Niedermanns Block

Henk ist nicht auffindbar. Ich denke, die Feiertage waren einfach zu viel für ihn, zu viel für sein aufbrausendes Temperament. Er bewegte sich ziemlich rasant auf das zu, was man früher als Blutsturz bezeichnet hat. Ein Choleriker hat es schwer in diesen Zeiten. Da können die Herren Hessel und Ziegler sagen, was sie wollen.

Henk, so könnte man sagen, ist das Gegenteil eines Wutbürgers. Ich glaube, er empfindet keine Wut, sondern Zorn. Und auch Hass. Wie auch immer: Er ist weg. Und: Recht hat er! Schlimmer als alle Feiertage zusammengenommen, ist Sylvester. In Wien wird man das Gefühl nicht los, dass die Leute nach einem Krieg dürstet. Ganz gleich, was sie auch zu Protokoll geben mögen: In Wahrheit wollen sie töten. Schießen. Niederkartätschen. Sie wollen zusehen, wie es anderen Ohren und Münder zerfetzt, wie Nägel aus Fingern gezogen werden, wie richtiges, lebendiges Blut fließt. Die Innenstadt, der sogenannte Sylvesterpfad, wird zum Kriegsschauplatz. Knallfurzende Demonstrationen betrunkener Niedertracht.

Alle sind sturzbesoffen, werfen mit Böllern, Krachern, Luftheulern und Raketen um sich, und nennen es Party. Aber es steht mir nicht an, zu moralisieren. Sollen sie.

Gestern habe ich den Film «Margin Call» gesehen. Was soll ich sagen? Ich bin heilfroh, dass es noch Menschen gibt, die solch großartigen Dinge hinkriegen. Ich kann ihn nur empfehlen. Kluge Dialoge. Hervorragendes Schauspiel und eine packende Story, die in der Einsicht gipfelt, dass einem zum Schluss doch nichts anderes bleibt, als ein Loch in den Garten zu schaufeln, um den toten Lieblingshund zu begraben. Wozu also die Aufregung?

Auch der Niedergang, mein Lieben, ist ein Abenteuer.

Henks Blog 4

Hab dann den Abend doch nicht mit den Obdachlosen verbracht, denn der Papst kam vorbei und wir haben zusammen ein Fläschchen aufgemacht und geleert. Feiner Kerl. Muss ich sagen. Wir verstehen uns irgendwie. Und er hat ja recht -meistens-, und ich bin ja auch empfänglich für das Gute, obschon ich meistens nur Abscheu empfinde. Abscheu vor meinen Mitmenschen. Das findet der Papst nicht so gut, und er schimpft immer ein bisschen mit mir, aber andererseits lobt er mich auch, weil ich mich bemühe weniger Abscheu zu empfinden.

Sartre, der hatte ja auch recht: «Die Hölle, das sind die anderen.» Aber wer hat’s heute noch mit Sartre?

Und um gleich einem Irrtum vorzubeugen, ihr hominiden Masturbanten: Dass die anderen die Hölle sind, heißt nicht, das man sie schlecht behandeln soll. Das hat Sartre nicht gesagt. Auch der Papst nicht. Nicht mal ich, Henk. Ich finde, man soll den Mitmenschen gut behandeln und hilfreich sein wo’s nur geht, aber ihm auch ohne zu zögern was auf die Glocke donnern, wenn’s sein muss.

Der Papst fand dieses «Postulat» etwas fragwürdig. Aber Scheiße, der Gute hat ja auch einen ziemlich harten Job. Und er macht ihn gut. Meine Meinung. Wer erkannt hat, wie der Mensch wirklich ist, der kann nur Katholik werden. Oder Papst. Denn es geht darum, die miesen Triebe von uns Arschlöchern im Zaum zu halten, und das ist ein gottverdammter Knochenjob, bei den Massen an miesen Trieben, die wir so haben. Und das ist eben dem Bene sein Job: Dafür zu sorgen, dass wir halb lang machen. Und Bene scheißt auf die Papierkathos, ich meine, so würd er das nicht ausdrücken wollen, aber stimmen tut’s doch.

Ich glaube, er hat den Sartre auch noch gekannt. Ja, traurig irgendwie, denn wenn Bene dereinst den Blinden nimmt, dann wird’s schwierig. Typen wie Sartre gibt’s auch nicht mehr, nur noch so Philodarsteller wie den Herrn Precht und die Pümpernelle Klottersyk.

