Satire auf Schoepf-Blog


Wer mag, Lust und Zeit hat, kann sich nun jede Woche auf dem „Schoepf-Blog“ einen Tagebuch-Eintrag von Lev-André Knallbar – „Die Kanllbar Diaries“ reinziehen, zu Gemüte führen, übefliegen, übergehen, querlesen, verachten, beschimpfen und/oder kommentieren.
Es handelt sich dabei – und das muss ja heute ganz sonders betont werden – um SATIRE.

Also nicht gleich die Polizei rufen oder Alice Schwarzer, sich beim Autorenverband beschweren, oder gleich „Culture-canceln.“
Hier der Link:

https://schoepfblog.at

Dem Zweifel verpflichtet

„Das Land braucht Menschen, die an sich glauben!“, las ich heute auf einem wandgroßen Werbeplakat einer heimischen Bank.

Stimmt das denn?, fragte ich mich gehend wie ein gehender Philosoph.

An sich glauben? Schon John Lennon wollte nur an sich glauben, nicht an Jesus oder Bob Dylan. Aber was hat ihm das eingebracht? Ein paar Kugeln in den Rücken.
An was glauben denn die geneigten Gläubigen, wenn sie an sich glauben?

Ich, zum Beispiel, glaube nicht an mich. Ich weiß höchstens um ein paar erworbene und erprobte Fähigkeiten meinerselbst. Und an die muss ich nicht glauben, weil ich um sie weiß.

Aber an mich glauben? Wie an Gott? Ein höheres Wesen? Einen Weltgeist? Gar an Putin, Orban, Xi Jiping, wie es Faschisten tun?

Wie findet dieser Glaube an mich zu seinem Ausdruck? Gäbe es eine Art Tempel meinerselbst, einen Altar, auf dem Schnaps und Zigaretten als Opfer dargebracht werden? Damit ich mir wohlgesonnen bleibe. Oder wie, oder was?

Ich bin Schriftsteller, und nicht dem Glauben, sondern dem Zweifel verplichtet.

Streik!

Dies hier ist eine Warnung!
Ich warne vor einem 24-stündigen Warnstreik!
Heute Mitternacht werde ich für 24 Stunden die Arbeit niederlegen, und nicht am Roman weiterschreiben.
Meine Forderungen sind hinlänglich bekannt, aber es wurde nicht auf sie eingegangen: Mindestens alle 3 Jahre einen gut dotierten Preis, alle zwei Jahre einen Werkbeitrag und jährlich 10 Einladungen zu Lesungen mit Mindesthonorar von € 600.- mit Unterbringung in einem 4 Sterne Hotel, Klimaticket 1. Klasse, freundliche bis jubelnde Rezensionen in relevanten Medien, und Verzicht auf Fragen von Journalisten nach meinem Verdienst.

Falls nach diesem Warnstreik keine Annäherung zustande kommt, wird der Streik ausgedehnt: Zuerst auf weitere 24 Stunden, dann eine Woche, einen Monat, ein Jahr, für immer.

Ihr werdet schon sehen, wie’s euch dann geht, ohne meine brillante, einfühlsame, originelle, kraftvolle und elaborierte Schreibe! Ihr werdet schon sehen, ihr …

Schön saufen

Beinahe täglich werden im Supermarkt die Lebensmittelpreise nach oben korrigiert. Seit Wochen.
Was aber auffällt: Der Alkohol bleibt stur auf seinem Preisniveau stehen, weigert sich beharrlich nach oben zu klettern.
Mein Lieblings-Bourbon ist preislich sogar ein wenig abgesoffen.
Die Weine, die Bierchen, der Sprit, sie alle laden ein, sich hauptsächlich von ihnen zu ernähren. Sieh nur, wie billig wir sind! Im Vergleich zu den Trauben und dem Roggenbrot.
Greif zu, Mann, sauf dir deine teuren Trauben und dein unleistbares Roggenbrot schön. Anstatt Roggenbrot, Rye-Whiskey; anstatt Trauben, trockenen Weißwein. Anstelle der überteuerten Nudeln, das nette Bio-Bier. Und: leg die Äpfel zurück und schenk dir einen großen Obstler ein.

