Brenn, Sonne, brenn!

Hitzewelle in Wien. Und ich bin nicht dabei. Das grenzt nicht an ein Wunder, aber es ist äußerst ungewöhnlich, das schon. Normalerweise wartet die Hitze ab, bis auch ich aus den Bergen oder wo ich sonst gerade eine cool-kühle Zeit hatte, wieder in Wien aufschlage. Diesmal nicht.

Ich denke, bei 13 Grad und Regen, an die Bauschlöcher die mir seit zwei Jahren mein Leben vergällen. Es kann meiner Meinung nach nicht heiß genug sein, damit auch sie ein wenig leiden, so wie ich unter ihrem unnötigen Lärm, ihren dummen Gesichtern und ihrem Geschrei leide.

Bin ich etwa rachsüchtig? Und wie. Und da ich ihre Scheiße von Gesetzes wegen ertragen muss, und mir niemand sonst hilft, so springt für einmal die Natur ein, und sorgt für einen minimalen Ausgleich.

Brenn, Sonne, brenn, dörr sie aus, lass sie leiden!

Es schreibt Franz Dobler …

ES IST NIE ZU HEISS 

um ein gutes Buch zu lesen. Ich schwöre. Unser alter Freund und Wien-Korrespondent hat wieder eins geschrieben. Vielleicht sein bestes. Oder wieder mal sein bestes. Weil er eben immer besser wird. Hat er nichts Besseres zu tun? Geht euch nichts an. Mehr dazu bevor’s dann wieder kälter wird…

Cover Niedermann Schreiben uva

https://songdog.ch/songdog-home.html

Mit einem – auch das gibt´s! – korrekten Verlagsinfo: „Rasant, brutal, komisch und witzig erzählt Andreas Niedermann vom gefährlichen und abenteuerlichen Leben eines Getriebenen. Schonungslos ehrlich mit sich und anderen sucht er in dieser Odyssee, die ihn durch Schweizer Städte, durch Wien, Paris, Italien, Griechenland treibt, nach der Gelegenheit, das zu tun, was er will: Schreiben. Aber wie schreibt man? Und vor allem, wie erschafft man eine Situation, die Schreiben erst ermöglicht? Und was soll das überhaupt: das Schreiben? Für wen denn? Wie muss es klingen? Und was ist ein Schriftsteller?“ Wüsste ich auch gern – und weiß jetzt mehr. Wird´s mir weiterhelfen? Nicht ausgeschlossen. Hilft jedenfalls mehr als beten. Was man nicht von vielen Büchern behaupten kann.

Comic–Rookie postuliert:

Neulich beklagten sich Frauen im Radio, dass der Anteil der Frauensoldaten in keinster Weise der Gleichstellung entspräche.
Ich weiß nicht, ob das jetzt geändert und angeglichen wurde. Aber nun beklagten sich einige Frauen, dass der Anteil der Gefallenen in keinster Weise der Gleichstellung entspricht.

Wie rückständig!

Alle machen ja nur ihren Job

Ich höre immer wieder, dass es nicht okay ist, die Bauschlöcher, die mir seit mehr als 2 Jahren das Leben vergällen, zu hassen. Wenn sie rumschreien, brüllen, absolut unötig nervenzerfetzenden Lärm produzieren, tagein tagaus, jetzt 24/7, dann, so wird mir vorwurfsvoll ins Gewissen geredet, „Sie machen ja nur ihren Job“.

Ja. Es sind alles fürsorgliche Familienväter, die nur das Ziel haben, den Unterhalt ihrer Familie zu sichern.
Stimmt. So wie Adolf Eichmann, die Folterer in den Kerkern von Assad, Putins Vergewaltigersoldaten, Putin himself, alles nette Familienmenschen, die nur ihren Job machen.

Rein zufällig verhindert der Job der Bauschlöcher, dass ich meinen Job machen kann. Aber mein Job ist nicht wichtig, macht keinen Lärm, ich schreie nicht rum, ich störe niemanden, gehe damit niemanden auf die Eier, also alles Attribute die absolut verachtenswert und minderwertig sind. Wenn ich wenigstens ein wenig herumlärmen würde. Nur so ein bisschen, wie früher, als man noch auf wuchtigen Schreibmaschinen schrieb. Sollte ich vielleicht wieder machen. Nächtens, von 1 Uhr bis 5 Uhr. Ja, liebe Nachbarn: Ich mach ja nur meinen Job, den ich tagsüber nicht machen kann. Damit müsst ihr klar kommen. Wir machen ja alle nur unseren Job.

Gerade wird in der Wohnung über meiner gestemmt. Kangohammer und Fäustel und Meissel. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.
Es wird irgendwann aufhören. Wie alles irgendwann aufhören wird. Irgendwann wird auf dem Planeten wieder Stille herrschen, und niemand mehr wird den Wind hören und den Gesang des letzten Vogels.

Aber bis es so weit ist, lass ich mir meinen Hass nicht ausreden.
Auch wenn alle ja nur ihren Job machen.