Aber wie schon mein alter, leider viel zu früh verstorbener Freund Chazz über Sartre und die alten Philosophen sagte: «Sie rüttelten an allem und jedem. Und wenn man sich heute die Menschen anschaut, kann man gar nicht glauben, dass es sich dabei um dieselbe Gattung handelt.»

Jetzt wären wir wieder am Anfang. Ob das gut ist?

Euer Henk

Henks Blog 3

Weihnachten ist Scheiße. Ich hab’s bereits in einem vorigen Blog erwähnt. Weihnachten ist die Rache der Frauen an uns Arschmännern, weil wir ihnen gleichen Lohn für gleiche Arbeit verwehren. Wenn ein Semibreckerl sich jetzt fragt, wie ich da drauf komme, soll er sich mal umschauen. Alles zugemüllt von Weihnachtskram, von Mistel-und Tannenzweigen, von Keksen und shoppenden Arschlöchern all over the World. Ist das männlich? Na ja, heutzutage vielleicht schon. Weihnachten ist die temporäre, aber totale Herrschaft des Konsumismus, sie ist das Hackebeil, dass die schöne Alltagsschlagader durchtrennt, und uns erzählen will, dass sie unser Aneurisma operiert; Weihnachten ist der Triumph des Spießigen über die wahren Lügen; Weihnachten ist der Veitstanz des Merkantilismus der seine Fresse nicht mehr schließen kann, und Weihnachten dauert viel zu lang. Monatelang.

Niedermann hat sich schlauerweise vom Acker gemacht. Nach Prag. Um den toten Vaclac Havel zu ehren. Das ist schlau. Das ist gut. Das ist richtig. Und ich bin neidisch.

Mein Sohn hat angerufen und mir mitgeteilt, dass ich mich ja nicht blicken lassen soll. Heute Abend. Noch einer der vernünftig ist. Nun sind es bereits zwei. Vielleicht haben wir doch noch eine Chance.

Ich geh vielleicht in die Gruft zur Obdachlosenweihnacht, um mich ein wenig aufzuheitern.

Stehn wir’s irgendwie durch, und geben uns keine Blöße.

Wetzt schon mal die Messer…

Euer

Henk

Henks Blog 2

Man kennt das ja: Man will nur seinen Job tun, sich um sein blödes Ding kümmern, und schon kommt einer daher und muss einen anquatschen. Auf die Ungute. Und ungut ist nicht etwa, wenn einer seinem gefühlten Feeling freien Lauf lässt, das find ich immer erfrischend (wie ein Johnny Walker mit Eis und Averna), denn manchmal ist es richtig lustig den winzigen Pimmel zu sehen, wenn einer, der sich sonst schön bedeckt hält, mal die Hose runterlässt, nein, das meine ich nicht, sondern wenn man ’n Kollegen erwischt, der sie nicht halten kann, und einen zutextet, und man sich fühlt wie in ’nem Gefängnisausbruchsfilm: zwei Typen mit Fußfesseln aneinander gekettet und weit und breit kein Hackebeil, nicht mal ne Nagelschere.

Nun, so war’s gestern. Ich möchte ja noch nicht verraten in welche Jobmisere ich gespült wurde, aber der Kollege schwallte andauernd was von einem Schwab ab, einem Werner Schwab, und da mir der Name überhaupt nichts sagte, sah er mich an als würd ich vor seinen Augen ein Eichhörnchen fellieren. Dann sog er an seinem Zigarillo, blies den Rauch in meine Richtung, und… sagte erst mal gar nichts. Der Typ sah aber auch richtig Scheiße aus. Fetttriefende Federn, aufgequollene Fresse mit Brille plus teigiges Bodylein. Man musste sich fragen, in wieviele Hörner der gestoßen hatte, um diesen Job zu kriegen. Als er den Schock absorbiert hatte, ging der Fließtext weiter, und ich erfuhr alles über Werner Schwab. Nicht, dass mich das in irgendeiner Weise auch nur für einen vernudelten Bit interessiert hätte (und ich vergaß auch gleich das meiste wieder), aber irgendwann fiel ein Ausspruch, der mich aufhorchen ließ. Dieser Schwab war angeblich ein Dichter gewesen, ein berühmter sogar, einer, der mit 36 Jahren in einem 4 Promiller den Blinden genommen hatte, und der mal gesagt haben soll: «Ein berühmter Dichter ist gut. Ein unbekannter Dichter is a Schaas (Furz).»