Sieht für mich nach einer Strategie aus.
Von wem?
Weiß nicht.
Hier beginnt der Job der Verschwörungswappler.
Vorschläge bitte hier:

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Mehr als 15 gibt’s nicht

Was ist schon Kälte gegen Lärm? Das ist wie ein Muskelkater gegen Zahnschmerzen.
Ich kann der Energiesparerei einiges abgewinnen. Der Gym wird gerade nicht beheizt. Formidable. Wozu auch? Für die leichtgeschürzten Phoneholes, die auf den Geräten hocken wie Fliegen auf dem Mistkübel, und die Zeit mit dem Zeigefinger in den Souschelmidias totstochern? Nun müssen sie sich bewegen. Man könnte fast meinen, das irgendeine Form von Bewegung, der Sinn eines Gym-Besuchs ist. Könnte man.

Es war eh immer alles überheizt. U-Bahn, Tram, Zug, öffentliche Gebäude, Läden, Supermärkte. Vor allem Wohnungen. 25 Grad? Seid ihr eigentlich teppat?

Ich habe mir heute für 2,99 ein Raumthermometer gekauft. Ich sitze in kurzen Sporthosen und Fleecejacke am Schreibtisch. Es hat 15 Grad. Mehr gibts nicht. Nächtens noch weniger. Ich denke, wir werden noch weiter runtergehen.

Das hat auch ein wenig mit der Ukraine zu tun. Ich denke an die heroischen Menschen, denen Strom, Heizung, Wasser und anderes fehlt. Und eine kühle Wohnung bringt mich ihnen ein bisschen näher.
Nur so ein bisschen. Um nicht zu vergessen, wer die Drecksäcke dieser Welt sind …

Outing

Auf einem Forum habe ich es gewagt mich als zart angehauchten Aficionado des Stierkampfs zu outen. Nicht schlecht, die Hasswelle, die man damit auslöst (sehr zivilisiertes Forum ansonsten).

Mit dem Stierkampf ist es ein bisschen wie mit dem Nahen Osten: Alle haben eine Meinung dazu, wenige wissen wirklich Bescheid.
Aber das ist es ja, für das wir hier im freien Westen kämpfen: Dass alle, auch von jeder Kenntnis befreit, mitreden dürfen.

Und völlige Ahnungslosigkeit dem Thema gegenüber zeichnet die Stierkampfgegner aus. Viele, gewann ich den Eindruck, sind auch noch stolz darauf. Sie verteidigen „die Kreatur“, nehmen sie in Schutz vor dem mordlüsternen, unfairen Mann mit der Muleta, während die Mutti in der Küche steht und ihnen das Schweinsschnitzel aus der Massentierhaltung paniert.

Interessant trotzdem. Warum wallt das Ösi-Blut so heiß auf, wenn es um etwas geht, dass so fern und selten und nie gesehen wurde?

Non si puede vivir sin opinón!

Vielleicht …

Wieder

Dass die Schweiz die Weitergabe von Munition an die Ukraine verbietet, und sich dabei auf ihren gehätschelten Fetisch Neutralität herausredet, ist erbärmlich.

Umzingelt von Freunden, die im Kriegsfalle, zuerst mal die Köpfe hinhalten, sich auf die Neutralität zu berufen, und Milliarden mit Waffenlieferungen zu scheffeln, das passt doch genau in das Bild, das sich das Ausland – zurecht – von diesem Land macht.

Dieses Bild war nicht immer richtig, aber jetzt schon. Wieder.
Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben …

Efcharisto poli! Odysseus

Falls mich jemand fragen würde, was mir der wichstige portable alltägliche Gegenstand ist, ohne den ich nicht auskommen kann, würde ich keine Sekunde zögern: Ohrenstöpsel.
Ich kann Leute, die ohne diese Dinger leben, nicht verstehen. Ich brauche sie des Nachts, im Zug, in der U-Bahn, für ein Nickerchen, manchmal im Gym auf dem Fahrradergometer gegen die Logorrhoe von nachbarlichen Mitmenschinnen. Stille ist besser als jede Musik. Und mit einem Stückchen Wachs, lässt sie sich, halbwegs, im Eigenbau herstellen.

