Zahlt sich aus

Nehmen wir mal an, ich sei einer der vielen ordentlichen österreichischen Neonazis. Nehmen wir weiter an, ich wär auch nicht faul gewesen und hätte mir ein paar Verurteilungen der einschlägigen Art (Körperverletzung usw.) zugelegt, nehmen wir weiter an,  es würde mich & einige Kameraden gelüsten den kommunistischen Türken in Wien mal zu zeigen wer hier das Sagen hat, und im Zuge dessen würden wir einen netten, kleinen Überfall auf ein Vereinslokal unternehmen und dort ein paar Vereinsmitglieder aufmischen und die Einrichtung rückbauen, und nehmen wir weiter an, die Bullerei würde mich und ein paar Kameraden in flagranti catchen, was, glauben Sie, würde dann geschehen?

Soll ich es Ihnen sagen? Eigentlich gar nichts.

Nehmen wir aber an, ich wäre ein armer Teufel und hätte Job und Familie und Obdach verloren und ich würde im Wiener Stadtpark nächtigen, wo mich die Bullerei aufscheuchen und beamtshandeln würde, was glauben Sie, was würde dann geschehen?

Soll ich es Ihnen sagen? Buße von 194 Euro oder Haft.

Fazit? Es zahlt  sich in Wien noch immer aus, ein Nazi zu sein.

Bye, Lou!

«Und dann sah ich, dass er nicht allein gekommen war. Er war in Begleitung einer Frau, die einen Stetson mit hochgebogener Krempe trug, eine blaue Jeansjacke, und sie hatte eine verdammte Sonnenbrille vor ihren Augen, eine klassische Ray Ban, Mann, hier unten, im «Asyl», inmitten der nächtigsten Nacht! Eine Ray Ban. Wie Don Johnson in Miami Vice. Aber vielleicht war‘s gar nicht Don Johnson, und schon gar nicht Miami Vice, ich war nicht gut in solchen Dingen, ich sah nie fern, las keine Zeitschriften, kümmerte mich nicht um Mode und Trends, aber ich erkannte eine klassische Ray Ban, wenn ich eine sah.
Einst, vor hundert Jahren, hatte ich selber eine besessen, damals, als ich gedacht hatte, dass sie mir das Aussehen des jungen Lou Reed verleihen würde, was vielleicht nicht ganz daneben war, denn welcher schlanke Junge mit dichtem Haarwuchs sah mit einer Ray Ban nicht aus wie Lou Reed?
»

