Das Sprüchemuseum (58)

„Für mich ist Toleranz etwas Schmutziges. Toleranz bedeute Unfähigkeit, Wiederstand zu leisten. Zum Glück besitzt unser Präsident (Putin) keine Toleranz.“

Putins Lieblingsrocker Alexander Saldostanow

Wir sagen: Wir finden es charmant und christlich, wie österreichische Poster, die Polen und Deutschen ob ihrer Weigerung die „Nachtwölfe“ durch ihre Länder fahren zu lassen, der Intoleranz bezichtigen.
Könnte aber auch sein, dass sie nur dumm und schleimig sind, wie das Gleitmittel für den problemlosen Analverkehr.

Klempner und Promi

Der Klempner stieß dieser Tage wiederholt auf Spendenaufrufe  von Promis für die Erdbebenopfer. „Spendet alle!“ lassen sie in den Socialmedias verkünden.
Der Klempner sagt: „Spendet selber erst mal, zeigt uns, wie ihr mit eurem Reichtum Gutes tut. Reichtum, den ihr angehäuft habt, weil ich meinen Kindern eure Musik und eure Filmchen kaufen muss.“
Das war es, was der Klempner zu sagen hatte. Und nochmal zum Mitschreiben:

SPENDET EINEN TEIL EURER MILLIONEN, IHR MADONNAS UND PERRYS UND DJOKOVICS UND JOLIES!!!!

Klempner und Autor

Einmal, vor vielen Jahren, sagte der jetzige Präsident des Pen-Clubs, Josef Haslinger, etwas schönes und wahres. Es war, als die Haider-Partei in die österreichische Regierung kam, und man auch ihn, den berühmten Schriftsteller, um eine Einschätzung der Lage bat.
Haslinger sagte, dass er wohl Schriftsteller sei, aber dass ihn dies nicht automatisch für politische Statements qualifiziere. Man könne ebenso gut einen Klempner befragen. (Natürlich hat er danach nicht etwa geschwiegen – im Gegenteil. War einfach hübsch gesagt.)

Nun hat der Pen-Club – zusammen mit anderen Autorenorganisationen – 1200 Unterschriften von Schriftstellern aus 26 Ländern gesammelt und eine Flüchtlingsresolution an alle Innenminister der europäischen Union versandt, ein Papier mit radikalen Forderungen, was das Flüchtlingswesen anlangt. Wenn man den Inhalt in einem Wort zusammenfassen würde, wäre das Wort: „Kommt!»

Wenn nun Schriftsteller nicht qualifizierter für Politik sind, als der notorische Klempner, dann sollte man vielleicht auch den befragen.

Es könnte sein, dass die Meinung des Klempners sich nicht mit der des Autors deckt. Vielleicht sagt der Klempner: „Es kann nicht jeder kommen.»

Sind dann die Klempner die schlechteren Menschen? Kaltherzig. Unmenschlich. Feige. Scheißkerle?

Der Schriftsteller Joseph Roth war auch ein Flüchtling. Von ihm ist bekannt, dass er anderen Flüchtenden und Verfolgten mit allem was er aufbieten konnte, half. Mit Geld, mit Publikationsmöglichkeiten, mit Unterbringung, Alkohol und Papieren, mit Mahlzeiten und Aufmerksamkeit.

Jörg Fauser schrieb 1978 dazu: „Und lese sie (die Bücher Roths), wer erfahren will, was Solidarität ist, nämlich etwas zutiefst anderes als jenes konzertierte und konzertante Geschnatter heutiger „Linker“, die um so lauter schnattern, je weiter der Anlass ihres Geschnatters vom Ort ist, und um so schriller, je weniger sie ihre sogenannte  Solidarität kostet.»

Wir werden sehen wohin das Pendel ausschlägt, wenn es in Kürze soweit ist.

500 Messen

Heute, am Tag des achzigsten Geburtsttags von Charles Plymell, war ich in der heiligen Messe. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, ist Zufall.
Während der Pfarrer in seiner Predigt dicke Unterstellungen an die Gemeinde verteilte – von wegen Kinder blieben lieber bei ihrer Mutter, als die Kindergruppe zu besuchen, und, lieber bei Mammi, als in der Schule, zwei beinharte, ideologische Aussagen, die ich bei meinen Kindern nicht beobachten konnte -,  dachte ich darüber nach, wieviele heilige Messen ich in meinem Leben schon erlebt habe. Es dürften um die 500 sein.

Gemessen an der Zahl, die meine Mutter vorzuweisen hat, ein Klacks. Aber ich habe mit 15 aufgehört in die Messe zu gehen, aber  jetzt sieht man mich hin und wieder in einer Kirchenbank: Zur Erstkommunion von Verwandten, bei Beerdigungen – selten bei Hochzeiten.

Ich habe noch immer dasselbe Gefühl wie in der Kindheit. Eine Mischung aus Ärger, Langeweile und Fassungslosigkeit. Als Kind habe ich noch zusätzlich gelitten, da ich Wollhosen tragen musste, was mich auch im Hochsommer zwang, lange Unterhosen zu tragen, weil mich der raue Stoff auf meiner empfindlichen Haut beinahe verrückt gemacht hatte, und niemand, aber schon gar niemand, Verständnis für mein Problem hatte.

Was mich immer wieder erstaunt (naja) ist die Redundanz der Messen. Kennt man eine, kennt man alle. Ich werde nie verstehen, warum die Kath. Kirche die lateinischen Messen abgeschafft hat. Es gibt keinen – zumindest für mich – einzigen guten Grund dafür. Wenn schon immer der gleiche Sermon, dann wenigstens in einer wohlklingenden Sprache, die ich während der Messe lernen kann. Alles was ich an Latein und Griechisch aufgeschnappt habe, hat seine Wurzeln hier. Kyrie eleison. Dominus vobiscum. Und all sowas.

