Out of the west: Valentin Hitz legt auf! (Vol. 2)

Mögen Sie Country-Musik?
Stehen aber nicht unbedingt darauf, der versammelten Hausmeisterpartie des 21. Bezirks in Boots und umgeschnallten Peacemakers zu begegnen? Sagt Ihnen nicht nur Garth Brooks etwas, sonder auch auch Giant Sand oder Flaco Jimenez? Und leben Sie, Sie armes Schwein, in Wien?

Dann gibt es Hoffnung!!
Denn zum zweiten Mal, legt der fabelhafte Valentin Hitz im «Elektro Gönner» auf, dem seriös ungepflegten Laden mit dem gepflegten Bier.

Sie können nicht glauben, dass Sie einen ganzen Abend lang die besten Country-Songs anhören können? Und das in Wien?
Doch. Valentin Hitz legt auf! Am 30. September. Ab 22 Uhr!
Davor live: Lila Lisi

Heute in der Redaktion

Zurück in der Redaktion. Nach 6 Tagen Unterwegssein. Da wollten einige (namentlich zu nennen sind Pepita und die Lady, die die Meth-Tellerchen befüllt) wissen, ob ich etwas Berichtenswertes erlebt habe. «Klar», sagte ich so laut, dass selbt unser Redaktionsoldie den Füller zuschraubte und eine Augenbraue lupfte. «Ja, und weiter …», drängte Pepita, die gerade an einer Neuauflage der Garotte herumschraubte, die sie an der Säule in der Redaktionsküche befestigt hatte. Inspiriert vom ersten «Breaking Bad»-Mord, wo Walt den Dealer mit einem Fahrradschloss erdrosselte.

«Gut», hob ich an, «weil ihr es seid …»
Aber ich mochte dann doch nichts erzählen, denn ich wurde auf einmal sehr nachdenklich, was Pepita nicht beeindruckte und mir frank androhte, die Garotte an meinem Hals auszuprobieren. «Mir wurscht», sagte ich. Denn ich hatte in München einen alten Bekannten getroffen, einen Kollegen, den ich zuletzt vor 21 Jahren zufällig im Oswald&Kalb getroffen hatte, damals, als ich mit Peter Greenaway unterwegs war. Und der Kollege und ich dachten genau dasselbe: Würde es noch mal 21 Jahre geben, die wir uns nicht sehen konnten?

Nun ja. Sowas sagt man nicht zu einer 17-jährigen Türsteherpraktikantin. Und der Redaktionsoldie würde darob nur noch grüblerischer werden, und die Meth-Lady käme vielleicht ins Stolpern … und den  Scheiß kennen wir ja, oder?

Das Sprüchemuseum (43)

«Beide haben sich ausdrücklich und aus tiefster Überzeugung vom NS-Gedankengut distanziert.»

sagte der ÖVP-Bezirksobmann Sagartz, nachdem sich zwei ÖVP-Gemeinderäte in einem Keller voller Nazi-Devotionalien von Ulrich Seidl filmen ließen.

Wir sagen: Aber absolut. Sie wussten vermutlich nicht mal, wer Hitler war. War ja alles vor ihrer Zeit.

Das Sprüchemuseum (42)

«Heftige Gefechte gefährden Waffenruhe.»

Schlagzeile im derstandard.at

Wir sagen: Ja, so kanns gehen. Wie  bei uns, wo fortgesetztes und exzessives Rauchen von Chrystal Meth, die vertraglich festgelegte Drogenabstinenz irgendwie ein wenig (aber nur ein bisschen!) in Zweifel zieht.

«Rummel im Dschungel» von Bill Cardoso

Der Mit-Erfinder des Gonzo-Journalismus, BIll Cardoso, gehört hierzulande nicht zu den massig verlangten Autoren, aber das muss nicht weiter verwundern, denn auch in den USA reißt man sein schmales  Werk den Buchhändlern nicht aus den Händen.

Dass jetzt der Tiamat Verleger Klaus Bittermann, Cardosos Bericht des legendären «Rumble in the Jungle» – einer der 5 besten Schwergewichtboxfights ever – von Franz Dobler ins Deutsche übertragen ließ, ist einfach eine Freude und ein wunderbares Ereignis der literarischen Art.

Vor ziemlich genau 40 Jahren kam es zum Kampf um die Weltmeisterschaftskrone im Schwergewicht, zwischen dem «Titan» George Foreman und Muhammad Ali, und zwar in Mobutus Zaire, in Kinshasa.

Cardosos flickender, bis zur Nüchternheit rauschhafter Bericht, gilt weniger dem Geschehen des Kampfes (dafür sorgte sein Kollege Norman Mailer mit einem seiner besten Bücher «The fight»), sondern dem narzisstischen Wahnsinn des Mobutus Regimes, und den allgemeinen Irrsinnsbedingungen, unter denen das Heer der angereisten Journalisten zu arbeiten hatte.

Franz Dobler hat es sich nicht nehmen lassen, die vielen Namen von Größen aus Boxsport und Literatur, mit klugen, erklärenden Fußnoten zu versehen. Überhaupt: Was für eine Übersetzung! Bravissimo!

«Rummel in Dschungel»  (Vielleicht nicht gerade die glücklichste Wahl für einen Titel …) ist die notwendige Ergänzung zu Mailers «The fight», ist ein Zeitdokument aus den 70-ern, in der selbst die Irrsinnsherrschaft eines Mobutu noch irgendwie unschuldig rüberkommt, aber vor allem ist es das, was Cardosos Freund Hunter S. Thompson darüber sagte: «Ich hatte ganz vergessen, wieviel Spaß und Vergnügen es macht, diesen Bastard zu lesen … Ich habe ganze Nachmittage damit verbracht, über Bills KInshasa-Stück zu weinen.»

