Die 3. Pepita Spring-Gschicht

D’Pepita isch scho im Büro gsi, woni cho bi. D’Lydia, mi ni Sekretärin het au nöd gwüsst, wi lang si scho do isch.
«Hesch es entli gläse, mis Buech?», het gsi gmeugelät und ihren Supermini über dä Netzstrümpf zrächt zupft.
«Da isch kei Buech, sondern no äs Typoskript, liäbi Pepita, do bruuchts no chli öppis, bis do druus äs Buech wird…»
«Jo, jo , jo und blablabla, was isch, hesch dä super Stoff gläse? Wenn chunnts usä?»
I ha nüt gseit, sondern zerscht ämol dä Compi agworfä. Dä Venti hät gschnurrät wiä näs Chätzli.
«Hesch odr hesch nöd?», het Pepita mozät und en Schluck us de Cola-Dosä gno.
«Hani:»
«Und? Super, odr? Megasupergeil?!»
«Ä chli redundant isches scho», hani vorsichtig igworfä. D’Pepita isch ufgschossä und i ire Highheels an Schribtisch gschtolperät.
«Redundant, redundant, du Elefant. Was söll denn das heisse? Red tütsch!»
«Äs isch au voll vo Tautologiä, weisch, «wisse Schimmel» und so …»
«Du hesch doch kei Ahnig, da isch pure Sanggaller Barrock…»
«Seit  wär?»
«Än richtigä Schrifsteller, eine wo druus chunnt. Nöd so, wi du!»
D’Pepita isch jetzt richtig verockt worä und hät mit dä Händ i dä Luft umägfuchtlet und debi vägässe, dass sie no d’Coladosä i dä Hand het.
Aber do isches scho passiert: Dä Räscht vo dä Cola isch wiä die bruu Brunzi vo mänä Zombie uf mis Keyboard gschossä und zwüsche dä Buechstabä versickeret.

Die huerä Pepita!
Aber gschäch nüt blöders.

Rache

Gestern sah ich einen gut gemachten Action-Film. Er hieß «96 hours» und zeigte den fast 60-jährigen Liam Neeson in Aktion, der im Zuge einer Tochterbefreiung einen albanischen Mädchenhändlerring massakrierte und ausrottete. Und wie in Trarantinos «Inglourios basterds», wo gute GI’s grausame Nazis grausam umbringen, setzt auch «96 Hours» auf das Thema Rache. Rache ist süß, heißt es, und unter uns kultivierten Zeitgenossen gilt das italienische Wort: «Rache ist eine Speise, die der Mann von Geschmack, kalt genießt.»

Ich bin auch für die kalte Variante, und ich habe sie schon das eine und andere Mal selbst zubereitet und aufgetischt. Aber die heiße Version ist auch nicht zu verachten, zumindest nicht im Film. Und bei Nazis und albanischen Mädchenhändlern darf man als Drehbuchautor richtig hinlangen, braucht aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Selbst foltern liegt drin. Macht Spaß, wenn der grausame Drecksack grausam zugerichtet wird, das tut richtig gut, da, auf der Couch, und man stopft sich noch ein Kissen ins Kreuz und schenkt sich einen Jack nach.

Das Opfer rächt sich am Täter. Es gibt kaum einen höheren Amplitudenausschlag der Identifikation.
Man kann dieses Prinzip auch ins Politische übersetzen: Ein Merkmal der Rechtsrechten ist ihre Stilisierung und Punzierung zum Opfer. Und dieser selbstverliehene Opferstatus ermächtigt unsere Proponenten zu jedweder Niedertracht. Sie befinden sich sozusagen im Zustand permanenter Notwehr. Anders gesagt: Ihre Töchter sind in den Klauen albanischer Mädchenhändler. Immer. So sieht es aus. Auf den ersten Blick.
Wenn man dann etwas genauer hinsieht, erkennt man gerade wieder mal hierzulande, dass es ihnen hauptsächlich um eines geht, nämlich um dasselbe wie den albanischen Mädchenhändlern: Geld.

