Ein verspätetes Weihnachtsgedicht

Das einzig wahre, wahre Weihnachtsgedicht

(es stammt von meinem alten Feind Henk, der es mir vor einigen Jahren zugeschickt hat. In einer toten Ente.)

Weihnachtsgedichte verfasste der Poet
trank dazu eine bouteille Moet
den Chandon ließ er weise stehen
es sollt ihm nicht wie letztes Jahr ergehen.

Als er mit Tippen fertig war
begab er sich zur Krippenbar
den Stapel Gedichte unterm Arm
Ochs und Esel hielten alle warm.

“He, Hirt, schenk mir mal einen ein
aber nicht von jenem billgen roten Wein,
nimm den trocknen, teuren, guten
sonst lass ich deine Nase bluten!”

Josef kam nun geschwind heran
ahnte Ärger mit dem Dichtersmann
„Gemach! du oller Zeilenschinder
hier im Raum sind auch noch Kinder.”

“Fein, dass ich dich hier noch sehe
hab Gedichte über Christkinds “Wohl und Wehe”
und hoffe sehr, du hast auch was für mich
denn umsonst da dicht ich nich.”

“Was heißt denn hier umsonst, du Löl
bist doch breit und längst im Öl
so eine Magnum Flasche Moet Chandon
ist als Gage wohl genug – pardon!”

So stritten Josef und der Mann der Worte
zuerst piano, adaggio und dann forte
in der Krippenbar gings richtig zu
selbst der Ochs wollt nun ne Kuh.

Der Streit schwoll an, s’war nicht mehr klass
Maria fand’s öd und ziemlich krass
sie wusste aus Erfahrung vergangner Zeiten
die Krippenbar ist ein beliebter Ort zum Streiten.

Als der Zoff zu einem Ende fand
und Maria Josefs Kopf verband
dachte blutend unser arm Poet
der Chandon war’s diesmal nicht, wohl eher der Moet.

Das Sprüchemuseum (107)

„Wenn die stille Zeit vorbei ist, wirds dann auch wieder ruhiger.»

Karl Valentin

Wir sagen: So ist es. Und man merkt es daran, dass sich die Karteileichen der näheren Zukunft auf den Weg in die Fitnessstudios machen, um ihre Neujahrsvorsätzen zu stemmen und unter dem Gewicht zusammenzubrechen.

Das sollte sich ändern

Man braucht nur ein bisschen in den Medien rumzulesen, und schon stößt man unweigerlich auf diesen ins Tausendfache vervielfältigte, weil nachgeplapperten Satz: „Kein Mensch macht sich freiwilllig auf den Weg ins Ungewisse und riskiert durch Flucht sein Leben.»

Doch. Tut der Mensch. Man nennt es auch Jungsein. Abenteuerlust. (Gilt natürlich nicht für alle, nona.)
Ich weiß es. Und ich weiß auch, dass in dieser geistig vollverspießerten Westwelt Leute die Meinung zu machen versuchen, denen schon der kalte Schweiß auf die Stirn tritt, wenn sie ihre Frisur ändern sollen.

Das sollte sich ändern.

Das Sprüchemuseum (106)

„Die Krippe heute stünde in einem Ankerzentrum.»

Heribert Prantl (Süddeutsche)

Wir sagen: Wirklich? Hätte Jesus der Jude, dann noch 33 Jahre Zeit gehabt, sein Wirken zu entfalten?

Das Sprüchemuseum (105)

Adventskalender der guten Fragen: Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu ist Deutscher und Muslim. Wie ergeht es ihm an Weihnachten?

SPON

Wir sagen: Der Schrifsteller Andreas Niedermann ist Schweizer und Atheist. Wie ergeht es ihm an Weihnachten?

Antwort: Er wird da durch müssen, wie alle anderen Hindus, Buddhisten, Juden und Sihks. Fragt die eigentlich jemand?

Dann sah ich

mir einen amerikanischen Comedian an. Er war schwarz und nicht wirklich gut und auch nicht wirklich schlecht, und dann machte er einen Trump-Witz und ich wechselte zur „Anstalt“ auf 3Sat, hörte zwei Witze, die so simpel und dumm waren, dass ich mich fragte, wie verblödet links man sein muss, um sich das anzusehen; und so zappte ich zu den Nachrichten wo gerade der „poetische Revolutionär“ Konradin Wacker vulgo Konstatin Wecker seine im Brechtstil vorgetragenen Platitüden absonderte. „Sag Nein“, heißt das neue Werk, und das fand ich dann doch gut, und ich sagte „Nein“ zu Wecker und sah mir eine starke Doku über den ehemaligen Pornostar Rocco Sifredi an, und es war, als kehrte man in die Gemeinschaft wirklicher Menschen  zurück.