Entspannung für die Wachsweichen

Im Winter 2014 finden im russichen Sotschi die olympischen Spiele des Winters statt.
Dazu kann man jene Euro-Politiker, die jetzt ein Problem mit der Fußball-EM in der Ukraine haben (Warum eigentlich? Politisch gefoltert und gemordet wird doch selbst in Liechtenstein?), nur zur fälligen Entspannung beglückwünschen. Denn zu Russland braucht ihnen nichts einzufallen. Dort sitzen keine politisch Unerwünschte im Knast, die Menschenrechte werden respektiert und hochgehalten, Intellektuelle, Juden, Künstler und Homosexuelle brauchen überhaupt keine Angst zu haben.
Und wenn den einen oder anderen Europolito doch die Unsicherheit anflöge, wäre da immer noch der «Gasprom-Gerd» und sein lupenrein demokratischer Freund Putin, um jedweden Zweifel zu zerstreuen.

Die Ukraine muss man halt noch irgendwie durchstehen. Bei Sotschi kann der wachsweiche EU-Polito schon entspannen. Alles andere wäre auch zu gefährlich. Für die Wirtschaft.
Besser man pudelt sich jetzt noch ein bisschen auf,  oder?

Anonyme Umsonstoholiker

Gestern erhielt ich von den IG-Autoren eine Mail, in der ich gebeten wurde, die Bestrebungen der Litera-Mechana (u.a.) bei der Forderung nach einer «Festplattenabgabe» mit einer «Unterschrift» zu unterstützen. Ich hatte den Text noch nicht mal zu Ende gelesen, da hat das anonyme Rollkommando der SA-Anonymus schon die Site gehackt, und in ihrem Twitter was von «Content-mafia» verlautbaren lassen. «Content-mafia». Die Litera-mechana. Herrjeh.

Das Überzeugende an den «anonymen Umsonstoholikern» ist vor allem anderen, ihre Diskussionsbereitschaft. Eine «Festplattenabgabe» anzudenken und dann politisch durchzusetzen, ist, zumindest in Ösi-County, vergleichbar mit der Entsendung verheirateter lesbischer Priesterinnen in den Vatikan. Aber die Anonymlinge fackeln nicht lange: Sofort ist ein Rollkommando zusammengestellt, das gleich zur Sache kommt und das Ding prophylaktisch abwürgt.

Finde ich, ehrlich gesagt, nicht so gut.
Gibt aber einen Vorgeschmack auf das, was aus dieser Ecke noch zu erwarten ist …

(So, und jetzt könnt ihr bei Wiki nachgucken, was SA bedeutet)

Weiter so!

In der Schweiz, so vernahm ich neulich, liegt die «WirwollenallesumsonstundderRestgehörtehGoogle»-Partei, die «Piraten» noch im Promillebereich.
Ist es tatsächlich so: Sollten die Schweizer doch klüger sein, als ihre Nachbarn?

Frau Berg, die Arbeit, der Konsum

Die von mir hochgeschätzte Kolumnistin Sibylle Berg war neulich in Wien um etwas zu verkaufen («Jeder hat doch etwas zu verkaufen…»), und gab dem «Standard» ein Interview, in dem sie sich auch über «Arbeit» ausließ:

derStandard.at: Die Menschen haben ja früher auch arbeiten müssen.

Berg: Weniger.

derStandard.at: Der Druck ist heute höher?

Berg: Es ist heute eigentlich fast unmöglich, wenn du nicht in die Ukraine ziehen willst, mit wenig Geld auszukommen. Ich habe die Gnade der frühen Geburt und musste einfach sehr lange nichts machen, nichts arbeiten. Es ging gut, dass ich mich mit Jobs durchgewurschtelt habe, um dann schreiben zu können. Das geht heute nicht mehr…

Nun, Bullshit lässt jeder von uns mal fallen, das ist sicher, und – wie man es nun allerorten hören kann – «kein Thema». Aber eigentlich schon. Denn genau genommen ist das, was Frau Berg, was ich, und noch ein paar tausend Schmierfinken tun, gar keine «Arbeit».  Eine Mauer aufziehen ist Arbeit, stundenlang Nähte in giftige Textilien reinfräsen ist Arbeit; Spargelstechen und Kopfsalaternten, eine Eisfläche reinigen, und die Hintern von Sterbenden auswischen, das ist Arbeit. Aber nicht Schreiben, inszenieren und/oder Subalterne anbrüllen.

Dass man heute mehr arbeiten müsse als früher, diesen tollen Witz werde ich gerne meiner alten Mutter überbringen. Sie mag gute Jokes. Der wird ihre Arbeitspause versüßen.

Andererseits, volles Verständnis. Wenn man wie Frau Berg darauf besteht in Zürich zu nisten, dann muss man als Autor/In schon die eine oder andere Zeile zusätzlich schnitzen, das ist klar. Aber zwischen der Ukraine und Zürich liegt noch ne Menge Steppe, wo es sich auch gut leben lässt. Mais chacun à son gout, wie der Burgenländer Weinbauer sagt.

