Kein Hass, nirgends …

Es ist demütigend. Das habe ich nicht verdient. Ich werde unter Wert geschlagen. Bin ich wirklich so übersehbar, unwichtig; ein medialer Zwerg (sorry: anderswüchsig) unter lauter Riesen (sorry: noch anderswüchsiger. Oder kann man den Ausdruck „Riese“, ohne in den Ruch zu kommen, ein Stück weißer, alter Scheiße zu sein, verwenden? Sorry: Ich weiß es nicht.)

Wär das nicht schon genug Stoff, für ein paar Hassnachrichten? Beleidigungen wie: „Du altes Stück, mit Scheiße beschmiertes Weißbrot, wann hälste endlich dei Fress!?“
Kann auch in Deutsch abgefasst werden. Mir wurscht.

Eine Schauspielerin hat millimeter kurze Haare: Hass. Und das bringt sie in die Schlagzeilen. Es gibt Presse. Wie kann man nur. Ein religiöser Spinner, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Aber eigentlich ist es kein Hass, der aus seinem Brief spricht, sondern nur dümmliche Bigotterie (wobei das ja eigentlich eine Tautologie ist).

Ich habe doch auch böse Sachen gesagt. Warum schreibt mir nie jemand Hassnachrichten, warum krieg ich keinen Shitstorm, warum will kein Rechts-Links-Extremist sein Mütchen an mir kühlen?

Liegt es vielleicht daran, dass ich nicht bei den Souschel Midias inskribiert bin?
Wenn ja, wär das nicht die Möglichkeit, für jene die sich über den Hass aufregen, einfach die Souschel Midias zu kündigen?

Aber was soll man dann mit dem Tag anfangen? Das isn Problem. Ich gebs zu …

Arbeitsscheu

Ein freundlicher Kollege schrieb mir kürzlich, dass ich „ein reiches Leben führe“ (im Gegensatz zu anderen Schriftstellern). Er meinte damit – auf einen meiner Texte bezogen, in dem es ums Schreiben geht – meine vielen Jobs.

Ja. Ohne anzugeben, kann ich sagen, dass ich mein Geld in ziemlich genau 50 Berufen verdient habe. Da ist so einiges dabei, wie man sich vorstellen kann. Ein paar Einsätze dauerten Tage, andere Wochen, Monate und ganz selten, Jahre.

Nun, all diese Jobs hatte ich nicht, weil ich neugierig auf sie war oder weil ich etwas suchte, bei dem ich bleiben könnte (das hatte ich ja schon), sondern aus Notwendigkeit.
Es mag sich paradox anhören, aber es ist wahr: Ich bin absolut arbeitsscheu, und es gibt trotzdem kaum jemand, der besser weiß wie arbeiten geht, als ich.
Ich habe eine bestimmte Vorliebe für Zimmermannsarbeiten, mag Holzrücken, würde aber niemals als Mauerer arbeiten oder im Feld.

Ich war gerne Hirte, als ich die Tiere endlich im Griff hatte. Das liebte ich. Frühmorgens 500 Höhenmeter aufsteigen und nach den Rindern sehen, Kaffeetrinken vor der winzigen Hütte, und die Sonne beobachten, wie sie über die Grate klettert und die Schatten über die Weiden scheucht. Stille. Und jeder Tag, war wie der erste Tag der Schöpfung. Jeder. That’s love!

Ein einziges Mal wurde ich entlassen. Ich hatte zuviel gearbeitet, und die vier Oldies, kurz vor der Pension, hatten sich beschwert, dass sie nun den ganzen Tag Schachteln heften mussten. Ja. Arbeiten, um der Langeweile zu entkommen.

Und so wie’s aussieht, ist die Arbeitssache noch nicht ausgestanden. Es geht weiter. Bis ich dereinst dahinsinke, wie weiland mein Großvater, der in einer Arbeitspause mit 80 Jahren neben dem Ofen einschlief und nicht mehr erwachte.

Wie schrieb Jörg Fauser über den Tod von Joseph Roth: „Gott gebe uns allen, einen so gnädigen Tod.“ Amen.