Ich schätze, dieses Gefühl des Ärgers, der Langweile, der Fassungslosigkeit – die ich auch bei Theaterbesuchen empfinde – wird nie wieder weggehen, die wird halten bis an mein Lebensende, wenn ich dann, wie Arthur Rimbaud auf dem Totenbett, den Priester rufen lasse.

Wenn Faschisten Demokraten Faschisten nennen

Putins unpolitische Rocker-Gang die „Nachtwölfe“ möchten gerne von Moskau nach Berlin motorradeln, um die Gräber ihrer gefallenen Opis zu besuchen. Auch wegen dem Faschismus in Gayrope -oder so.
Rein freundschaftlich, völkerverbindend und unpolitisch, wie man es in Putins Umfeld und Gunst, ja zu sein pflegt.

Die Polen möchten lieber nicht und verwehren die Durchfahrt. Die Tschechen kündigen heftige Kontrollen an, in der Slowakei engagieren sich führende Intellektuelle für ein Durchreiseverbot und nun sagen auch die Deutschen Nein.

Österreich?
Nichts gehört. Aber ich schätze, dass man, wenn die „Nachtwölfe“ es bis Wien schaffen, den Bundespräsidenten,  Hand in Hand mit dem Wirtschaftsverbandschef Leitl, russische Fähnchen schwenkend und die „Reblaus“ intonierend, am Straßenrand antreffen kann.

Charles Plymell wird 80.

… und wenn schon die befreundete Redaktion aus Dobler-City auf den 40-sten Todestag von Rolf-Dieter Brinkmann aufmerksam macht, was hier, in der Wiener Redaktion, betroffenes Teetrinken auslöste, so wollen auch wir auf ein Ereignis hinweisen, das am Sonntag den 26. April uns alle froh stimmen wird:
Der Dichter, Autor, Verleger, und vermutlich letzte Überlebende der Beat-Generation, dessen Werk auf Deutsch beim großartigen Peter Engstler Verlag erscheint und gepflegt wird, nämlich Charles Plymell, dessen Roman „Mocassins (Ein Beat-Kaleidoskop)“ und Gedichtbände in fast jedes Bücherregal gehören, wird 80. Bei, wie wir hörten, guter Gesundheit.

Halleluja! Und happy birthday!

Das ist wirkliche Satire (2.)

Neulich sah ich eine Doku über die banlieu von Paris. Ein afrikanischer Rapper machte für das Kamerateam den guide, denn Weiße (mit und ohne Kameras) sind dort nicht so gern gesehen. Aber der Rapper genießt den Respekt der Bewohner.

Man konnte den Rapper auch rappen sehen und hören. Sein Rapp war ziemlich niedlich. Es ging darum wie er die Kalaschnikow packt und so ziemlich alle Weißen und Politiker damit löchert und verbluten lässt.
Danach sah man ihn und ein paar Jungs draußen rumstehen und wir konnten daran teilhaben, wie sich darüber beklagten, dass man sie ausgrenze und dass man, völlig unbegreiflicherweise, Angst vor ihnen habe …

Das, ihr Weißbrote, ist wirkliche Satire …

Das ist wirkliche Satire

Dass die Russen nicht nur ein friedliebendes und gutmütiges Volk sind, das andere Länder nur zu deren Schutz und weil wir, die Homoeuropäer, sie dazu gezwungen haben, überfällt, wissen alle.
Dass sie uns jetzt auch noch zeigen, was wirkliche Satire ist, macht betroffen – und beschämt.

Jetzt kann Charlie Hebdo einpacken und Kurt Tucholsky rotiert im Grab, denn jetzt kommt „Scharsch i Pero“ und leuchtet uns Euroconchitas heim. Satire vom Feinsten. Alle Witze auf Kosten von Obama, Merkel und Konsorten. Ein Brüller.

Auf die Frage, ob denn auch Witze über Putin zu finden seien, antwortete der Herausgeber: «Es gibt Grenzen.»

Das, meine Freunde, ihr schwuchtigen Wursteuros, das ist wirkliche Satire!

Der Pegida-Rütlischwur

Zum zweiten Mal PEGIDA in Wien. Ein echter Eidgenosse war auch zugegen und hatte was zu sagen. Aber vor allem hatte er was zu zeigen, und mit dem was er zu zeigen hatte, bereicherte er die Welt. Nach dem Kühnengruß (drei Finger der rechten Hand ausgestreckt), der in Ösanien (nach Strache) der „Drei-Bier-bitte“-Gruß und in Serbien „Tschetnik-Gruß“ heißt, erklärte uns der wackere Eidgnosse, der voll gegen die Scharia ist, dass dieser Gruß nicht verboten sein könne, denn das sei der „Rütlischwur“.

Man kann sich vorstellen, wie stolz ich war. Der Rütlischwur! Hier in Wien?!
Leider goss dann gleich einer dieser Miesepeter Wasser in meinen Drink. Es sei gar nicht der Rütlischwur, sondern…

Das Sprüchemuseum (57)

«Denen (Schäuble, Schelling) macht es überhaupt nichts aus, die eigene Bevölkerung auszupressen bis aufs Blut.»

Posting eines derstandard-Leser/in.

Wir sagen: Jawoll, Schande über sie! Die eigene Bevölkerung auspressen! Dabei gäbe es doch auch bei der ausländischen Bevölkerung einiges auszupressen.