Aus „Das Glück der falschen Fährten» / Novelle / Edition BAES

Unterwegs mit Harthelm

Ich ging mit Harthelm Zonder, dem Akkordeonisten von «The Lafayette Slings» die Favoritenschlucht hinunter, um im Museumsquartier die «Independent Verlagsmesse» zu besuchen.
«Wieso ist Songdog eigentlich nicht dabei?», fragte Harthelm auf der Höhe meines Änderungschneiders, der mir vor 4 Jahren einen neuen Reißverschluss in die Lederjacke genäht hatte. Er hatte dafür 3 Wochen gebraucht. Solche Typen habens gut, die sterben nie, weil sie den Tod immer wieder vertrösten können.
«Man hat mich zwar gefragt ob ich Interesse hätte, aber nachher kam nichts mehr. Songdog ist also selbst für die Independents zu unabhängig.»
«Das ist also deine Interpretation?»
Ich sagte, klar, was sonst, und dann wechselten wir das Thema. Harthelm war von einer Tour durch Alemannien zurück und nun war er deprimiert. Nicht weil die Tour zu Ende war, sondern weil er wieder Zeit fand, deprimiert zu sein.
«Mir ist aufgefallen, dass ich mich immer irgendwie schuldig fühle», sagte er. «Eigentlich mein ganzes Leben schon.»
«Morbus katholicus», sagte ich. «Kenn ich.»
Wir gingen am besten Asian-Lokal Wiens vorbei. Es hatte geschlossen. Wenn es geöffnet war, werkten hier Generationen in diesem winzigen Laden, der aber bereits überfüllt wirkte, wenn ich mich an einen Tisch setzte.
«Du hast vermutlich recht, zumindest was unsere Generation betrifft. Wenn irgendwas in zwischenmenschlichen Bereich nicht hinhaut, dann geb ich mir die Schuld …»
«Und das macht aggressiv, was!», sagte ich aggressiv. «Das ist echt Pussy-like.»
Wir blieben an der Ampel stehen. Sie war rot und kein einziges Auto war in Sicht. Wir gönnten uns einmal den Luxus nach den offiziellen Regeln zu spielen. Es war richtig nett an einer roten Ampel zu warten und sich dabei über Schuldgefühle, Depressionen und Aggressivität zu unterhalten.
«Vielleicht ist es ja deine Schuld?», gab ich zu bedenken. «Vielleicht baust du ja wirklich andauernd zwischenmenschlichen Mist? Du bist Musiker. Dein Ego ist mächtig. Du bist kompliziert und wenn du nicht auf der Bühne stehst, bist du verletzbar wie Bob Dylan bei einer Preisverleihung…»
«Hör mir auf mit Bob Dylan … In Zusammenhang mit Schuld und Depro …»
Ich hörte also auf mit Bob Dylan. Harthelm blickte nun irgendwie trotzig und traurig der Ampel ins Gesicht, und als es grün wurde, liefen wir nicht los. Weder er, noch ich machten Anstalten uns zu bewegen. Zwei beige Wagen kamen und hielten vor ihrer roten Ampel. Wir standen festverankert auf dem Bordstein, schweigend und grimmig, und als unsere Ampel wieder auf Rot wechselte, gingen wir los. Im selben Augenblick, als die Autos die Gänge einlegten. Es waren Wiener. Sie droschen aufs Horn. Das waren sie sich schuldig. Harthelm und ich schritten würdevoll zur anderen Seite. Oldassbastards. Da war wieder ein Asia-Restaurant. Es war groß und leer, verlassen und trist und die weißen Servietten schienen in dem Halbdunkel zu leuchten.
«Wie fühlst du dich jetzt?», sagte ich zu Harthelm, der für einen langen Augenblick aussah wie Bob Dylan, als er mit Bruce Springsteen «Forever young» gespielt hatte.
«Besser. Gehn wir auf einen Sprung nach Anzengruber?»
«Zu, Anzengruber.»
«Wieso, zu? Heute ist doch nicht Sonntag?»
Den brachten wir jedes Mal. Als Ausdruck unserer Liebe zu Redundanz und faulen Witzen.
Die «Independet Verlags Messe» im MuQua haben wir nie erreicht.

Songdog singt für: «Alles schick in Kreuzberg»

Es gibt Bücher, nach deren Lektüre man sein Leben ändern möchte. Und es gibt die anderen. Die lese ich nicht. Das birgt für einen, der immer noch nicht weiß wie er leben soll, ziemlich Risiko. Sein Leben ändern? Nicht schon wieder.

Und wenn ich schon nicht weiß, wie ich man leben soll, so weiß ich zumindest eines: Nach der Lektüre von Klaus Bittermanns Alles schick in Kreuzberg würde es sich lohnen sein Leben zu ändern, denn es ist ein sehr erstaunliches Buch, von einem äußerst erstaunlichen Mann geschrieben, einem ungemein fleißigen Mann auch, einem Autor, und mehr noch, dem «Ein-Mann-Verleger» der Edition Tiamat zu Kreuzberg, Berlin, von einem Mann also, von dem man annehmen müsste, dass dessen verdammtes i-phon (ich glaube, er hat nicht mal eins…) schon die Doppelt-und-Dreifach-Funktion hat, bei der gleichzeitig zwei oder drei Anrufe reinkommen können.
Aber nichts da.

In Alles schick in Kreuzberg beschreibt dieser irre fleissige Mensch, wie er in seinem Kiez unterwegs ist, oft mit seinem kleinen Sohn «Fup» und/oder seiner Tochter «Miss Trixie» und all die Leute und Typen trifft, die man in Kreuzberg vermutet. Und in diesen songlangen Texten tut Klaus Bittermann so, als hätte er nichts anderes zu tun, als Schokocroissants zu besorgen, in Gastgärten großformatige Zeitungen zu lesen, BVB-Fans in der «Respectbar» beim Gurgeln zuzugucken und bei Henryk Broder Lesungen aufzukreuzen.
Kein Wort von Arbeit. Niente. Nothing. Nada. Rien. Gar nüüt. Das ist nicht nur mächtig ungewöhnlich in diesen verkrampften Zeiten, das macht dem Bittermann auch keiner nach. Nicht dieses Buch. Man sollte ihm dafür den verdammten Büchnerpreis umhängen, so kämpferisch selbstironisch, gelassen, unverkrampft und humorig kommt das schmucke Ding daher; so eingängig, sich jeden schnellen oder auch langsamen Urteils über die Menschen enthaltend, wertfrei, möchte man sagen, angedickt mit einer klassisch anmutenden Heiterkeit. Und Philanthropie. Man kann es kaum glauben. So gut ist es.

