Das Sprüchemuseum (104)

„… Von der Qualität amerikanischer Serien sind wir in Deutschland Lichtjahre entfernt, ich wiederhole: Lichtjahre – aufgrund der Autoren und der Schauspieler die sowas auch spielen können.»

Harald Schmidt

Wir sagen: Merci beaucoup, Harald Schmidt. Wir fühlen uns mit einem Mal nicht mehr ganz so einsam.

Das Sprüchemuseum (103)

«Zu den Gilets jaunes sage ich: Ich habe langsam die Schnauze voll von all jenen, die die Schnauze voll haben. Ich prostestiere aufs Schärfste gegen den Protest.»

André Basomme, Limoges.

Wir sagen: Recht so. Das ist mal ein guter Anfang.

Das Sprüchemuseum (102)

„…  Denn so eine Einstellung kann man nur haben, wenn man auf Kosten des Rests der Welt lebt… Prost!»

Ein Posting zu einem Kommentar, der sich ablehnend mit dem Migrationspakt beschäftigt.

Wir sagen: Welche Einstellung wäre denn die Richtige, um auf Kosten des Rests der Welt zu leben?

Seine 20 und meine 2

Kürzlich hat der tolle Schauspieler Simon Schwarz was tolles gesagt. Er sagte, sinngemäß, dass er am Set kaum zwanzig Prozent von dem umsetzen kann, wie er sich im Geiste seine Rolle vorstellt. Ja, Mann, dachte ich, so geht es mir auch. Wenn ich in der Wanne liege oder herumgehe – da sind die Orte, wo ich mich am meisten mit dem Schreiben beschäftige – dann ist das, was ich im Geiste schreibe, fuckin’ druckreif, musikalisch, rhytmisch vollkommen, klug und lesenswert.

Wenn Simon Schwarz zwanzig Prozent von seiner Vorstellung dann tatsächlich rüberbringt, so stehe ich da mit meinen 2 Prozent und frage mich, wie er das, zum Hugo, nur macht?

Hinsehen

Es heißt ja immer und immer wieder: Man soll hinsehen.
Man soll hinsehen, wenn jemand diskriminiert, angegriffen, angepöbelt, gemobbt wird.

Wissen diejenigen, die solches postulieren auch, was das für den Hinseher bedeutet? Wohl nicht. Sonst würden sie nicht so leichtfertig daherreden.

Neulich bei der U-Bahnstation (U6) kam ich gerade dazu, wie drei Undercut-Typen einen eher schmächtigen Burschen mit einer Kippa auf dem Kopf anpöbelten, und als der sich nicht einschüchtern ließ, fingen sie an, ihn zu schlagen. Ich, also ich, bleib stehen und seh hin. Fuck, das war unschön. Fast hätt ich eingegriffen, aber da es hieß, man soll hinsehen, sah ich halt hin, obschon ich es kaum aushielt.

Dann kamen zwei andere Kerle, und wollten dem Kleinen zu Hilfe kommen, da bin ich zu ihnen hin, und hab gesagt, sie sollen das sein lassen und einfach mal „Hinsehehn.“ Zuerst wollten sie nicht auf mich hören, aber dann sahen sie es doch ein. Und dann standen wir zu dritt da, und haben hingesehen.

Meine Güte, kriegte der Kleine auf die Fresse!
Zum Glück haben wir hingesehen.

Das Sprüchemuseum (101)

«Werden verbesserte Zustände den Menschen bessern? Läuft nicht alles auf idiotische Schießereien vor den Gebäuden der Macht hinaus? Und selbst wenn die Zustände sich besserten, wird der Mensch nicht genau das gleiche faule und genußsüchtige Vieh bleiben, das sich von der andern Tierheit nur durch technische Mordtalente und eine überfütterte Eitelkeit unterscheidet? Ekelhafte Sackgassen überall!»

Franz Werfel (aus dem Roman „Barbara oder die Frömmigkeit»

Wir sagen: Herrgottsack! Jetzt plagieren schon die Expressonisten unsere Texte!

Zu teure Spionage

Österreich hat einen Spionagefall. Es kam raus, dass ein Oberst des Bundesheeres bereits seit den 90-er Jahren für die Russen spioniert und dafür € 300’000.- kassiert hat.

Das scheint uns reichlich teuer zu sein. Warum hat Putin nicht einfach die Außenministerin und/oder den Innenminister (FPÖ) gefragt? Die hätten bestimmt umsonst Auskunft gegeben.

Das Sprüchemuseum (100)

Rapper Kollegah distanziert sich von Auschwitz- und Holocaust-Zeilen.

derstandard.at

Wir sagen: der Kollege wechselt offenbar ins Politikerfach. Dort distanziert man sich auch permanent von Herausproletetem. Geht aber nicht, assholes. Nicht bei den Polis und nicht bei den Rapperchen. Gesagt ist gesagt. Man kann sich davon nicht distanzieren. Man es bereuen, man könnte sagen, dass es dumm und falsch war, dass man inzwischen schlauer geworden ist. Aber nicht distanzieren.

Muster

Jörg Haider hat als Landeshauptmann „sein“ Kärnten wirtschaftlich an die Wand gefahren. Ich bin sicher, dass es seinen Anhängern in Kärnten egal war. Irgendwer wirds schon richten. Wichtig war allein, dass der Führer ihres Stammes von den anderen gefürchtet wurde.
Da hilft keine Aufklärung, da hilft kein Mindestlohn, da hilft kein Moralisieren, belehren, erziehen, bevormunden. So deprimierend dies auch sein mag.

Ich sehe, dass dieses Muster weltweit schlagend wird.
Irgendwann (vielleicht, vielleicht), wird es auch der Linken dämmern.