Da musste ich unwillkürlich an meinen Zweitarbeitgeber Niedermann denken, und was der wohl dazu sagen würde? Der Spruch hat natürlich etwas für sich, und während der restlichen Plackerei des Tages, wollte er mir nicht mehr aus dem Kopf. Das nervte. War wie so’n Ohrwurm. Aber vielleicht war das nur ein genialer Trick meines Gehirns, das mich vom Dauergequatsche meines Kollegen ablenken wollte. Wer weiß? Denn, was gehen mich die Dichter an? Ich finde Peyton Quinn stark, und den kennt auch keiner von diesen klottrigen Kulturniks, da könnt ich ja auch den ganzen Tag abschwallen. Tu ich aber nicht, da ich noch einen gewissen Restanstand besitze.

Aber eins weiß ich sicher: Auch wenn Niedermann ein Schaas ist: wegen eines 4 Promillers nimmt der nicht den Blinden. Das ist amtlich. Und wie sagte der gute Peyton: «Die sicherste Methode einen Kampf zu gewinnen, ist, ihn zu vermeiden.»

In diesem Sinne

Henk

Henks Blog

Nun hat es geklappt. Henk hat eingewilligt, wir sind uns einig geworden, er wird den Block weiterführen. Eins sei gesagt: Es war nicht gratis. Aber ich hoffe, es wird sich für alle lohnen, und Henk wird uns mit Einträgen überraschen oder sagen wir lieber: er wird uns nicht überraschen, sondern die gute Henk-Kost bieten, die wir von ihm gewöhnt sind. Henk, übernehmen sie…

Freunde, Jopie Heesters ist im Spital. Im kritischen Zustand, wie es heißt, was heißt, er wird den Zylinder an der Garderobe abgeben, was heißt, man wird ihn mit großer Wahrscheinlichkeit an diesem Jahreswechsel nicht mehr sehen und hören können, wie er, in die Rundung eines Flügels getackert und Besenstiel in der Arschfalte, eins oder zwei zum Besten gibt, ein Potpourri jener Songs die er damals, 1941 im KZ Dachau, angeblich nicht vor der SS gesungen hat.

Schon Hitler hat ihn gemocht, und der wusste was gut war. Ja, überhaupt die ganzen Nazis wussten was gut war, und sie schätzten z. B. die französische Kultur, den Wein, den Cognac, das savoir vivre, und letztendlich nehmen sich die Original-Nazis gegen die heutigen Dumpfkolben der Neos aus, wie Heuschrecken gegen Protoplasma.

Ich find’s schad. Um den Jopie. Ich finde, er sollte immer im Fernsehen sein, und das Publikum des Musikantenstadels sollte ihn immer und immer wieder sehen und hören können. Müssen. Immer wieder. Versteht ihr? Jopie Heesters an den Flügel gegaffert, den Kopf in den Nacken gelegt, so, als würd er ihn von dort nie mehr richtig auf den Hals kriegen, wie so ne Gans die die Leber gestopft kriegt, und in einem Endlos-Loop ertönen seine knorschen Melodien, ad infinem (wie R.D. Brinkmann zu sagen pflegte, der alte, leider auch schon tote Freund vom alten Chazz).

Wir haben’s nicht anders verdient. Ich vielleicht schon, aber es ist schwer eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Scheißweihnachten, auf jeden Fall. Sogar die Krise wird vom Konsumenten ignoriert, wie man allerorten lesen kann. Ich meine, wo kommen wir hin, wenn wir schon die Krise ignorieren? Jopie wird es uns sagen. Bald.

Euer Henk

Henks Mail Nr.2

Es gab Beschwerden. 22 Mails kamen rein. Die meisten von Exilgriechen. Sie beschwerten sich darüber (notabene!), dass die Behauptung mit der Dynamitfischerei einfach nicht stimme. Die Redaktion bedauert. Ist eigentlich logisch. Wer verschwendet schon Dynamitstangen in ein mit Dynamit leer gebummstes Meer?

Henk hat sich offensichtlich entschlossen den Blog als unregelmäßigen Briefmail zu füttern, denn es traf bereits die dritte Botschaft in der Redaktion ein. Ich, und die restlichen 7 wichtigsten Redakteure haben nichts dagegen. 2 schon, aber denen haben wir ein LUNZER-Wasser spendiert, und sie hielten sie (die, Sie wissen schon was).

