Ich hoffe, ihr seid zufrieden

Der Specht im Park des Palais Schönburg, den ich nie zu Gesicht bekomme, der aber immer zu trommeln beginnt, wenn ich mich nähere, ist ein abgerichteter Animal-Agent des NSA, der mich im Auftrag der CIA ausspäht. Der Kerle. Hatte ich daran bis heute noch linde Zweifel, waren die dann sogleich ausgeräumt, als zur selben Zeit ein Jet mit zwei fetten, gequirlten Kondesgirlanden über uns drüberzog, und der Woody ihm hochmorste, er solle eine ganz dicke Ladung seines Chemiecocktails über mich ablassen.
Was der Chemtrail dann auch tat.

Und hätte es eines Beweises bedurft, dann wäre beim Bankdrücken die Wirkung der Chemikalien auf meinen Körper Beweis genug gewesen: Ich schaffte eine halbe Wiederholung weniger als sonst. Was sagt man dazu?

Auf dem Rückweg, als ich wieder den Park passierte, hielt der Specht den Schnabel. Schätze mal, es genügte ihm, mich von seinem Nest aus zu beobachten, denn über die halbe Wiederholung wusste er natürlich Bescheid, und glich nun die Erwartungen des Chemtrails mit dem tatsächlichen Resultat, also meiner Verfassung, ab.

Ich hoffe, ihr seid zufrieden, ihr verdammten Spione, Lügner und Unterdrücker!

Staatlich verordnete Sinnkrise

Falls Sie die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzen, und es Sie nach einer Sinnkrise gelüstet, die sich aber partout nicht einstellen will, dann können Sie sich freuen: Es ist Hilfe unterwegs. Jawoll! Es naht die Volksabstimmung für „ein bedingunsloses Grundeinkommen.“
Da kreuzen Sie dann „Ja“ an, und der Staat sorgt verlässlich für eine „konstruktive Krise“ unter dem Motto: „Wer bin ich eigentlich?“ und „Was will ich eigentlich tun?»

Und damit nicht genug, liebe Schweizerinnen und Schweizer, nein, beileibe nicht.
Denn der Initiator Häni verspricht auch noch, dass der Staat Ihnen dadurch mehr Selbstbestimmung verordnet. Wer hat nie davon geträumt: Staatlich verodnete Selbstbestimmung. Nun müssen Sie sich frei entscheiden, wofür Sie sich einsetzen wollen. Das ist doch nett.

Häni hat auch noch andere tolle Neuigkeiten: «Die Zeit ist vorbei, wo die Menschen schwere, harte Arbeit machen müssen.“ Jo mei, recht hoter.
Dass denke ich auch jedesmal, wenn ich in die Großküchen schaue, wo Leute rund um die Uhr schwitzen und werken. Oder wenn in der Gluthitze des Sommers die Autobahnen repariert werden, damit wir schneller in den Urlaub kommen, den wir ja ohne die harte Arbeit gar nicht mehr nötig haben. Die Putzkolonnen und die Möbelpacker, die unseren Bullshit aus – und unseren Möbelmüll in die ausgebauten Dachwohnungen schleppen; die Turnusärzte mit ihren gefühlten 20 Stunden-Schichten, die Angestellten von Discountern, die Stunde um Stunde die Regale nachfüllen. Um nur ein paar zu nennen, die keine harte Arbeit mehr machen müssen.

Wie wär’s eigentlich mit einer staatlich verodneten Sinnkrise, ausgelöst durch Autofahrverbote? Keinen Alkohol? No more Flugreisen und Wochenendtrips nach London? Oder wie wär’s mit einem feinen Sinnkrischen durch die Abschaffung der Bundesliga? Na?

Also, ich hätte da noch einige Ideen.
Sie auch?

Happy birthday, Dolly!

Die Redaktion hat sich heute um das alte Cassettendeck von Oldie versammelt, eine Flasche Bulleit Rye kreist, denn wir feiern heute den 70-sten Geburtstag unserer wilden Country-Hilde, Dolly Parton, und hören den ganzen Tag ihr sagenhaft saftiges Bluegrass-Album „The Grass is Blue“.

«You have no idea how much it costs to look so cheap.»

Happy birthday, Dolly Parton!
We love you.

Hitler, abschließend

Damit wir das Thema wechseln können, da kein Ende in Sicht ist, verschaffen wir dem geneigten Hitlerfan und Hitlerjunkie einen Überblick über das TV-Programm von nächster Woche. Es ist für alles gesorgt. Besonders der Mittwoch wartet mit einer fetten Extradosis auf. Nun denn: Gut Schuss!

17. Jan. – Hitler und Ludendorff-der Gefreite und der General
18. Jan. – Vater, Mutter, Hilter- Vier Tagebücher und eine Spurensuche
19. Jan. – dito & – Hitler vor Gericht &
Mega-Projekte der Nazis – Hitlers Kampf-Flieger
– Hitlers Polizei
20. Jan.  – Alles wird wiederholt
21. Jan. – Wiederholung der Wiederholungen
22. Jan. – Die Suche nach Hitlers Volk
23. Jan. – Alles zusammen & Hitlers Vollstrecker- Das Volksgericht und der Widerstand und als besonderes Schmankerl: Hindenburg – Der Mann, der Hitler zur Macht verhalf und zum Dessert:
Hitler und Mussolini – Eine brutale Freundschaft
24. Jan. – Die Wiederholung der Wiederholungen der Wiederholungen.

