man es verdienen muss, bleibt einem keine Zeit sich zu bewegen, und man fährt wie jeder andere Irre auch einfach nur in den Urlaub. Vielleicht auch mal übers Wochenende schnell nach London, zum shoppen.

Aber was sollen wir Schriftsteller machen? Nichts. Einfach weiter schreiben und das Kein-Geld-haben ertragen. Und auf eine neue Chance hoffen…

Ich schwitze, weil ich ziemlich geschrubbt habe. So ein 6-Zimmer-Haus putzen macht Arbeit, Freunde.
Wenigstens das muss ich nicht mehr machen. Und einen Geschirrspüler wird’s auch wieder geben.

Uf wiederluege, Haus und Wald und Wäscheleine.
Ich komm sicher mal wieder. Dann geh ich auf die Rütegg trinke einen «Ghürotnä» und wander dann weiter über Heiden zurück.
Übrigens: Heiden ist eindeutig die Queen in der Gegend. Wenn sie nach einer langen Kurve plötzlich auftaucht, in die Hügel geschmiegt wie eine mediterrane Belezza, und dahinter prangt der See, dann fühlt sich der alte Wanderer verdammt gut.
Bis dann.

Der Autor als Jukebox lll.

Der Autor dankt und schreibt.

COUNTRY

Country ist der Blues der Weißen. Sage ich. Sagt vielleicht noch wer. Wer weiß? Selten erfindet man was. Tut es nur nacherfinden, weil man nicht weiß, dass es bereits erfunden ist.

Der allererste Song, den ich von einer Platte hörte – Anfang der sechziger Jahre-, war: «Tom Dooley», gesungen von einem traurig aussehenden Burschen namens «Bobbejaan» oder «Bobajan». Gesungen auf Deutsch, notabene.

Meine Lieblingssongzeile war:
«Als Tom Dooley musst hängen, da hab ich zugeschaut
keine Spur von Mut, den er jammerte laut.

Refrain:
Ich hab schon viel gesehen
aber keines ist so schlimm
wie ich steh an der Bar
und ich habe keine Geld.»

Sowas muss einem mal einfallen! Und was für eine Grammatik!
Die Internationale der Quartalsäufer!

Dann hörte ich auch noch (auf dem Plattenspieler meiner Onkel):»Oh my Darling Caroline», gesungen von «Ronny». Voluminöser, deutscher Bass.

«…und ein Schuss fällt
in den Bergen
in dem Haus am Waldesrain.»

Besonders gut gefiel mir dann folgende Zeile:
«Mit dem Sheriff muss ich gehen
von dem Haus am Waldesrain…»

Nun, um was ging’s? Um das zweite große Thema des Mannes: Die Frau, die ihn für einen anderen verlässt. Und der Ich-Erzähler in diesem Song, mochte sie nicht ziehen lassen und erschoss Caroline kurzerhand.

Mit diesen Themen kann man ein Leben füllen. Kein Problem. Und oft ist der erste Song (Tom Dooley) mit dem zweiten verwoben, wie ein dicker, undurchdringlicher und verfilzter Poncho. Liebe und Rausch. Oder, Saufen und Weiber. Großes, schönes und schmerzliches Thema.

Schwer zu sagen, wie diese Songs die kindliche, hungrige und empfindsame Seele eines 5 oder 6 – Jährigen beeinflusst haben mögen. Jedenfalls saß ich an sonnigen Tagen oft unter einem Baum und sang diese Songs. Unten lag der kleine Landbahnhof (Mörschwil) und dort gab es zu dieser Zeit noch einen Kiosk, den ich oft besuchte, um für meine Onkels Zigaretten zu holen. Und jedes Mal gab mir die Frau, von der ich nur den Oberkörper sehen konnte, einen Schokostick mit, «weil du so schön singst». Sie war mein erstes (zahlendes) Publikum. Und wenn ich meinen Onkels die Zigaretten brachte, überließen sie mir meistens das Wechselgeld.
Geld für’s Bringen. Aber Süßes gab’s für’s Singen.

Kann sein, dass ich damals diese Lektion lernte.

P.S. Der Autor dankt den Coineinwerfern. Es war ein kurzes und interessantes und aufschlußreiches Experiment. Der Blog wird weitergeführt. Mit oder ohne Coins. Interessant war, dass, da nun irgendwie Geld im Spiel war, es sofort zu Missverständnissen und Ärger kam. Das muss nicht sein.
Denn: Geld für’s Bringen. Aber Süßes für’s Singen.
In diesem Sinne…

Abschlusskundgebung in Wald (AR)

Heute gibt es (zum ersten Mal!) einen Gastkommentar von Florian Vetsch zu lesen. Er schrieb einen Nachklang zur Abschlusskundgebung im «Birli» Wald (AR).
Morgen geht’s dann weiter mit «Der Autor als Jukebox».

