Austrian Beat (2)

Nach 2018, als „Austrian Beat 1“ erschien, ist nun der nächste Band rauskommen. Folgerichtig: Austrian Beat 2.

Ein Band mit Gedichten, Stories, Essays von 44 Autorinnen (Autoren mitgemeint), die 265 Seiten damit füllten. Alle aufzuzählen würde zu weit gehen, darum empfehle ich, bei Interesse, einfach den Link in der Blogroll „Edition BAES“ anzuklicken. Macht nicht viel Arbeit.

Interessant ist vielleicht auch die Frage, was „Beat“ heute eigentlich sein soll. Ist ein „literaturhistorischer“ Begriff, mit dem die Gruppe um Kerouac, Bourroughs, Ginsberg, Norse, Huncke et allis, und auch den letzten Lebenden dieser Zeit, Charles Plymell gemeint ist.

In einer Art Nachwort schreibt der Herausgeber, Verleger und Autor Elias Schneitter, was ihn dazu gebracht hat, diese beiden Bände herauszugeben. Zuallererst war er natürlich dem „Beat“ verfallen, in den 70-er Jahren. Nona, könnte man da sagen, wer wollte schon Walser, Grass, Konsorten und deren Epigonen lesen, gab es doch die Beats, und in Deutschland Fauser, Weissner, Breger, Ploog, Theobaldy, Stingl und andere, die sich ebenfalls nach der US-Literatur ausrichteten.

Für Schneitter war aber auch die Szene um den Yppenplatz in Wien Ottakring ausschlaggebend, denn er erkannte dort eine Art Boheme-Szene, die ihn an die Szene am North Beach San Francisco erinnerte.

Nun, was soll diese „Beat-Literatur“ überhaupt sein? Wer ist eigentlich ein „Beat-Autor“ (Autorinnen mitgemeint). Schneitter meinte einmal, dass er kaum einen Autor kenne, der diese Bezeichnung auf sich selber angewandt sehen wolle. Interessant. Und trotzdem sind nun 44 Stück in diesem schönen und unterhaltsamen Band versammelt.

Die Beat-Autorin der ersten Stunde, die 1931 in Wien geborene und in die USA emigrierte Ruth Klüger meinte, dass Beat eine Lebenseinstellung sei, die Kunst und Leben nicht trennen mag.
Das ist bestimmt mal nicht falsch. Passt, würd ich sagen.
Und um mit Mitherausgeber Helmuth Schönauer zu sprechen: «Die Pension des Beatautors ist der Tod.“
Das könnte auch hinkommen.

Also: Seid brav, und bestellt das schöne Buch direkt beim Verlag.
Soviel ich weiß, versandkostenfrei. Oder so.

https://www.edition-baes.com

Ein kein-Kommentar Kommentar

Soll man das eigentlich noch kommentieren? Ich glaube nicht so recht. Sollte man sich dagegen stemmen? Vielleicht argumentieren? Überzeugungsversuche? Vernunft? Logik?
Irgendwie nicht. Nein.

Wenn die meisten – oder zumindest ein guter Teil – derjenigen die angeben, die FPÖ wählen zu wollen, frank und frei zugeben, dass sie nicht erwarten oder auch nur glauben, dass diese Partei, ausgetstattet mit Regierungsmacht, irgendetwas zum Besseren wenden kann, ist das eigentlich nur eine Form aggressiven Schwachsinns und Niedertracht.

Selbst – wie sie zugeben –, dass  die FPÖ jedes Mal, wenn sie in die Regierung gewählt wird, versagt, ist ihnen wurscht.

Es ist wie in diesem Witz: Drei Leute, sagen wir drei Wähler von SPÖ, ÖVP und FPÖ sind auf einer garstigen Insel gestrandet. Eine Fee taucht auf, und bietet an, jedem einen Wunsch zu erfüllen. Der SPÖ-ler will unbedingt heim nach Wien. Zusch-Wunsch erfüllt. Der ÖVP-ler möchte heim zur Mutti. Zusch- Wunsch erfüllt.

«Und was“, fragt die Fee den FPÖ-ler, „was wünscht du dir?“
„Das die anderen beiden wieder hier sind.“

Muss man mit diesen Leuten reden?
Kann man.
Als würde man einen Schwarm Fliegen von einem Batzen Scheiße weglocken wollen.



No english!

Das erste Mal sagte ich es am Bahnhof Lauterbrunnen, als mich eine asiatische Touristin ansprach, in einem Englisch, dass so klang wie das Deutsch von Johnny Cash: Woisuausmama.
Ich sagte: „No english“. Es klang unfreundlicher, als es gedacht war. Aber, um es kurz zu machen: Ich habe die Schnauze voll, immer wieder auf Englisch angesprochen zu werden, und zwar, ohne dass man danach fragt, ob ich überhaupt englisch spreche.

Ich seh’s auch im Gym: Jeder englische Nativspeaker braucht keine Wort Deutsch zu lernen. Alle radebrechen mit denen in ihrem Pidgin ähnlichen Geschwurbel.

Ich tu’s nicht mehr. «No english!» ist in Hinkunft der einzige englische Satz, der von meinen Lippen geformt wird. Außer: Man fragt. Do you speak english?

In der Schweiz kann man mich in den Landesprachen ansprechen: Schwizertütsch, Deutsch, Französisch, Italienisch.

Als es noch britische Touristen in Interlaken gab, gab es noch eine nette Form der Höflichkeit und des Respekts. Der Brite sagte mit brutalem Akzent: «Guten Morgen. Ik spregge laida keine Deutsch. – Do you speak english?“ So geht das beim Gentleman und einem höflichen, respektvollen Menschen.

