Diskriminierung

Eben sagte eine Frau im TV: Typisch Mann!
Und ich frage mich, darf Frau das sagen? Darf man sagen: Typisch Frau! Darf man vermutlich nicht.
Meine Tochter fragt: was hälst du von der Ehe für alle?
Bin dafür, sage ich, aber nur, wenn wirklich alle alles heiraten dürfen. Mann und Maus, Frau und Papagei, Jüngling sein Handy, und ich mich selber.
Das war meiner Tochter zuviel. Wo ist die Grenze, fragte ich, und wer zieht sie? Wir dürfen doch niemanden diskriminieren und ausschliessen,oder?
Dann zeigte ich ihr ein Foto auf dem ein mexikanischer Bürgermeister ein kleines Krokodil heiratet. So geht Ehe für alle, sagte ich. Sie fands irgendwie zum Lachen. Es klang ziemlich unsicher.

Kurz: Alles, was nicht so ist wie ich und meinesgleichen, diskriminiert mich. Die Statuen von Michelangelo diskriminieren meinen Körper, Bücher schließen Analphabeten aus, und jeder Kunde in einer Buchhandlung der nicht mein Buch kauft, missachtet mich, die volle Diskriminierung. Dagegen muss vorgegangen werden.

Schätze, ich muss mal kurz das Burgtheater besetzen…

Wieder mal Boxen…

«Nach dem Boxkampf erklärte Ex-Champ Henry Maske dem Publikum den Fight, den es gerade gesehen hatte. Was hatte es gesehen? Es hatte einen vorwärtsdrängenden, unermüdlich Aufwärtshaken schlagenden und nie zurückweichenden Firat Arslan gesehen, der den amtierenden Weltmeister im Cruisergewicht, Marco Huck, bereits in der 3. Runde beeindruckt hatte und der für uns, das Publikum, nach 12 Runden als der klare Sieger feststand. Aber wir sahen es falsch. Denn obschon Arslan, so Maske, wie der sichere Sieger aussah, konnte er nicht der Sieger sein, denn wir, das Publikum, verstünden das Boxen – leider,leider – nicht richtig. Nun ja, da war vielleicht etwas dran. Denn wir hatten ja nicht normales Boxen gesehen, jenes Boxen, wo der gewinnt, der mehr Treffer landet, sich besser verteidigt und den Kampf „macht“, sprich: dominiert, sondern wir sahen ARD-Sauerland-Boxen. Und da kann nicht sein, was nicht sein darf.»

Das ist ein Text von 2011.

Und nun durfte ich gestern fürwahr das Ende der verschiedenen Fernsehboxer, wie Abraham, Huck und Konsorten erleben. Die Ära ist seit gestern Nacht endgültig vorbei. Und endlich dämmerte es auch den verehrten Kollegen, dass sie jahrelang nur Scheiße auf den Partyschnittchen hatten und sie für Gänseleberpastete hielten, halten mussten.
Glückwunsch!

http://www.spiegel.de/sport/sonst/marco-huck-das-ende-der-generation-plastiktuete-a-1166982.html

On the road V.

Jack sah den Kleinen an der Reling stehen, und er musste den Blick abwenden. Er konnte nicht ertragen, Kinder an Orten zu sehen, wo die Möglichkeit bestand, dass sie hinunterfallen könnten. Er wusste nicht, woher das kam. Bei ihm löste Höhe den Wunsch aus zu springen, was ihn schwindeln machte. Außer auf Schiffen. Da machte es ihm nichts aus, denn er war mal Turmspringer gewesen. Aber bei kleinen Kindern machte es ihm schon etwas aus, und das Mini-Arschloch bekletterte bereits die Relingstangen. Wo, zum Teufel, war der Arschlochvater? Die Arschlochmutti?

Der Kleine schien allein zu sein, was nicht möglich war. Kleine, weiße, blonde Kinder waren nicht allein auf Fähren.

Der Moment, in dem Kleine die oberste Stange der Reling erreicht und das Gleichgewicht verlor, verpasste Jack, da er gerade nach einer Möwe griff, die auf Erkundungsflug vor seinem Gesicht durchzog und ihn frech angrinste. Ein Aufschrei ging durch die Menge am Heck und alle eilten zur Reling um nach dem KInd zu sehen, das 10 Meter tief ins Meer gefallen war. Ein Held neben ihm streifte die Schuhe ab, kletterte auf die Reling und sprang. Er schlug im unteren Deck auf der Reling auf, da er in seinem Eifer nicht an die Fahrtgeschwindigkeit des Schiffes gedacht hatte und zu kurz sprang. Es war schrecklich. Das Geräusch das es machte, als er auf der Stange auftraf und dann, bewusstlos geworden, wie eine Riesenpuppe ins Meer fiel.

Jack erfuhr später, dass der Held ertrunken war, aber der Kleine gerettet wurde.
Jack verbrachte eine lange Zeit auf dem Schiffsklo und kotzte sich die Seele aus dem Leib.

On the road IV.

Nach zwei mühseligen Tagen, an denen er nicht recht weiterkam, landete Jack bei einem Studenten, der ihn einlud bei ihm zu übernachten. Es wurde ein mittleres Desaster. In der Nacht weckte der Student Jack und wollte, dass er sich duschte. Jack verrannte sich in den Gedanken, dass der Junge Unkeusches vor hatte, wie jener Grieche, der auch unbedingt wollte, dass Jack duschte, und als er es tat – mit einem Schlauch im Hof – stand der Grieche am Fenster und wedelte sich einen von der Palme. Jack hatte den Studenten ebenfalls in Verdacht, weigerte sich standhaft und verzog sich, als der Student nicht lockerließ, mit dem Schlafsack auf den winzigen Balkon.
Erst Tage später kam ihm errötend der Gedanke, dass der Student nur seinen verdammten Körpergestank nicht ausgehalten hatte. Er hatte etwa eine Woche nicht gebadet oder geduscht. Das war Jack nun ziemlich peinlich, vor allem, weil es keine Gelegenheit mehr gab, die Sache richtig zustellen. Jack, das verklemmmte Stinktier.
Nun ja, es gab schlimmeres. Zum Beispiel das, was er auf der Fähre erlebte.