Hallo Niedermann

Das Leben eines arbeitenden Mannes heißt Durst. Großer Durst. Aber wie der alte, leider viel zu früh verstorbene Chazz mal gemeint hat: «Man arbeitet doch nur, um danach einen Kasten Bier leer zu machen.» Nee, Scheiße, das war gar nicht Chazz, das ist von dir. Das tut mir jetzt aber leid. Das wollte ich nicht.

Aber du bist nicht der einzige, dem ich «Unrecht» getan habe. Es ist eine Schande, Asche auf’s Haupt, ich habe einem Taxifahrer unrecht getan. Und das in Wien. Das schmerzt. Dabei ist es inzwischen amtlich (man konnt’s überall lesen), dass die Taxler in dieser pflaumenlosen Pflaumenstadt, zu den elendesten, unfreundlichsten, beschissfreudgisten und zu den größten Sprachnulpen aller Cities zählen. Du verstehst. Und ich tu auch noch einem von ihnen Unrecht. Das muss man erst mal zsamm bringen.

Ich sitz also in jenem Koben, in dem auch du, lieber Niedermann, hin und wieder anzutreffen bist, und schau den Staatskünstlern beim Versaufen der Subventionen zu, so halb in der Erwartung, dass der Pop-Autor Lottmann auftaucht, der neue Lieblingspiefke aller Kultur-Wiener, weil er immer so schön über sie schreiben tut, und er deswegen glaubt, sie seien auch nett und freundlich, aber er ist eben Piefke, und die glauben fast jeden Sterz, also, ich sitz da und löt mich zu (nach all der Hacken, hab ich’s auch redlich verdient) und denke, der Lottmann könnt auch mal was nettes über mich schreiben, aber er kam dann nicht, und ich war dicht, wankte auf die Straße und hielt nach einem Taxi Ausschau.

Es kam dann auch eins, das Licht war an, ich wink’s heran und schick mich an, in die Morchel einzufahrn, aber da müllt mich der Taxler an, dass er gar nicht frei sei und einen Besteller-Kunden hat, und ich denk nur, was für ein Schmäh, der Öde will mich nicht mit, weil ich ein bisschen schief im Wind steh und fahr meinen besten Stinkefinger aus, wende mich ab und warte an der Ampel. Da fährt der Morschi heran, schiebt die Tür auf und beginnt zu texten, von wegen, er können nichts dafür (na, klar, er ist ja Wiener, und die können nie was dafür. Das ist ja auch amtlich.), er habe echt eine Bestellung und die Leuchte gehe erst aus, wenn der Kunde einsteige. Mich juckt’s seinen Sermon mit einem zweiten Finger zu unterbrechen, aber ich halt mich schicklich zurück, denn, so warnt mich eine innere Stimme, der Morschi könnt vielleicht recht haben, ein Opfer der Taxiinnung oder so, und ich hör ihm schweigend zu, bis er wieder von der Bordsteinkante losmacht. Ich nehm dann ein anderes Taxi und frag den Morschi, was es mit der Predigt auf sich hat, und der bestätigt die Aussage. Es ist bescheuert. Da fahren die ganzen Taxis mit Leuchte an dir vorbei, und du denkst, die wollen dich alle ficken, weil denen dein fahler Teint nicht passt, dabei ist es eine Vollkofferverordnung der Zentrale. Tja, und so tat ich einem echten Wienertaxler Unrecht. Ich schäme mich. Echt…

Henks Mail

Gestern kam eine Mail von Henk. Er bat (er bat wirklich!) sie zu publizieren. Es scheint ihm dreckig zu gehen. Das beweist allein, dass er um etwas bittet. Hier ist sie:

Hallo Niedermann

du wirst noch etwas warten müssen, bis ich dich da aus dem Blog-chain rausschneide, wie lange, ich weiß es nicht, denn ich bin verdammt nochmal deprimiert, jawoll, richtig depro, downtown, so drauf, dass ich schon ne ganze Weile nur noch diesen Tom Waits Song höre: «… drivin all the way to Reno, on the wrong side of the road…», mit Schrotflinte hinten im Kofferraum, verstehste, Tom Waits, und das 2011, daran kann die Welt erkennen, das mein blöder Gehirnwecker irgendwo in den Ninties stehen geblieben ist, oder was?

