Weihnachtsverse

Henk sandte uns vor einigen Jahren zu Weihnachten dieses Gedicht zu. Unverlangt. Wir veröffentlichen es dennoch.

Das einzig wahre, wahre Weihnachtsgedicht

Weihnachtsgedichte verfasste der Poet
trank dazu eine bouteille Moet
den Chandon ließ er weise stehen
es sollt ihm nicht wie letztes Jahr ergehen.

Als er mit Tippen fertig war
begab er sich zur Krippenbar
den Stapel Gedichte unterm Arm
Ochs und Esel hielten alle warm.

«He, Hirt, schenk mir mal einen ein
aber nicht von jenem billgen roten Wein,
nimm den trocknen, teuren, guten
sonst lass ich deine Nase bluten!»

Josef kam nun geschwind heran
ahnte Ärger mit dem Dichtersmann
„Gemach! du oller Zeilenschinder
hier im Raum sind auch noch Kinder.»

«Fein, dass ich dich hier noch sehe
hab Gedichte über Christkinds «Wohl und Wehe»
und hoffe sehr, du hast auch was für mich
denn umsonst da dicht ich nich.»

«Was heißt denn hier umsonst, du Löl
bist doch breit und längst im Öl
so eine Magnum Flasche Moet Chandon
ist als Gage wohl genug – pardon!»

So stritten Josef und der Mann der Worte
zuerst piano, adaggio und dann forte
in der Krippenbar gings richtig zu
selbst der Ochs wollt nun ne Kuh.

Der Streit schwoll an, s’war nicht mehr klass
Maria fand’s öd und ziemlich krass
sie wusste aus Erfahrung vergangner Zeiten
die Krippenbar ist ein beliebter Ort zum Streiten.

Als der Zoff zu einem Ende fand
und Maria Josefs Kopf verband
dachte blutend unser arm Poet
der Chandon war’s diesmal nicht, wohl eher der Moet.

Redaktionsweihnachten

Das Krippenspiel, das alljährlich in unserer Redaktion zu Aufführung kommt, geriet dieses Mal zum Flop.
Zum einen, weil nicht mal die Hälfte der befreundeten oder verfeindeten Redaktionen eingelaufen sind, zu anderen, weil unser Redaktionsoldie nicht wie sonst den Ochs mimen wollte, sondern das Jesuskind, das traditionell von unserer 17-jährigen Türsteherpraktikantin gegeben wird. Und zwar mit Aplomb.
Es kam wie es kommen musste: Ärger. Und Oldie gegen Pepita: Das ist Brutalität.

RO (Redaktionsoldie) bereits in Windeln gewickel und im Stroh der Krippe liegend, rauchte eine Zigarette und verkündete mit heiserer Stimme, dass er als diskriminierte Minderheit – als alter, weißer Mann – nicht nur das Recht sondern geradezu die Pflicht habe, das Jesuskind zu geben. „Denn», fügte er etwas weinerlich hinzu, „bin ich nicht wie Jesus ans Kreuz geschlagen worden? Aber im Unterschied zum Gottessohn nicht nur einmal, sondern zig Male.» Und gerade eben sei man wieder dabei, Hammer und Nägel zu holen.

Pepita im Hemdchen, den Kostüm-Ochsenkopf in der Hand haltend, schrie herum und behauptete, die einzige Eigenschaft die RO mit dem Jesuskind gemeinsam habe, sei der Bedarf an Windeln, aber das reiche halt nicht aus, und er soll sich gefälligst aus dem Stroh verpissen, da sie sich sonst vergesse und ihm die Ochsenhörner da hin ramme, wo sich das alte, weiße-Männer Fett am meisten breit gemacht habe.

So gings dahin. Die wenigen Besucher wanderten ab oder verzogen sich nach hinten, wo Lady mit aufgesetztem Eselskopf, gerade den dritten Sack mit Crystal aufschnitt, und mächtige Portionen in die gefüllten Gläser mit RO’s Bourbon schüttelte, den Marky Mark aus dessen Geheimlade geklaut hatte.

So wurd’s dann doch noch ganz nett.
«Richtig familiär», wie einer der Besucher sagte, was ihm eine Watschen eintrug.
„Eben“, sagte er glückselig lächelnd, „familiär. Sehr schön.»