«Kaufe nix. Ficke niemanden.» heißt das Twittermotto von Frau Berg. Nun denn. Das ist, für meinen Geschmack, ein bisschen zu nah an der aktuellen Haltung Deutschlands: Nix kaufen, aber den anderen die eigene Produktion andrehen, bis der Dokor Schäuble kommt. Das kommt uns Rest-Griechen doch sehr bekannt vor, oder nicht?

Das Sprüchemuseum (7)

«… und wieder zeigt der Krieg seine hässliche Seite.»

Aus den Tagesthemen, heute um 19 Uhr, in einem Bericht über die in der N.Y.-Times veröffentlichten Fotos von GI’s mit Leichen.

Ja, das ist echt eine Zumutung, dass man uns nur immer die hässliche Seite des Krieges präsentiert. Wie wär’s mal mit der Zuckerseite? GI’s in ihren Unterkünften, die durch die Läufe ihrer AK’s gutes afghanisches Heroin rauchen, Bourbon aus Gallonenflaschen trinken, während sie minderjährige Nutten untenrum befummeln?
Nicht nur immer die hässliche Seite, bitte. Ja?

(Ist eigentlich für die Redigierung und Lektorierung von Nachrichtentexten bei den ÖFFIS keine Kohle mehr da? Oder was? Ihr dämlichen, strunzblöden Redakteurearschlöcher.)

Das Sprüchemuseum (6)

«Achtung! Ich bin nicht in Schottland.»

Mailaussendung meines Landsmannes, Kollegen und topografischen Leidensgenossen, Christoph Brändle.
Herrgottsack! Soll man einer sagen, die Schwiizer hätten kan Hamur!

«Anares»- Das anarchische Bücherversanddingsbumsseicherl

Einer der vielen linken Autoren des Songdog Verlags, wies den Verleger mal sanft aber bestimmt darauf hin, dass er sich doch darum bemühen sollte in dieses tolle «Anares»- Versand-Dingsbums aufgenommen zu werden. Hätte er super gefunden, der Autor. Aber der Pimperl-Verleger wollte nicht. Er war irgendwie  bockig. Er hielt sich nicht für links. Er wusste seit geraumer Zeit nicht mehr so richtig, was «links» eigentlich sein sollte. Seit er Verleger war, hielt er sich eher für ein nützliches Mitglied der Realwirtschaft. Er ermöglichte Autoren zu publizieren, zahlte Druckereien Druckkosten, Autoren ihre Tantiemen, schob der Ösi-Post die Knete bündelweise in den fetten, weichen Hintern, zahlte Gebühren für die Domain, für ISBN-Nummern, für Einträge ins VLB und manchmal sogar für das Führen der Homepage. Er war also kein Anarcho mehr, sondern so was wie ein Kapitalist. Oder so.
Da begab es sich, dass der Chef des «Anares»- Versand-Dingsbums, ein Herr Grüneklee, bei Songdog «dringend und eilig», zwei Bücher bestellte. Das war dem Verleger wie immer Befehl, und er schickte die Bücher gleich los. Auf der Homepage des Anares-Versand-Dingsbums las er:

«Gut, wir bestellen jedes lieferbare Buch. Doch hier haben wir eine nicht zuletzt eine Auswahl jener Medien zusammengestellt, die uns besonders am Herzen liegen. Doch nicht nur unser Sortiment ist besonders: Mit der Anares Kultur- und Mediengenossenschaft möchten wir ein besonderes Projekt realisieren, eine Genossenschaft an der Schnittstelle von solidarischer Ökonomie, emanzipatorischer Infrastruktur («Forum für Gesellschaftskritik») und ökologischem Profil.»

Das klang doch weit mehr als vertrauenserweckend. «Solidarische Ökonomie!» Hey, Leute! Keine Ahnung, was das sein soll, aber es klang einfach hervorragend. «Emanzipatorische Infrastruktur!» Mannomann. Und da war unser Pimperl- Verleger nicht dabei? Hergottsack! Er war drauf und dran, zu bereuen.
Als die Rechnung für die 2 Bücher nach 40 Tagen noch nicht bezahlt war, schrieb er eine Mail an den Herrn Grüneklee, und fragte mal nach. Keine Antwort. Kein Geld. Nach zwei Monaten noch mal ne Anfrage. Nichts. Keine Antwort, kein Geld.
Das war so ungefähr vor einem Jahr. Es folgte noch ein eingeschriebener Brief. Nichts.
Da ging dem Verleger auf, wie klug die Strategie des Anarchos Grüneklee war, um endlich der Gerechtigkeit zum Sieg, und dem Kapitalismus den Strick um den Hals zu legen: Man zahlte einfach die Rechnungen nicht. Da hört sich der Spass von selber auf. Autoren, Drucker, Börsenverein, Server, alle, sogar die Post. Senza frutti, Durrutti. Aus. Schluss mit lustig. Und wenn der Grüneklee so Pimperl-Verlage um Pimperlbeträge prellte, so konnte der gewiefte Anarcho auch sicher sein, vom Staat weitgehend davor beschützt zu werden, dass der Pimperl das Betreibungsamt bemühte. Oder so. Lohnte sich nicht.
Der Verleger war einerseits von der Linke des Anarchoseicherls beeindruckt, andererseits war er halt doch ein Scheiß-Kapitalist. Jedenfalls nahm er sich vor, sollte er dem Grüneklee eines Tages leibhaftig begegnen (und das war durchaus nicht unwahrscheinlich), dann würde er ihm auf eine handfeste Art demonstrieren, was Spießer wie er, unter Anarchie auch noch verstehen …

