Mein Leben

In der äußerst sehenswerten Miniserie auf Netflix „Pretend it’s a City“ von und mit Marty Scorsese über und mit der Autorin Fran Lebowitz, erzählt sie eine Anekdote über einen New Yorker Psychiater, der ihr auf einer Party geklagt hatte, dass er x-Jahre Studium hinter sich gebracht habe, um nun Patienten zu behandeln, die zu 80% aus Menschen bestehen, die unter Lärm leiden.

So wie ich. All day long: Baulärm. Direkt vor dem Fenster. Und im Sommer das nächtliche Gelärme aus den offenen Fenstern der Wohnung von Partyholes.

Das ist der Blick aus meinem Fenster, unter dem normalerweise Saugbagger, Betonmischer, Zementmischmaschinen stehen und tun was solche Dinge tun: Lärmen. Im Chor mit Flex, Winkelschleifern, Presslufthämmern und Schleifmaschinen. 6 Tage die Woche.

Und mia ham auch noch Lockdown, was bedeutet, dass ich auch nicht – wie es die Autorentradition in Wien verlangt – ins Kaffehaus gehen und arbeiten kann. Es ist zu.
Kurz-mittel- und längerfristig ist keine Änderung zu erwarten.
Es sind Stümper am Werk, Billigsdorfer Baufirmen, die Jahre brauchen werden, um die Häuser zu renovieren.
Mein Ohnmacht ist beinahe total.
Aber ich weiß auch nicht, wie mir da ein Psychiater helfen könnte.
Vielleicht so wie in dem Witz:
Fragt der Freund, den Psychiaterpatienten: „Und was ist, hat der Psychiater geholfen bei deinem Hosenscheiß Problem?“
„Ja.“
„Toll. Scheißt also nicht mehr in die Hose?“
„Doch. Aber jetzt habe ich Freude daran.»

Könnt funktionieren.

Gerechtigkeit

Nun diskutieren sie.
Darüber, ob man für Geimpfte ein „normales Leben“ ermöglichen sollte, was bedeuten würde, dass jene nach Spanien ans Meer fahren könnten, um dort Urlaub zu machen, und so den Untergang Spaniens Wirtschaft verhindern oder verzögern. Nur zum Beispiel. Wenn ja, dann könnte ich nicht hin, und mit mir die große Mehrheit auch nicht.
Das sei eine Ungerechtigkeit die zum Himmel schreit, schreien sie schon überall, das komme nicht in Frage.

Ich denke, sie finden es aus Gründen der Grechtigkeit besser, das alles an Arsch geht, finden es besser, als einen Nachteil zu ertragen und einem, der das bessere Los gezogen hat, etwas zu gönnen. Ich denke, so sind wir.
Alle und alles muss gleich sein. Auch wenn es niemals so war und niemals so sein wird.

Kleinkarierte, neidische, gierige, an ihrer Selbstsucht verzweifelnde, überflüssige, mental retardierte wachsweiche Arschlöcher, unfähig auch nur über den kleinsten Schatten zu überspringen.

Das Nachtasyl ist nicht mehr

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Die Nacht gewährt kein Asyl mehr. Aus. Dost. Hotovo. Ewige Sperrstund is.
Der Ort, an dem ich vor 33 Jahren mein freiwilliges Exil antrat, inmitten all der unfreiwilligen tschechischen Exilanten, wo ich ein Jahr lang die Wohnung direkt darüber bewohnt und meinen zweiten Roman geschrieben habe, der Ort, an dem ich nach dem Schreiben um Mitternacht am Tresen aufschlug, und gleich mal zwei Bier auf Ex. schlucken musste, um halbwegs auf den Level der anderen Gäste zu kommen, der Ort, den man kaum vor 4 Uhr verließ, und danach oft noch zu mir nach oben ging, um weiterzumachen; der Ort, wo jede Nacht eine verdammte Überraschung in Petto hatte (good or better or fucked up), ist dem Virus zum Opfer gefallen.

Mein vorletztes Buch, die Novelle „Das Glück der falschen Fährten“, hat das Nachtasyl als Handlungshintergrund. Wie der Roman „Die Stümper“, der von Ostermeier als der „beste Wienroman“ gelobt wurde. Und meine erste Lesung in Wien fand ebenfalls dort statt.

Wir wollen nicht trauern, denn wir alle die da unten in diesem tiefen Keller unsere Nächte zubrachten, ja, wir alle, wussten und wissen es: Selbst die Sonne wird eines Tages erlöschen.