Abschließend noch ein Tipp für unsere Filmschaffenden: Falls gerade kein geeigneter Stoff zur Hand, falls ihr Kopf müde und leer, falls die Ideen einfach nicht kommen wollen und/oder ihr Filmprojekt schon wieder nicht mit öffentlichen Geldern subventioniert wurde, dann, werter Filmschaffender: take it easy, take a Hitler. Das zieht immer. Der Markt ist unersättlich. Film heil!

Die Hitlerei heute, im TEVAU

21:17 – 22:00
TAG24

Hitlers Schloss in Schlesien

Doku

22:30 – 23:10
ZINFO

Die Suche nach Hitlers Volk

Doku

23:10 – 23:55
ZINFO

Die Suche nach Hitlers Volk

Doku

Wir habens gesagt: Jeder Tag sorget vielleicht nicht für sich selber, aber bestimmt dafür, dass der Süchtige seine Dosis Hitler bekommt.
Wir hätten noch Titelvorschläge für weitere Dokus, falls mal die Ideen knapp werden (womit aber niemand wirklich rechnet:
– Die Wahrheit über Hitlers Tagebücher. Gibt es sie doch?
– Hitlers Beschwerden: War er impotent?
– Hitler und sein geliebter Blondi. Eine tierische Soap.
– Schrecklicher Verdacht: War Hitler Sodomit?
– Hitlers unbekannte, dunkle Seite: War er Philosemit?
– Neueste Forschung bringen es ans Licht: Eva Braun schrieb Hitlers Reden.

Nicht zu vergessen, die linke Wochenzeitung WoZ:

Und dass sich die Löhne der Eishockeyprofis organisieren, ist vielleicht eine Schweizer Eigenart. In anderen Ländern tun sich eher die Spieler organisieren…

Hitler als Wertanlage

Auch unsere Redaktion hat sich gleich eine dieser € 120.- Ausgaben von „Mein Kampf“ besorgt. Gerade noch rechtzeitig. Das bibliophile Ding ist nämlich bereits ausverkauft. Hitler ist Nr. 3 auf der Amazon Bestseller-Liste und steigt. Eine gebrauchte Ausgabe kostet bereits 350.-
No, wer hätte das ahnen können, wer? Ihr Vollwappler, ihr depperten!

Da Eichinger tot ist,  Knopp nachlässt und die Furtwängler langsam zu resch für die Eva Braun wird, also jene, die verlässlich dafür gesorgt haben, dass immer eine Hitlerei auf irgendeinem Öffrechtl. Sender zu sehen ist, musste was Neues her.

Da ist sie nun. Fesch. Klasse. Eine kommentierte Ausgabe des ewigen Bestsellers.
Schaut toll aus, das Ding. Fast so gut wie unsere Bleisatz-Ausgabe der Montaigne-Essays vom Eichborn Verlag. Und daneben hat Oldie den Hitler auch platziert.
Ja, jetzt prangt Hitler neben Montaigne, und Marky Mark meinte, dass Hitler ja irgendwie ein deutscher Philosoph gewesen sei, das würde, sagte er, vielleicht erklären, waum die Deutschen nicht von ihm lassen können.

Pepita, die einen deutschen Patenonkel hat, weinte vor Rührung als Oldie ihr die prächtigen Burschen zeigte, wie sie einträchtig nebeneinander stehen; der eine in Blau, der andere in Grau: gewichtig, cool und sehr bedeutend.
Nur Lady äugte misstrauisch über ihr Crystal Meth-Säckchen und meinte:“ Mechte nicht Schickelgruber neben Montaigne stehen haben. Muss wieder weg!»

„Keine Sorge, Madame“, sagte Oldie freundlich. „Der Preis steigt noch immer. Du weißt ja: Hitler war schon immer eine Wertanlage in Germany. Seit Jahrzehnten keine Bestssellerliste ohne ihn, kein Abend ohne TV-Filme, die nicht den Massenmord mit seiner vergrößerten Prostata oder seinen eingewachsenen Daumennägel erklären. Und jetzt halt ein edles Buch. Bei 500.- verkaufen wir. Einverstanden?“
Lady sagte nichts, aber ihr Blick ging nach innen,  zurück in Zeit und Raum, weit und tief, und was sie da sah, gefiel ihr nicht.

Liebe Polizei

Liebe Polizei von Leipzig,

einem festgenommenen Gewalttäter, einem Randalierer und Hooligan auf Zerstörungstrip, fesselt man die Hände auf den Rücken, nicht vorne.
Habt ihr das vergessen? Oder wurde euch das abgewöhnt, als man euch zu einer Art Schülerlotsen umschulte?
Man will ja niemanden wehtun, könnte ja der Nachbar sein – wir verstehen…

Junger Mann

„…Alles was ich hier sah, war so enervierend geistlos und tot und von arroganter Sicherheit, dass ich mir wünschte, eine Bombe würde hochgehen und alles in Stücke reißen…  Je länger ich sie ansah, umso klarer wurde mir, dass ich nichts, absolut nichts mit ihnen gemein hatte: nichts, was sie sich erträumten würde ich je erträumen, keine ihrer Sehnsüchte glich einer der meinen; keine Liebe, kein Hass.
Wenn ich es könnte, ich würde sie töten. Aber da ich es nicht konnte, musste ich versuchen ihnen aus dem Weg zu gehen. Das war die ganze Wahrheit …»

Aus „Stern“ / Roman, Nautilus 1989