Klaus Bittermann ist der einzige, der diesen verdammten Misanthropen, der hier in meiner Wohnung in Wien lebt, kleinkriegen könnte.

Wer alles Alles schick in Kreuzberg liest, wird ziemlich schnell wissen, was gemeint ist.

Klaus Bittermann «Alles schick in Kreuzberg», Edition Tiamat, 240 Seiten, 14 Euro.

Tiere

Gestern stieß ich rein zufällig auf einen Zeitungs-Artikel über «Katzen in der Literatur», oder so. Ganz zum Schluss kam auch mein Kurzroman «Die Katzen von Kapsali» zur Sprache, und der Autor schrieb, dass es in meinem Buch darum ginge, dass ich 3 Katzenbabys vor wilden Hunden gerettet habe. Das stimmt insofern, als man auch sagen könnte bei einer Besteigung des Mount Everest ginge es darum einen Rucksack auf den höchsten Berg zu tragen.

Am Abend skypte ich mit einem Freund und der hatte sich gerade 2 junge Katzen zugelegt, die, während wir skypten, abwechselnd auf seinem Kopf Platz nahmen. Nun ja. Chacun à son gout. Bei mir hätten sie das nicht gedurft. Ich kenne die Katzen. Aber der Homo Sapiens neigt dazu, allerlei menschliches in die Tiere hinein zu projezieren, wobei es bei den Tieren meistens nur um zwei Dinge geht: Fressen und Sex.
(Ja, ja, ich habs gehört: Wieso bei Tieren?)

Die besten Projezierer sind die Hundehalter. Darum sehe ich mir gerne Hundeflüsterer-Sendungen im TV an. Köstlich. Und wenn man durch Wiens Straßen geht, wo man alle zwei Meter auf die HundMenschMaschine stößt, kommt man zum Schluss, dass der Mensch offenbar einen Hang zur Unterwerfung hat, aber damit dieser Drang zum Führer nicht so offen zu Tage tritt, schaffen sie sich einen Hund an. Der kriegt dann den Führerjob, und Herrchen/Frauchen kann dabei so tun, als hätten sie das Sagen.
Man nennt es auch: Tierliebe. Was bei einigen nur schlecht kaschierte Misanthropie ist. Ich selber bin in dieser Hinsicht unverdächtig: mir gehen beide, Mensch und Tier, ziemlich schnell auf den Geist, aber ich hatte mit beiden immer wieder hervorragend funktionierende Beziehungen.

Einmal, früher, im Holozän oder so, gab ich den Jungviehhirten auf einer Alp. Und bevor ich die Herde im Griff hatte, was heißt, bevor ich wusste wie die Viecher tickten und auch die nötige Fitness hatte, das Gelernte umzusetzen, musste ich leiden. Aber richtig. Ich schwor mir damals, soviel Rind-und Kalbfleisch zu verzehren, bis ich die 70 Tiere aufgegessen hätte. Tja, gut gesprochen, aber etwas später wurde ich dann Vegetarier und es blieb beim Vorsatz, der am Ende der 3 Alp-Monate auch keine Relevanz mehr hatte, denn ich weinte, als ich ging. Ich mochte die Drecksviecher. Jedes einzelne.

Tja. So kanns gehen, wenn man nicht aufpasst.
Wer kennt es nicht?