Was mich so runterzieht ist das, nach was alle Welt so schreit und wimmert und bettelt und fleht: Ein Job. Ich habe einen Job, ich, Henk, der gottverdammt letzte Manno der seinen Arsch noch im Faulbett des Sozialstaates halten konnte ohne von den Recken der Walhalla verscheucht zu werden, aber – und ich weiß das doch-, es ist nur bullshit, denn das Schmarotzen am Sozialstaat ist doch DIE Domäne der Rechten, scheißegal, jedenfalls: Ich muss wieder ran. Schinagln. Malochen. Würgen. Bügeln. Murksen. Ins Joch. Die Brötchen verdienen oder wie man den Scheiß auch sonst noch nennen mag. Den Griechen, zum Beispiel, kann man mit so einem Müller nicht kommen. Dynamitstange ins Meer und Bumms! ist gefischt. So sind die drauf. Nur nicht schinagln. Schlaue Kerlchen. Lassen selbst ihren Feta von den käsigen Niederländern machen. Sogar die Tomaten. Nur diesen grausigen Terpentinersatz den sie Retsina nennen, vergällen sie selber und verkaufen ihn den Touris, die glauben, das sei griechische Lebensfreude, und dann lassen sie sie im Kreis rumstolpern und nennen es Sirtaki, ein Tanz, den es gar nicht gibt, na ja, die besten Linkmichel Europas leben eben nun mal in Greece und was anderes können die auch nicht. Find ich gut. Das ist echte Kultur. Ich bin leider nicht so gut. Ich kann was, ich Volldepp! Das hab ich nun davon. Muss zur Arbeit. Sagt die Uhr. Gerade jetzt…

Fortsetzung folgt…

(Fast) Nichts Neues von Henk!

Henk ziert sich. Noch. Er besteht auf einem gewissen «Vorlauf», möchte lanciert werden. Außerdem geht es ihm gerade nicht so gut, denn er hat einen Job angenommen, annehmen müssen, was ihn als vehementen Verfechter der «sozialen Hängematte», verdrießlich stimmt. Er rückt nicht damit raus, was es mit dem Job auf sich hat. Er ist beleidigt. Ich habe ihm eine Flasche «Nuttendiesel» aus Lunzers Weinkeller zukommen lassen, und ein Kärtchen dazu gelegt: «Lieber Henk! Schreibst du nun oder schreibst du nicht? Anbei noch ein feines Stöffchen aus dem Hause Lunzer, damit ist der Staub von der Hirnrinde zu spülen. Wie immer hetzlichst, dein A.N.»

Keine Antwort.

Dann eine knappe E-Mail: «Will Blog-Vorlauf. Mach da was!»

Anständig, freundlich und höflich wie immer, der Henken. Ich hätte da schon mal einen Titel für seine Blockerei: «Henks feine Henkerei». Mal sehen, ob er damit was anfangen kann…

Inzwischen werd ich halt übers Wetter schreiben. Das mach ich gerne. Ich liebe Wetter. Schon immer. Es ist gerade wieder mal zu warm, Föhnwolkenschlieren im blassen Blau. Das gab’s früher nicht. Nicht in Wien. Und wenn man jetzt noch einem freundlichen Menschen begegnen würde, könnte man glauben, man sei in der Schweiz. Aber das wird zum Glück nie geschehen…

Blockbruch, und dann kommt Henk (wahrscheinlich)

Nach über 500 Blogs hab ich eine kleine Auszeit genommen, ein Sabbatical, wie das unter uns Blockschwestern genannt wird.

Es kann aber sein, dass ich die Blockerei Henk überlasse. Wir führen Verhandlungen. Sie sind zäh. Es geht um Kohle, Ruhm und Ehre. Auch ist er ein bisschen angesäuert, der Gute, weil ich ihm erzählt habe, dass es Leute gäbe, die mir erzählt haben, dass sie ihn, den Henk, für eine Kunstfigur halten, was natürlich kompletter Blödsinn, aber einigen Lesern nicht auszutreiben ist.

Ich wäre froh, wenn er den Laden eine Weile übernehmen würde. Ich mag die Welt nicht mehr retten. Aber weiter an meinem Roman schreiben, und beides ist einfach nicht drin.

Mal sehen. Es geht weiter. Comme toujours. Und dann wird Henk einheizen, und das wird, soviel sei verraten, ziemlich schlimm…