Kulturelle Vielfalt

Kulturelle Vielfalt scheint zu bedeuten, dass in immer mehr Büchersendungen, dieselben 3 Bücher besprochen werden.

Mir gefiel das Statement eines Lesers, der sich über den Preis eines 800 Seiten starken Buches aufregte, weil er es für viel zu teuer befand. Es kostete höllische € 25.-

Vielleicht, das wäre zu überlegen, könnte man die Bücher in Bangladesh schreiben lassen, in Schreibfabriken, von Kinderautoren, die pro Manuskript € 25 kriegen. Gedruckt werden sie auch dort, in derselben fensterlosen Fabrik, nur ein Stockwerk tiefer.

Dann eröffnen wir hier den 99 Cent Buchmarkt und lassen die Bücher in den Literatursendungen von Schauspieler/innen die Raich-Ranicki, Heidenreich, Zweifel, Kratzert darstellen, anpreisen.

Als Schauspieler könnten Asylwerber ausgebildet werden oder vor dem Marienfaschismus geflüchtete polnische Intellektuelle.

Sowas halt!

Schöne Tage!

Weiblicher Autofahrer

„Autofahrer rast in Las Vegas in Menschenmenge»

titelt heute „Der Standard“.

Am Schluss des Artikels erfahren wir, dass es sich bei dem Autofahrer um einen weiblichen Autofahrer handelte, der – und jetzt kommt’s – auch noch eine Frau sein soll…

Tja, Sachen gibt’s!
Das Böse kann eben nur männlich sein, soviel steht fest.

Das Sprüchemuseum (72)

„Xavier Naidoo singt davon, dass er das, was er singt, nicht singen darf.»

Dieter Nuhr, Comedian, Autor

Wir sagen: Besser hätte es auch Pepita nicht sagen können, die auch immer wieder mal sagt, dass sie das, was sie gerade sagt, nicht sagen darf. Und der Rest unserer Pimperl-Redaktion schließt sich dem an. Falls wir das so sagen dürfen.

Ironie

Heute las ich einen ironischen Artikel zu Pegida-German-Angst-Refugees-Deutschland. Geschrieben von Friedrich Ani.

http://www.zeit.de/freitext/2015/12/15/fremdenfeindlichkeit-syrer-angst-ani/

Ironie? Hallo, sagte ich zu ihr, freut mich dich zu sehen. Long time no see. Wie geht’s denn so? Hab gedacht du bist tot. Oder sowas. Irgendwo zwischen Intensivstation und Aufbahrungshalle. Aber nee, dich gibt’s noch. Und dazu noch bester Laune. Obschon es dafür keinen Grund gibt. Vielleicht bist du ja selbstgenügsam geworden? Hoffen wir mal: Nicht selbstgerecht. Oder selbstzufrieden.
Wusste auch nicht, dass es noch immer Leute gibt, die dich schätzen. Und sogar verstehen. Wie sagte einst der „Blick“-Chef Übersax: „Kinder und Blick-Leser verstehen keine Ironie.“ Das war in den 70-er Jahren. Lang her. Gefühlt drei bis vier Generationen. Und heute? Sind nicht inzwischen so ziemlich alle zu „Blick-Lesern“ geschrumpft?

Nach dem Artikel dachte ich, dass Ironie vielleicht nur noch was familiäres ist; die Sprache einer Geistesgemeinschaft, das Jägerlatein der Verzweifelnden. Oder ist das jetzt auch schon Ironie? Oder eher Schwulst?
Ironie schneidet nur, wenn sie auf Geist trifft. Das macht sie prekär.
Ironie ist nicht ungefährlich. Sie kann abhängig machen. Ich kenne solche Leute. Die brauchen dringend einen Entzug.

Ganz unironisch: Vielleicht war ja Anis Text gar nicht ironisch …

Das Sprüchemuseum (71)

« Ich glaub das einzige, was mich an der etablierten Kunst und Kulturwelt wirklich reizt, ist das Gratisessen und das Gratistrinken.»

Stefanie „Sargnagel“ Sprengnagel

Wir sagen: Das ist eindeutig von unserem Redaktionsoldie, der auch solche Sottisen abgelassen hat, damals, vor 30 Jahren, als sein Haar noch so voll wie heute war.
Nichts Neues unter der Sonne, sacht der Prediger.
Die Fackel wird weitergereicht, sacht Allan Ginsberg.