Ich finde Rachel viel besser.

Blog Nr. 700

Der 700. Block wurde gestern Nacht gebührend gefeiert. Im Anzengruber. Versammelt war die gesamte Redaktion & Freunde und Anverwandte (die waren aber schwer in der Minderheit).
Man trank Budweiser und Grießkirchner aus Kübeln, Blecheimern und umfunktionierten Schweinebrühtrögen, die vom letzten Böttcher Niederbayerns, mit der rasiermesserscharfen Böttcheraxt aus einem gut abgehangenen Stück Fichte herausgearbeitet worden ist. Freude!
Die versammelte Redaktion machte sich lustig über den neuesten Ausstoß der ORF-Gruselkisten-Serie «Copstories», die wieder mal den Beweis antrat, dass die Drehbuchautoren des österreichischen TV’s aus behandlungsbedürftigen Zwangsneurotikern besteht, Menschen, die, wenn sie «Kriminalfall» nur schon hören, sofort eine griesgrämige Nutte mit kaputten Netzstrümpfen in Szene setzen müssen, zusammen mit einem goscherten Stenz, der mit dem ermittelnden Bullen die Schulbank gedrückt hat.
Tja, Wien ist ein Puff, und seit der arme, großartige Ernst Hinterberger so erfolgreich gewesen war, versuchen sie ihn alle zu kopieren, und das Wien des Films hört und sieht sich immer an, wie der ewige «Kaisermühlenblues» auf antikem Vinyl, dem die stumpfe Nadel in der Rille hängen geblieben ist.
Oba, wos juckt uns des. Wir hatten was zu feiern.

Dann machten wir uns auch noch lustig über Künstler die an «namedrop»-Ausfluss leiden, beziehungsweise, die die Mitmenschen an ihrem Ausfluss leiden lassen wollen. Die Welt ist Stichwortgeber für ihre tollen, aufregenden Geschichten über sie und John Cage und Senta Berger und Max Frisch.

Ja, so verlaufen unsere Firmenfeste.
Ist ja klar, dass ihr nun alle neidisch seid. Aber Neid ist gut …

Blog Nr. 699

Der nächste Block ist der 700. In 45 Monaten 700 Einträge, das bedeutet jeden 2. Tag einer.
Das, finde ich, ist nicht schlecht, und verdient eine Würdigung.
Hiermit sei meine/unsere Leistung gewürdigt. Bravo Redaktion, braver Niedermann, gut gemacht, weiter so. Nur besser. Schärfer. Klüger. Präziser. Humoriger. Gerechter.

Im Köcher stecken noch 66 Entwürfe, die vermutlich auch dort stecken bleiben.

Außerdem gibt es 840 genehmigte Kommentare und 18’534 Spamkommentare. Plus ein Wäschekorb voll nicht genehmigter Kommentare.

Wir sind sehr glücklich …

Die Block-Red.

Die 2. Pepita Spring-Gschicht

«Füdläbürger chasch nöd wärdä, Füdlebürger, das muesch sii», het Pepita gseit, als erschts, grad wo sii i mis Büro cho isch. Kei Ahnig was sie demit gmeint het. Isch jo au woorscht.
«Hesch ken Tschopp für mi, Altä?», het si gfrogät und denn dä Chaugummi, groß wie nä Baumnuss, zwüsche ihrä Zäh fürägrüblät und en mer uf’s Formular für de Werchbitrag gchläbät.
«Nai, ken Tschopp», hani i geseit. «Wisoo, bruuchsch einä?»
«Blödi Froog. Aber eigentlich bruuch i ken Tschopp, aber Cholä …»
Dä Chaugummi uf em Formular für min Wärchbitrag het usgseh wiä ne roots Gschwüür wo grad uslauft.
Das Formular chani wegschmeisse, da isch sicher.
I mues vemuetli sälber en Tschopp ha.
Diä huerä Pepita.
Aber gschäch nüt blöders…

«Schlechtwettermenschen»

Als ich heute das Geisteszentrum verließ, überholte mich einer der Kollegen, grüßte und trat in das Schneegestöber hinaus. Er trug Sportzeugs, kurze Hosen, T-Shirt, Laufschuhe, und so ging er durch den schneidenden Wind, vorbei am SV-Gebäude, vorbei an der Kirche, bis ich ihn aus den Augen verlor.