Mach dich nicht unbeliebt

Dass man wieder in Korruptanien ist, ist auch daran zu merken, dass man gut daran tut, nach dem Einkauf seinen Kassabon zu kontrollieren. Heute löhnte ich, zum Beispiel, für eine Knolle frischen Knoblauch € 2,99. Anstatt 0,99. Stolz. Beide Preise. Aber so ist das hier. Hier gibt’s keine Konkurrenz, hier bildet man Kartelle und baut Innungen mit denen man sich vor Konkurrenz schützt.

Seit einiger Zeit haben sich die Supermärkte was Neues einfallen lassen: Sie schreiben Aktionen aus, die dann aber an der Kasse als Normalpreis durchgehen. Und dann gehste nach der Bonkontrolle hin, die Schlange am Band, gefühlte 25 Meter, bis nach hinten zum Obst, und klagst die 1,37 ein, um die man dich hintergangen hat. Da biste Kandidat für den Lieblingskunden des Monats, oh yeah!

Und wer ist schuld daran? Dumme Frage. Hier ist Korruptanien. Hier ist niemand zuständig. Hier weiß man generell nie von etwas, das hat Tradition, das reicht ein paar Jahrzehnte zurück, damals hat auch niemand was gewusst, und heute weiß man noch weniger.
Aber ich weiß Bescheid. Ich lebe lange genug hier, um zu wissen, wer die Schuld an all den täglichen Bescheißereien trägt: ICH.
Denn würde ICH den Kassabon nicht kontrollieren, würden mir die kleinen Unstimmigkeiten auch nicht auffallen. Viel ärmer würde ich nicht dabei, die Schlange würde nicht länger, die Kassierinnen hätten ihre Ruhe und der Konzern seinen Reibach. Alle wären zufrieden.

Also. Mach dich nicht unbeliebt. Lass den Bon einfach unbesehen liegen, okay?

Back in Korruptanien

Kaum verabschiedet sich unsereiner mal für ein paar Tage in die Berge und gärtnert im Garten und sanitätert im Nassbereich (tauscht unter lästerlichen Flüchen zwei Wasserhähne), geschehen die tollsten Sachen. In der Welt. Auch in Deutschland. In Korruptanien sowieso. Manchmal an allen Orten zugleich. Ein Nobelpreisträger schreibt ein so wahnsinnig tolles, wahres Gedicht. Zum Besipiel. Die Korruptanier machen einen Deal mit der Schweiz, damit die Lieblingskorruptanier der Oberkorrupten ihr Geld weiterhin steuerschonend außer Landes bringen können. Lauter so Sachen. Hervorragend. Als würde die Welt nur drauf warten, dass ich mich nicht mehr um sie kümmere, und schon flupp, bringt sie die Supershow.

Auch das Theater. Endlich kommt das Stück über den Kachelmann-Prozess! Wer hat es nicht längst sehnlichst erwartet? Wessen Geist dürstet nicht nach der Erbauung die uns dieses Drama verspricht? Aber lassen wir doch die Macher selber sprechen:

«Dabei soll es auch darum gehen, wie der Fall  (Kachelmann) «von der Umwelt ausgeschlachtet und vermarktet wird, sei es von Zeitungen, der Filmbranche oder auch uns Theatermachern», heißt es in einer Pressemitteilung des Theaters Felina-Areal. Nicht im Mittelpunkt stehe hingegen die Frage, wer von den beiden Recht habe.»

Wenn ich es richtig verstanden habe, schnitzen die uns jetzt ein Stück aus dem Material eines vorhandenen Stücks, dessen Inhalt das Schnitzen eines Stücks aus dem Material eines vorhandenen Stücks ist, dessen Inhalt das Schnitzen eines Stücks … Nun ja. Grenzgenial, würde ich sagen.
Der Zuschauer darf im Theatersaal noch einmal erleben wie er etwas erlebt hat, das er nicht erlebt hat. Er schaut sich sozusagen auf der Bühne zu, wie er sich auf der Bühne zusieht.

So etwas muss einfach glücklich machen. Und tut es auch. Echt.