Dichterstubete im Birli (von Florian Vetsch)

Franz Dobler und Andreas Niedermann gaben
am Samstagabend eine schlagende Lesung

Das Birli bei Wald (AR), ein typisches Appenzeller Bauernhaus, ist das ehemalige Refugium des Zürcher Ehepaars Dr. René und Renia Schlesinger; heutzutage steht es jeweils für ein Jahr einem Kulturschaffenden zur Verfügung, den die Schlesinger Stiftung kürt. Der Autor und Verleger Andreas Niedermann genoss dieses Privileg seit letztem Oktober. In dem Jahr hat er dem Ort seinen Stempel aufgedrückt. Nicht nur, dass er täglich auf der Homepage seines Verlags HYPERLINK «http://www.songdog.at» www.songdog.at einen spannenden Blog führte: Anstatt der bislang für Künstler veranstalteten Schlussaustellung realisierte der Literat dreimal eine Dichterstubete: eine neue Form einer Autorenlesung. Niedermann lädt dazu ein bis zwei Schreibende ins Birli ein und wirbt dafür in öffentlichen Blättern, auf Flyern, im Web etc. Zudem bekocht er die Gäste und stellt Tranksame zur Verfügung, reichlich und, dank der Stiftung, frank und frei. Und zu einer Dichterstubete läuft in den Pausen Vinyl: Diesen Samstag drehten Lyle Lovett, Tom Waits, Miles Davis und Billie Holiday ihre konspirativen Runden auf dem Plattenspieler in der gemütlichen Appenzeller Stube.

Von Erntedank sprach Andreas Niedermann am Ende seines Jahrs im Birli, davon, dass ihn die prächtige Landschaft, die Höhe, die Jahreszeiten hier oben tief berührt hätten und er in diesem Jahr 25-mal die Strecke Wien–Wald zurückgelegt habe, eine Strecke, die etwa der von der Arktis bis zur Antarktis entspreche. Und dass er hier oben vier vom Grafiker Yvo Egger prägnant gestaltete Bücher produziert habe, darunter den aus seinem Blog hervorgegangenen <>; aus ihm las er an diesem Abend vorwiegend. Neben ihm sass der für seine Johnny-Cash-Biografie weitherum bekannte Schreiber Franz Dobler, ein bunter Hund, von dem Niedermann gerade den Lyrikband <> herausgebracht hatte.

Es war keine abgekartete Sache, welche die beiden Autoren ihren rund 30 Gästen präsentierten. „Wer fängt an?“, fragte der Gastgeber seinen Mitstreiter. „Du fängst an, weil ich pissen muss“, erwiderte Dobler, erhob sich und verliess kurz den Raum. Also begann Niedermann, dann übernahm Dobler, der seine seit 1987 bestehende Freundschaft mit dem Verlegerautor beteuerte und prompt die Lesung ein weiteres Mal unterbrach: „Denken Sie darüber nach, was ich gesagt hab – ich hol mir mal eben ein Glas Wein.“ Im Verlauf der zwei Sets wirkten die Lesenden einmal wie Sparring-Partner – „Kollegen und Konkurrenten“ pointierte Niedermann ihre Beziehung –, dann wieder wie Stan Laurel und Oliver Hardy: witzig, spontan, selbstironisch, sportlich. Und sie liefen locker zur Höchstform auf. „Es gibt ungarisches Pörkölt und starke Texte“, hatte Niedermann auf seiner Homepage angekündigt. Starke Texte gab es denn zuhauf. Im Nu eroberten die prickelnde Aktualität von Niedermanns Logbuch und der Drive von Doblers erfrischend direkten, vollkommen unakademischen Gedichten die Herzen ihrer Zuhörerschaft. Die Lesung endete gegen 23 Uhr im Erzählen von Witzen und Kalauern. Haben Sie schon einmal eine Lesung zweier gestandener Autoren gehört, die mit Witzen und Kalauern endete? Das wäre doch mal eine Anregung für die Solothurner Literaturtage!

Abschliessend kann man sich nur wünschen, dass dies nicht die letzte Dichterstubete gewesen ist. Ich hoffe, dass es der Schlesinger Stiftung gelingt, Andreas Niedermann pro Jahr wenigstens zwei-, dreimal von Wien nach Wald einzuladen, um das sinnenfrohe und geistanregende Geschäft der Dichterstubete weiter zu betreiben.

Florian Vetsch

Franz Dobler: <>. Songdog Verlag, Wien 2009. 60 Seiten. CHF 20.-

Andreas Niedermann: <>. Songdog Verlag, Wien 2009. 342 Seiten. CHF 36.-

Lippenbekenntnisse

Nur Lippenbekenntnisse zur Erhaltung des Blogs. Keine Coins.
Ist schon alle Welt Österreicher/In geworden?

Bankverbindungen:
EU:
Andreas Niedermann
Raiffeisenlandesbank NOE-Wien BLZ 32000 Konto 04835096
IBAN AT62 3200 0000 04835096 BIC: RLNWATWW

Schweiz:
Andreas Niedermann
Raiffeisenbank Lütschinentäler Konto 13748.22
IBAN CH9080837000001374822
(BC: 80837, Postkonto: 30-7593-5, SWIFT/BIC: RAIFCH22)

Stormy monday ll.

«Stormy Monday» entfällt heute. Weil der Autor schrecklich mit den verschiedensten Dingen beschäftigt war, und ist. Es könnte sein, dass es einen «Windy Tuesday» oder einen «Föhnigen Mittwoch» gibt…

Hasta la Proxima