Ja, ich mag Leute, die solches tun. Leute, die im Winter Radfahren oder Sandalen tragen. Es sind meist nette Menschen. Vor ein paar Jahren, als meine jüngste Tochter noch klein war, besorgte ich mir eine Jahreskarte für den Zoo, und wir gingen oft am Sonntag hin, picknickten und warfen den Seehunden Schneebälle zum Spielen ins Wasser. (Natürlich nur im Winter.) Und es gab auch einen großen Spielplatz.
Wir gingen aber nur bei «Schlechtwetter» hin. Im Winter, bei Nieselregen, drohendem Regen, schnödem Wind und all so was, niemals bei eitel Sonnenschein. Und so lernten wir hin wieder jene netten Menschen kennen, die sich ebenfalls nicht vom «Schlechtwetter» abschrecken ließen.

Ich kam zum Schluss: «Schlechtwettermenschen» sind freundlicher, geduldiger und gelassener als sogenannte «Schönwettermenschen». Und einem Typen, der in kurzen Hosen und T-Shirt durch ein Schneegstöber wandert traue ich einfach.

Also wenn ihr mich mal reinlegen wollt, dann macht ihr das am Besten leichtbekleidet bei schneidender Kälte. Da schnurre ich wie ein Kätzchen …

Viva la muerte! Viva la dolencia!

Jawoll, wir resignierenden Kämpfer für Gerechtigkeit und Gleichheit, wir sollten den Tod lieben, denn er ist unser letzter verbliebener Gefährte, er, der alle gleich macht, den Bettler und den König, der Arme und Reiche über einen Kamm schert, denn ihm ist’s einerlei. Und so soll es uns auch sein.

Gelobt sei, was gleich macht.
Wie sieht’s denn eigentlich mit einem ordentlichen Herzinfarkt aus? Der kümmert sich doch auch nicht um Standesdünkel? Einen harschen, vernichtenden Lungenkrebs? Nie davon gehört, dass der einen König, nur aus Herkunftsgründen, verschmäht hätte? Oder der gute alte Schlaganfall? Der macht doch auch keinen Unterschied zwischen den Einkommen?

Lernen wir sie alle wieder lieben, den Tod und den Krebs und den Herzanfall, zu lange wurden sie geschmäht, gefürchtet, verachtet, bekämpft und verdrängt. Es sind unsere Verbündeten im Klassenkampf. Bitten wir sie in unsere Mitte, die hehren Kämpen für die Gerechtigkeit.

Und setzten wir uns ein für mehr Gleichheit:
– Mehr Herzinfarkte für Einkommen über 300’000!
– Weniger Prostatatkarziome für Hartz IV- Empfänger!
– Gerechtetere Aufteilung von Schlaganfällen für Männer und Frauen!

Viva la muerte!!!
(Dies war der Parole der Faschisten, Compagneros. Nicht vergessen.)

Endlichkeit

Heute im Geisteszentrum: Neben mir, auf der Nachbarsbank, liegt ein Kerl und ist mit einer 100 Kg-Hantel zu Gange. Wie ich. Er ist ein Vierteljahrhundert jünger und einen halben Zentner leichter, er sieht ungleich viel besser aus, obschon er lange Trainingshosen trägt, was ihn als Beintrainingsverweigerer ausweist, als einer jener Figuren, die im Schwimmbad immer bis zur Hüfte im Wasser stehen, weil sie genau wissen, dass nur ihr Oberkörper herzeigbar ist, und die Stanitzelbeinchen eher nicht. Wenn sie das Wasser verlassen, tun sie es schnell und sie greifen ebenso schnell zum großen Handtuch, um damit ihre mickrigen Storzen zu verhüllen.