Das Déjà vu eines Déjà vu

Sommer ist. Heißt: Menschen stehen in Hitzewellen wie Spargelstangen im Glas in Schwimmbädern, und am nächsten Tag schaufeln sie in Gummistiefeln Schlamm aus ihren überfluteten Häusern. Sommer ist.

Schon lange. Heuer scheint es ein ganz besonders sommriger Sommer zu werden. Leute sterben. Siedlungen werden hinweggeschwemmt oder in schlammige Müllkippen verwandelt. Sommer ist. Anderswo brennts. 50 Grad, über viele Tage. Sommer ist.

Wir sehen Klimaforscher und Politiker im TV. Man ist sich einig. Es muss etwas geschehen. Man weiß auch was geschehen muss. Aber es ist im Großen wie im Kleinen: Es geht nicht. Warum? Weil nichts mehr geht. In Österreich (ich sag jetzt nicht wo) fiel ein Ortsteil dem Hochwasser zum Opfer, weil man keine Vorkehrungen treffen konnte. Einsprüche verhinderten sie. Hochwasserwehren passten einfach nicht ins Ortsbild. Und so läuft’s auch im größeren Stil. Das viele Öl muss noch verkauft werden. Was ist mit der Auotindustrie? Arbeitsplätze? Wettbewerbsfähigkeit?

Hat übrigens jemand überflutete Villen gesehen?
Ich nicht. Noch Fragen?

Nächstes Jahr zur selben Zeit : Sommer wird sein.

Wandern und wundern (2)

Familytroubles

Im ersten WaWu schrieb ich über die Vetrauenskrise zwischen einem ehemaligen Viehhirten und dem heutigen Rindvieh, das man allenthalben auf Wanderungen antreffen kann.

Diesmal gings nicht so hoch hinaus. Ich bewanderte lässig die Donau in der Nähe von Greifenstein, um auch ein wenig zu schwimmen.

Es war früh am Morgen, kaum jemand unterwegs, und ich fand ein nettes Plätzchen am Wasser, umgeben von Bäumen und Dickicht, klein aber fein, mit roh gezimmertem Ministeg.

Also eini. Und gerade als ich mich aufmachte, das andere Ufer anzuschwimmen, sah ich, wie eine fuckin Schwanfamilie daherschwamm. Zwei weiße Eltern, mit sechs braunen Teenagern. Ich stoppte, denn ich ahnte, was nun geschehen würde. Die ganze fuckin Vogelfamilie steuerte meinen kleinen Badeplatz an.
Ungut. Denn wenn die fuckin family meinen Platz vor mir erreichte, würde sie den Platz als den ihren beanspruchen, was completement merde wäre.

Ich war überzeugt – und diese Überzeugung speiste sich aus der Erfahrung –, dass zumindest der Schwanhengst (oder wie das heißt. Schaut bei Google nach.) mich angreifen würde. Und Schwäne sind extrem lästige und mutige Fighter. Und ich war praktisch nackt. Was nun, nackter Mann?

Mit Steinen nach ihnen werfen? Am Ufer Stöcke brechen?

Ich entschied mich für ein Wettrennen, legte meinen schnellsten Crawl hin, und erreichte vor der fuckin family das Ufer, raffte mein Zeug zusammen und verließ den Platz.

Von der Straße aus konnte ich nun sehen, wie die fuckin family Schwan mein schönes Plätzchen enterte.

Ich wanderte halbnackt weiter auf die andere Uferseite, und ging zum Badeplatz. Da waren zwar auch fuckin familys. Aber nur Enten und Familien meine Gattung. Mit denen würde ich wohl fertig werden …

Warum nicht Hass?

Kanzler Kurz beklagte vor seiner Aussage im U-Ausschuss, diesen „Hass“.
Hat er recht? Gibt es diesen Hass gegen ihn und seine verlogene Truppe?

Ich hoffe es.
Warum sollte man jemanden, der sich den Staat untertan macht, der lügt wenn er den Mund aufmacht, der heuchelt und trickst, der den Parlamentarismus, und alles was nicht im Gleichschritt seiner Ideologie marschiert, verachtet, nicht hassen?