Wer hat sie erfunden, die Stöpsel? Nein, nicht die Schweizer. Es war der Listenreiche. Odysseus. Er wandte sie zwar nicht bei sich an, denn er wollte, an den Mast gebunden, dem betörnden Soud der Sirenen lauschen. Aber er ließ die Ohren der Schiffscrew verstopfen, damit sie ihren Job machen konnten.

Efcharisto poli, Odysseus!

Überleben in der Bauschlochlokratie

Seit gut zwei Jahren bin ich ein Gefangener der Bauschlochlokratie. Ich kämpfe, sozusagen, um mein Überleben, ich fighte um meine geistige und physische Gesundheit. Die geistige betrifft das, was viele Kollegen als Arbeit bezeichnen würden, das Schreiben; die physische Gesundheit ist durch den täglichen, stundenlangen, mitunter infernalischen Lärm gefährdet. Blutdruck. Apathie. Wutausbrüche. Gehörschäden. Nervenschäden.

Was geschieht mit mir, mir, der von Gesetzes wegen dazu verdammt ist, diese Lärmhölle zu ertragen? Ja, von Gesetzes wegen. In einem Land, wie Österreich, wo rechte und sogenannte konsevative Politiker allen vorleben, dass was legal, auch legitim ist, hat einer wie ich keine Chance.

Es ist legal, ohne jede zeitliche Begrenzung, eine 80qm Wohnung einer Renovation zu unterziehen, eine Renovation, die nur unter Verwendung von Kangohammer und Fäustel – ich würde gerne das Wort „vorangetrieben“ verwenden, aber tatsächlich passend ist – „verzögert“ wird. Seit Juni. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Wer mich mit einem Kangohammer vor ein Einfamilienhaus stellt, dessen Dachstock entfernt wurde, der würde in wenigen Wochen nur noch einen zerhämmerten Beton-und Steinhaufen vorfinden. Die Bauschlöcher über mir würden, zu viert, Jahre brauchen.

Nun gut. Was geschieht mit mir, unter dieser fortgesetzten Lärm-Folter? In mir wächst Hass. Ein Hass, der mich durch die Straßen begleitet, wenn ich den Gym, den einzigen Ort, wo gerade nicht gelärmt wird, besuche, und auf dem Weg dorthin nur stumpfgesichtige Bauschlöcher antreffe. Ausschließlich. Sie quellen aus Hauseingängen, aus Firmenautos, aus Taxis (wirklich!), aus Bussen, Supermärkten, SUVs, aus Kellern, aus der Apotheke.
Ohnmächtiger Schmerz gebiert Hass.

Ich bin soweit, dass ich über jeden Unfall auf Baustellen eine gewisse Genugtuung empfinde. Und ich würde, wie es so schön heißt, ein brennendes Bauschloch nicht mal anpissen um es zu löschen.

Ja, ich weiß: Sie können nichts dafür.
Aber was bedeutet das in einer Welt, in der niemand für irgendwas verantwortlich ist? Es ist der Computer, die Wirtschaft, der Ami, die Juden.

Was meinen Hass noch mehr entfacht, ist, dass sie mich dahin gebracht haben, überhaupt zu hassen.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es sein wird, wenn irgendwann mal, in vielen, vielen Monaten, die Besitzerin dieser Wohnung eingezogen ist, und ich meine E-Gitarre voll aufdrehe, und sie herunterkommt um sich zu beschweren, und ich ihr sagen werde, dass ich zwar Schriftsteller bin, aber ich trotzdem keine Worte dafür habe, wie unendlich egal mir ihre Reklamation ist.

Krieg wird sein. Ganz legal.

Und dann denke ich an die armen Menschen in der Ukraine, die, falls sie diesen dreckigen Russenkrieg überleben, sie direkt, des Wiederaufbaus wegen, in der Bauschlochlokratie landen.

Tortur never stops …