P.P.P. reloaded

Am Weihnachtsabend 81, während der «Zürcher Jugendunruhen», so gegen 23h30, feuerten ein Freund und ich eine billige, kleine Rakete auf das «Autonome Jugenzentrum, AJZ», das zu diesem Zeitpunkt voller Bullen war, die es gerade geräumt hatten.
Minuten später wurden wir von einer Hundestaffel umzingelt und man «bat» uns mitzukommen. Nun waren wir im «AJZ», inmitten junger, grantiger Bullen, die den Weihnachtsabend hinter Schutzschilden und herunter geklappten Helmvisieren feiern durften. Vom «Niederdorf» her vernahm man das Ploppen der Gummischrotspritzen, massig Geschrei, das Knallen von Feuerwerkskörpern und über der Limmat waberten die Tränengasschwaden, während wir zwei Idioten allein mit dem «Feind» waren. Es war ziemlich viel Feind, das Gelände von Stacheldraht umgeben. Keine Chance auf Flucht.

Aus irgendeinem Grund ließen sie meinen Freund gehen, schickten ihn weg. Ich war allein. Man hörte so einiges, was die Bullen mit einem anstellten, wenn sie einen kriegten. Einiges davon war Räuberpistole, einiges nicht.

Es ist ein interessantes Gefühl, jede Kontrolle zu verlieren. Ich konnte nichts tun, und wenn die Bullen es mir zeigen wollten, dann zeigten sie es mir und ich musste es hinnehmen. Das Interessante an so einer Situation ist, dass man schnell die Angst verliert. Gläubige würden sagen, es liegt in Gottes Hand. Ich stellte mich also darauf ein, die Knüppel der Bullen kennen zu lernen. Damit rechnete ich fest. Nun denn.

Dann kam der Kommandant auf mich zu. Er war sauer. Er hasste es, hier zu sein. Und ich war der Grund dafür, dass er nicht bei seiner Familie sein konnte. Er schrie mich an, schiss mich zusammen, aber auf eine Art, die ich kannte. Ich gab zurück, nicht respektlos, aber ohne jede Demut und Angst, und mit einem Mal, als wir einander so gegenüber standen und uns anschrien, geschah etwas.

Mir wurde gerade klar, dass wir aus der derselben Klasse kamen. Wir waren Kleinbürger. Er hatte es zum Kommandanten gebracht, ich war noch unentschieden. Wir waren keine «Feinde». Er war der Kleinbürgerbulle, der den Großbürgern unterstand die von ihm verlangten, dass er die Großbürgerjugend daran hinderte, ihre Geschäfte zu stören. Er sollte sie zur Räson zu bringen.

Gestern dachte ich wieder einmal daran. Bei einer Doku über Pier Paolo Pasolini, der sich 1968 auf die Seite der Bullen gestellt hatte. Gegen die rebellierenden Bürgerkinder. Die Bullen stammten aus der Arbeiterklasse, das war ihm wichtig. Und er hatte den Mut, es auch zu sagen. Damals. Das war nicht nichts.

Ich habe nichts gesagt. Wem auch. Aber das Misstrauen blieb. Dieses kleine Kleinbürgermisstrauen gegen grundsätzlich alles. Auch sich selber. Tja.

Zu sagen wäre noch, dass man mich nach diesem Disput entließ. Keine Knüppel. Gar nichts.

«Das ist beruflich,

Sklaventreiber!», soll Madonna, die oberste Pop-Bitch der Welt, einem genervten Kinogeher geantwortet haben, als der sich über ihr unentwegtes SMS-Getippe während des Films beschwert hatte.
Ist das nicht großartig? Es ist beruflich, das Generve, nicht etwa privat oder des Vergnügens wegen, sie tut es nur, um noch mehr Kohle aus den Rippen dummer Menschen zu leiern, und weil es eben beruflich ist, und dem Gelderwerb dient, so sie das auch vollkommen in Ordnung und der Rest der Wappler die ins Kino gehen um einen Film zu sehen, haben das zu akzeptieren. Ist doch klar, oder?

Wenn man das nächste Mal einen Quatschkopp oder eine Quatschköppin im Zugsabteil darauf aufmerksam macht, dass dies hier ein Gefährt, von vielen benützt und auch bezahlt worden ist, und nicht etwa das private Büro des Quatschers, dann kann man sich wohl auf diese Antwort einstellen: «Das ist beruflich, Sie Hartzer!»

Damit wär dann alles geklärt …
Aber vielleicht gibts dann auch mal was auf die Omme. Könnte sein, wa?

Das Sprüchemuseum (31)

«Die Koalitionsverhandler müssen Fantasie entwickeln und mutig Ziele setzen.»