Nicht zu vergessen das saubere, kluge Nachwort des Verlegers, das zu lesen ebenso vergnüglich ist, wie der Rest des Buches.

Bill Cardoso
Rummel im Dschungel / Eine Reportage aus Kinshasa
Muhammad Ali – George Foreman
110 Seiten / € 12.-
Edition Tiamat

Eine ganz andere Geschichte …

Pepita, unsere gerade 17 gewordene Türsteherpraktikantin hat sich anfixen lassen. Von was und wem, fragen Sie? Von dem unsagbaren Gelaber, das in den Pausen die Redaktionsräume erfüllt. Das Geschwätz von MöchtegernautorInnen, die ihre literarischen Projekte besprechen. Und jetzt hat auch Pepita eins.

«Normalerweise ist es ja so», sagte sie, während sie das Glas Soda auf den Tisch stellte, in dem noch eine verschlatzte Spur Chrystal schwamm, «dass irgendein schmalzarmes Hascherl aus dem Osten in eine unserer Westmetropolen kommt, wo sie davon träumt, endlich ein ordentliches Leben zu führen, aber dann an die falschen Leute gerät, auf dem Strich landet, pausenlos vermöbelt und vergewaltigt wird, bis ihr dann – aufs Blut ernüchert – die Flucht gelingt und sie endlich Jura sturdieren und eine Selbsthilfegruppe für östliche Vergewaltigungsopfer gründen kann …»
«Bis hierher stimmt’s!», sagte unser Redaktionsoldie und beäugte die Lady, die die Meth-Tellerchen auffüllte, denn die Lady hatte ziemlich gezuckt, so, als hätte das etwas mit ihr zu tun, was vermutlich nicht ganz falsch war, und jetzt hielt die ganze Redaktionsversammlung den Atem an, denn – alle fürchteten es – Lady würde wieder mit dem Meth ins Stolpern kommen und den Stoff verschütten. Wir starrten sie an … Aber diesmal ging alles gut.
Pepita fuhr fort: «Meine Geschichte geht anders …» Pause. Pause.
«Ja, wie anders denn?», rief Oldie ungeduldig.
«Anders – halt.»
«So’n Schiet, kann ja jeder sagen: Anders halt.»
«Warts ab, wirst schon sehen», sagte Pepita kess.
Und dann war die Pause auch schon zu Ende.
So, kanns gehen …

«The summer’s gone, and all the roses falling»

Nun ist er durch. Hochoffiziell. Der Sommer. Ein Prachtkerl war er, wahrhaftig. So wenig gelitten habe ich in zwei Sommermonaten schon lange nicht mehr. Ich will mich nicht beklagen.

Von den ersten zwei Wochen in den Bergen, hat es einmal 7 Tage am Stück nonstopp gelättet. Bei 6 Grad Celsius schob ich das eine und das andere Scheit in den Ofen. Sowas macht Laune und man holt die Gitarre, kramt das Johnny Cash Songbook unter den ungelesenen Büchern hervor, und bringt sich neue Songs bei. Geht nicht mehr vor die Tür und sieht durch die beschlagenen Fenster dem Nebel (dem weißen Neger Wumbaba) zu, wie er aus dem Lauterbrunnetal zu uns emporwabert. Action. Pur.

Auch ist genügend Zeit um sich eingehend zu fragen, warum man dieses Haus je wieder verlässt? Nur um sich in Geiselhaft von Presslufthämmern, kläffenden Kötern und unfreundlichem Supermarktpersonal zu begeben. Ja. Warum eigentlich?

Blöd, dass man nicht Thor Kunkel heißt. Und von irgendwoher die krasse Marie hat, um sich auf 2000 Metern Höhe im Wallis (in Worten: im Wallis!!!) ein schmuckes Haus bauen zu lassen, wo man dann den Montagnarden gibt und ein Buch darüber schreibt. – «Wanderful, mein neues Leben in den Bergen» – ein feines Buch, zumindest so lange, wie es im vom Autor inzwischen verhassten Berlin spielt. Das kommt gut. Weit besser als die Berghistörchen mit Schneeschippen und Wanderungen und herbeifabulierten menschlichen Begegnungen. Schade. Denn dann ist der Kunkel einfach nur ein weiterer Deutscher mit fetter Kohle und biederen Träumen in den Schweizer Alpen. Man möchte ihm, dem Lobhudler der Schweizer-Walliser-Eigenständigkeit, das Buch des verfemten, inziwschen verstorbenen Walliser Dichters Maurice Chappaz ans Herz legen: «Die Zuhälter des ewigen Schnees». (War mal ein Verlagskollege von mir, der Chappaz, vor vielen – gefühlten – hundert Jahren.)

Der sah die Sache mit der Walliser Eigenständigkeit, und so, ein bisschen anders.
Mais, ce n’est pas mon probleme, monsieur Günggel, c’est le votre.

Und hier, zum Abschluss, sehen wir noch den Redaktionsoldie, wie er sich ein paar Mücken dazu verdient, nächtens, bei Mondenschein, in einem Park, irgendwo am Fuße der Berge, wo er einem angsoffenen Publikum auf Heurigenbänken eine «Gute-Nacht-Geschichte» vor trägt. Kein Glanzlicht seiner zerlatschten Laufbahn, aber der Mond war super und kein einziger Presslufthammer in Aktion. Damit muss man sich zufrieden geben. Wenn man sich kein eigens Haus in den Bergen leisten kann …