Trotzdem, beim Bankdrücken ist mein Vorsprung nur noch hauchdünn, ich schaffe noch eine oder zwei Wiederholungen mehr, aber bei mir ist die Sache langsam ausgereizt, und ich muss mich wieder mit der Endlichkeit aller Dinge – und meiner im speziellen – auseinandersetzen.

Ich mag die Endlichkeit nicht besonders. Ich empfinde sie als Schmach. Ich werde schlecht damit fertig. Sie macht mich böse.

Auf dem Weg nach Hause, denke ich an die Philosophen, an Sokrates («Die Richter haben mich wohl zum Tode verurteilt, aber das Leben hat SIE auch zum Tode veruteilt!»), an die Stoiker, die sich in Gelassenheit übten, an Montaigne in seinem Turm, wie er während des Schreibens auf die nächste Nierenkolik wartet, und täglich an seinen Tode dachte, wie ich; an Camus und seinen Sysiphos, der sich richtig gut fühlte während er nach unten ging, um seinen Stein wieder hochzuwälzen.
Aber etwas entscheidendes war ihnen allen nicht eingefallen. Und mit entscheidend meine ich, dass sie etwas gefunden haben, um der Endlichkeit zu trotzen.

Es sieht nicht danach aus, als würde mir dazu etwas bahnbrechendes einfallen. Zumindest nicht heute.

Dann querte ich die Favoritenschlucht mit meinen zittrig trainierten Beinen, spürte ein Ziehen im Pectoralis major, links und rechts, ignorierte den Bettler am Eingang des Supermarkts, ging rein und kaufte für die Familie Essen ein. Damit die Endlichkeit noch ein bisschen andauere.

Was soll man da noch sagen?

Ende der 70er war Hannes Wader mein Hero. Mein Hero aus deutschen Landen. Wer sich von Franz Josef Degenhardts Kommisongs nicht so richtig vertreten fühlte, wem Reinhard Mey doch zu soft, Mani Matter bereits zu tot und der Bajuware Konradin Wacker zu salbungsvoll war, dem blieb Hannes Wader. Was für ein großartiger Songschreiber! Und Werner Lämmerhirt an der Gitarre!

Jetzt ist der Hannes Wader für einen «Echo» nominiert:

«Der Liedermacher Hannes Wader wird für sein Engagement für das deutsche Liedgut mit einem Ehren-Echo ausgezeichnet.»

Ein Ehrenecho für sein Engagement für «das deutsche Liedgut».
Was soll man da noch sagen?
Die Blockredaktion fordert den Ehrenecho für das Engagement Heinos für die deutsche Rockmusik!!!

Die 1. Pepita Spring Gschicht

I hanen denn no am Chragä vewötscht, grad woner in Busch iä gheit isch, hanen zrugg grisse und ghebet, är het wankt und gschlottert und gseit: » I ha doch nur wöle in Busch iä seichä, aber denn isch die blöd Futz cho und hät geseit ‹Wotsch no voglä, du hurä Hängscht!›, und do bin i so väschrocke, dass mi grad härägwörfled het, ds Pfyfli no dusse, weisch, und dä hurä Rosebusch… gesesch äs jo, was passiert isch, odrrr?»
So isch es gsih. I has gseh. Mit dem Pfyfli wird däh i dä nöchschtä Tääg chum chönä seiche, geschwiege denn öppis anders machä.
Die chrotä Pepita! Het si wider Nuttä gmacht, und än armeh Bsoffene väsegglet.
Gschäch nüt blöders.