Conrad Seidl im «Standard» zu möglichen Koalitionsverhandlungen in Austria.

Wir sagen: Grundgütiger! Fantasie?! Mutige Ziele?! Ist der gut …

Sterbende Buchhandlungen

Der Untergang des Abendlandes stand wieder mal auf dem Programm, nämlich, als in der Schweiz über die Buchpreisbindung abgestimmt, und diese abgelehnt wurde. Das Heulen und Zetern und Wehklagen der Buchhandlungen im Vorfeld dieses Wahlgangs war nicht zu überhören, und das Lamento darüber, dass nun die großen Buchhandelsriesen den gesamten Buchladen übernehmen werden, hallte durch Täler und Gassen. Zum Fürchten.

Was wirklich geschah, war, dass die Buchhandelsriesen erst zu Gemischtwarenläden verkamen und dann einige ihre Filialen schließen mussten.

Ich war damals wie heute der Ansicht, dass sich die Buchhändler auch wie Buchhändler benehmen sollten, und es nicht nur ihr Job ist – weil sie keinen Job an der Wursttheke kriegen konnten –  öde Füdi-Büechi und Bestsellerstapel zu verramschen.

In der «Zeit» hat nun Jens Jessen eine Kolumne dazu verfasst und kommt zum Schluss, dass beim Zustand der «guten»  Buchhandlung, sie vor allem den echten, den interessierten Leser an Amazon verliert, weil der schon vorher weiß «dass er das Gewünschte niemals finden wird… und dass ihn augenblicks eine buchstabenfeindliche Atmosphäre umfangen wird, die ihn zum Außenseiter stempelt?»
So ist es.

Und der Verleger möchte noch hinzufügen, dass dem Kundem, wenn er sich denn das Gewünschte bestellen will, und die Wurstthekenaspiranten im KNOE nicht fündig werden, und, weil man sich kein VLB mehr leisten mag, beschieden wird, dass das Buch leider, leider nicht lieferbar sei.

Jessen endet: «Über sterbende Buchhandlungen sollte man nicht mehr klagen … Ihre Besitzer haben längst selbst die Lust am Betrieb verloren. Die wenigen verbliebenen Narren werden ihr Narrengeschäft umso leichter erhalten können. Wir helfen ihnen.»

Mach ma!

Frage

Wie ist das eigentlich: Darf man Flüchtlinge kritisieren? Darf man Fragen stellen? Dumme, vielleicht? Oder grundsätzliche? Darf man von sich selber ausgehend, nach einem bestimmten Verhalten fragen, darf man das? Oder ist es – seit den barmherzigen Worten des Papstes zur Katastrophe in Lampedusa – einfach ein Fact, dass ich/wir (Europäer) an dem Unglück schuld sind?

Glaubt man den Berichten über die Flüchtlinge, verbringen viele von ihnen Wochen und Monate an der afrikanischen Küste und warten auf den Tag X. Sie warten auf ihr Boot, ihr Schiff, ihre Überfahrt. Sie überleben irgendwie. In der Nähe des Ufers. Sie werden in horrormäßig überfüllten Schiffen tagelang unterwegs sein. Nur sie und das Boot und das Meer. Sie können nicht schwimmen. Sie können nicht schwimmen.

Wäre es nicht naheliegend, dass sie in jenen Wochen und Monaten, die sie wartend an der Küste verbringen, es lernen sollten? Das Schwimmen. Sollte man nicht schwimmen können, wenn man sich aufs Meer wagt? Zumindest so gut, dass man  eine Chance hat, länger als eine Minute zu überleben, falls man ins Meer fällt? Dass die Retter auch eine Chance kriegen, einen rauszuziehen?

Muss man, wenn solche Tragödien verhindert werden sollen, nicht beim elementaren beginnen? Wasser=schwimmen können? Sollten diejenigen die es geschafft haben, den anderen, die es noch versuchen wollen, nicht eindringlich raten, schwimmen zu lernen? Es ist nicht so schwer. Man lernt es in wenigen Stunden.

Oder ist Pragmatismus in diesem Fall moralisch verwerflich? Wie in der katholischen Kirche das Kondom? Nur Enthaltsamkeit schützt vor AIDS.

Frage.