Dobrou Noc, Nachtasy!

Floskel-Horseshit

Zu meinen Lieblingshorseshit Formulierungen gehört, abgesehen von „extrem mild“, die wunderhübsche Floskel: „Ich hätte mir vorgestellt, dass …“
Was für ein großartiger Konjunktiv!
Großartiger als: „ Ich hätte mir gewünscht, dass …»

Also, ich persönlich hätte mir vorgestellt, dass ich mir gewünscht hätte, dass ich ich es mir wirklich vorgestellt hätte!

Ich gönn’s euch

Israel lässt Impfpässe ausstellen und öffnet für die Geimpften allerlei Betriebe, wie Schwimmbäder, Fitnesscenter, Restaurants und einiges mehr.
Great! Bravo Israel.

Ich bin auch dafür. Schon jetzt, wo nur was-weiß-ich-wieviel einstellige Prozent der Leute geimpft sind. So kriegen wir sie weg von der Straße. An die Hanteln, ins Wasser, an die Tröge und die Gasthaustische. Mich würds nicht stören, auch wenn ich erst in einem Jahr geimpft würde (vielleicht sinds auch zwei oder noch mehr).
Ich würds dem geimpften Mitmenschen gönnen, auch wenn ich einen Nachteil davon hätte.

Schätze mal, dass ich mit dieser Einstellung keine Freunde finden werde.
Wenn sich heute 10’000 Covidioten, Coronazis, Depperte, Retardierte, Leugner und religiöse Faschisten zu Demos zusammenrotten, so würden sich – falls die Regierung die Eier hätte, die Israelmethode auch hier anzuwenden –, Hunderttausende auf dem Heldenplatz einfinden, um gegen diese als untagbar empfundene Ungerechtigkeit zu demonstrieren, und die Stadt in Schutt und Asche legen.

Man gönnt sich ja sonst nichts!

Covid-19-Sucht

Wer sich etwas in der Literatur der Beats auskennt oder Jörg Fauser liest oder sonst mit Junkies zu tun hatte oder hat, dem wird der Begriff „Kalter Entzug“ oder „Cold Turkey“ geläufig sein.

Zu Zeiten der Beats (und auch später) galt es als höchsten Freundschaftsdienst, wenn der Entzugswillige von Freunden in ein Zimmer gesperrt, das auch nach drohen, randalieren, bitten, flehen und heulen des sich auf einem üblen, schmerzhaften Turkey Befindenden, nicht geöffnet wurde. Nur der Kackeimer wurde geleert und Nahrung hineingereicht. Nach einer Woche etwa, war der Junkie nicht mehr süchtig.

Aber da ist Vertrauen erste Bedingung.

Ich kenne aus eigener Anschauung andere Methoden des Entzugs (Ich hatte mal beruflich mit Junkies zu tun. Und auch sonst). Auch bei Rauchern. Der Entzug endet eigentlich nie. Es sind immer wieder scheiternde Versuche, nach denen immer neue Parameter herangezogen werden. Akkupunktur, Hypnose, Medikamente, Schlaftherapien, Yoga, Meditation, Klinikaufenthalte, Gottesdienste, Verschwörungstheorien, Schuldzuweisungen und andere komplette Schwachsinnigkeiten.

So ähnlich geht es uns hier in den verschiedenen Lockdowns in Ösi-County. Seit ca. Ende der Sommerferien. Und es ist kein Ende in Sicht.

Aber ich denke – und das denken auch Fachleute – dass man mit einem „Cold Turkey“ von drei Wochen, hart und kompromisslos und ohne jede fuckin’ Ausnahme und ohne Schifahren und zur Arbeit gehen und Privatpartys usw.,und mit Bußen von 10 Grands bei Zuwiderhandlung, das Drecksvirus zumindest in den Griff gekriegt hätte.

Aber da wäre Vertrauen erste Bedingung.

Jetzt ist diese Gesellschaft dran, wie der allseits bekannte Raucher der immer wieder Anläufe nimmt, seine Sucht los zu werden. Von Nikotinkaugummis über Nikotinschmauchen, bis er dann entnervt alles zusammen macht: Er raucht Zigaretten, kaut Nikotinkaugummis und schmaucht E-Nikotin, geht zur Paartherapie, zum Hypnotiseur und zur Akkupunktur, zum Arzt und in die Reha, bis … ja bis er einfach pleite ist.

Was dann der Auftakt zu einem weiteren Kapitel wäre.

Hier in Kürze …