Kürzlich wurde ich in der Schweiz Zeuge eines Gesprächs zwischen einer Einheimischen und einer Italienerin, die schon über dreißig Jahre in der Schweiz lebt. Kein einziger Satz auch nur annähernd korrekt. Ich habe nach zwei Wochen in Italien besser italienisch gesprochen, als sie nach dreißig Jahren.

Wie auch immer. Für mich gilt nun die angewendete Höflichkeitsform: Do you speak english? Oder sonst ist meine Antwort, ein bisschen unwirsch, und ohne ein „Sorry“ voranzustellen: „No english!»

Hundeflüsterer

Menschen die sich Hunde halten, geraten oft in Nöte. In Liebesnöte. Sie tun alles für ihren Liebling, bestes Futter, bestes Halsband, zentraler Platz im Kreise der Familie, und Hundi bekommt immer seinen Willen. Das sind sie dem Tier schuldig. Der unschuldigen Kreatur.

Aber die Kreatur tut dann Dinge, die diese Menschen nicht verstehen. Zum Beispiel: Er gehorcht niemals. Beißt Kinder, Gäste und Fahrradfahrer, verbellt Lastwagen und andere Hunde, zerbeißt Laptops und Kondome, kurz, führt sich auf wie Sau. Dann ist es Zeit für den Hundeflüsterer, den netten Mann mit einem etwas wildwüchsigen Ho-Chi-Minh-Bart und einem lustigen T-Shirt, auf dem lustige Sprüche stehen, die man sofort wieder vergisst.

Es ist ein schöner Beruf. Vielleicht ein wenig langweilig, aber durchaus einträglich und nicht so Anerkennungsarm wie zum Beispiel Blogger oder unberühmter Autor. Und vor allem wohnt ihm Dankbarkeit inne. Der einzige Nachteil, die Langweiligkeit, ist dem zentralen Objekt des Hundeflüsteres geschuldet: Dem hundehaltenden Menschen.

Der hilfesuchende, hundehaltende Mensch ist ein Opfer seiner dämlichen Liebe und seiner Dummheit. Er weiß nicht, wie einfach so ein Hundetier gestrickt ist, er denkt, so ein Hund sei ein hoch komplexes Wesen. Im Vergleich zum ihm selber mag das oft zutreffen, und darum wirkt die Arbeit des Hundeflüsterers auf ihn wie Zauberei.

Ich betreibe Geheimnisverrat, wenn ich jetzt ausplaudere, worin die Magie des Flüsterers besteht: Er weist dem Hund in wenigen Minuten seinen Platz zu. Und der sollte, als Rang, immer unter dem des Herrchens sein. Die Hündeler staunen. Dann versuchen sie es selber, und erfahren: es funktioniert tatsächlich. Sie sind baff.

Aber da nichts im Leben umsonst ist, hat auch die Dressur ihren Preis. Ganz abgesehen von der Gage des Mannes mit dem lustigen T-Shirt.

Sie, die Herrchens und Frauchens, müssen sich ändern. Zumindest ihr Verhalten dem Hund gegenüber. Sie müssen Verantwortung übernehmen, sogar für sich, und dürfen ihre Sehnsucht nach Unterwerfung, nicht mehr allein dem Hund aufhalsen. Es ist ein Jammer. Sie schaffen es nicht. Es ist wie dem mit Rauchstopp. Oder der Shoppingsucht, dem Phone-Wahn usw.

Wenn hier nichts mehr läuft, werde ich, so habe ich beschlossen, Hundeflüsterer. Auch so ein Beruf, der einem beibringt, dass man keine Hoffnungen mehr zu haben braucht.

„Es gilt die Unschuldsvermutung“

Okay, ich geb’s zu, ihr habt mich in flagranti erwischt, gerade wie ich die Lady vergewaltigt und solange gewürgt habe, bis sie tot war. Ich geb’s zu. Ich gestehe es.
Aber wenn einer von euch „Schurni-Schmierfinken“ im Text über mich und meinen Taten, den Satz „es gilt die Unschuldsvermutung“ nicht fein säuberlich ausformuliert hinschreibt, dann zerrt ihn mein Anwalt vor Gericht. Soviel ist sicher. Denn: dem Gesetz muss Genüge getan werden.
Und außerdem plädiere ich dafür, dass, über wen auch immer, und über was auch immer geschrieben wird, stets „es gilt die Unschuldsvermutung“ vorangestellt wird. Selbst wenn derjenige verurteilt worden ist.
Denn weiß man, wie sein Gott die Sache sieht?
Weiß man’s?
No, siggst!

Johnny und der Nine-Pound-Hammer

Schätze, man muss es nicht groß herausheben, denn es wird überall schon verkündet: Heute vor zwanzig Jahren verstarb Johnny Cash.
Aber für mich ein besonders denkwürdiger Tag, denn ich war zusammen mit meinem alten Freund und Kollegen Franz Dobler, als er die Nachricht erhielt, dass der Mann, über den er eine großartige Biografie verfasst hatte („The Beast in me“), eben diese Welt verlassen hatte. Eine himmeltraurige, und letztlich doch auch heitere Nacht, mit Freunden, Musik und Bier.

Da alles schon gesagt ist, bleibt mir nur noch darauf hinzuweisen, dass der fabelhafte Dokumentarist Ken Burns eine ebenso fabelhafte Serie zusammengebaut hat.
„COUNTRY“, heißt sie, hat 9 Folgen und ist auf ARTE-mediathek zu sehen.
Einfach nur der Nine-Pound-Hammer!