Menschen die sich Hunde halten, geraten oft in Nöte. In Liebesnöte. Sie tun alles für ihren Liebling, bestes Futter, bestes Halsband, zentraler Platz im Kreise der Familie, und Hundi bekommt immer seinen Willen. Das sind sie dem Tier schuldig. Der unschuldigen Kreatur. Aber die Kreatur tut dann Dinge, die diese Menschen nicht verstehen. Zum Beispiel: Er gehorcht niemals. Beißt Kinder, Gäste und Fahrradfahrer, verbellt Lastwagen und andere Hunde, zerbeißt Laptops und Kondome, kurz, führt sich auf wie Sau. Dann ist es Zeit für den Hundeflüsterer, den netten Mann mit einem etwas wildwüchsigen Ho-Chi-Minh-Bart und einem lustigen T-Shirt, auf dem lustige Sprüche stehen, die man sofort wieder vergisst.
Es ist ein schöner Beruf. Vielleicht ein wenig langweilig, aber durchaus einträglich und nicht so Anerkennungsarm wie zum Beispiel Blogger oder unberühmter Autor. Und vor allem wohnt ihm Dankbarkeit inne. Der einzige Nachteil, die Langweiligkeit, ist dem zentralen Objekt des Hundeflüsteres geschuldet: Dem hundehaltenden Menschen. Der hilfesuchende, hundehaltende Mensch ist ein Opfer seiner dämlichen Liebe und seiner Dummheit. Er weiß nicht, wie einfach so ein Hundetier gestrickt ist, er denkt, so ein Hund sei ein hoch komplexes Wesen. Im Vergleich zum ihm selber mag das oft zutreffen, und darum wirkt die Arbeit des Hundeflüsterers auf ihn wie Zauberei. Ich betreibe Geheimnisverrat, wenn ich jetzt ausplaudere, worin die Magie des Flüsterers besteht: Er weist dem Hund in wenigen Minuten seinen Platz zu. Und der sollte, als Rang, immer unter dem des Herrchens sein. Die Hündeler staunen. Dann versuchen sie es selber, und erfahren: es funktioniert tatsächlich. Sie sind baff.
Aber da nichts im Leben umsonst ist, hat auch die Dressur ihren Preis. Ganz abgesehen von der Gage des Mannes mit dem lustigen T-Shirt. Sie, die Herrchens und Frauchens, müssen sich ändern. Zumindest ihr Verhalten dem Hund gegenüber. Sie müssen Verantwortung übernehmen, sogar für sich, und dürfen ihre Sehnsucht nach Unterwerfung, nicht mehr allein dem Hund aufhalsen. Es ist ein Jammer. Sie schaffen es nicht. Es ist wie dem mit Rauchstopp. Oder der Shoppingsucht, dem GPS-Wahn usw.
Wenn hier nichts mehr läuft, werde ich, so habe ich beschlossen, Hundeflüsterer. Auch so ein Beruf, der einem beibringt, dass man keine Hoffnungen mehr zu haben braucht.
aufgeklärter Quatsch
in diesem punkt halte ich es mit kant:
sapere aude.
@Fatalismus-Gudrun
there’s nothin in the world
that you can do
you gotta come on up to the house
and you been whipped by the forces
that are inside you
come on up to the house
Keine Hoffnung? Worauf? Wir sind Zufallsprodukt. Alles geht sowieso seinen Weg. Das nimmt der Tristesse seine Schärfe. Oder?
GPS-Wahn? Hab ich mich auch gefragt. Vielleicht meint er, dass es Leute gibt, die meinen, sie finden ohne GPS ihren Arsch nicht mehr?
Könnte sein.
Bitte was ist ein GPS-Wahn?
Du wärst perfekt für den Job.
Als Arbeitsgerät empfehle ich Dir einen Prügel.