Jörg Fauser erneut beim Bachmannpreis

Am 3. Juli hält der österreichische Autor Michael Köhlmeier die Eröffnungsrede zum Ingeborg Bachmannpreis: Eine Hommage an Jörg Fauser soll es werden.

Die letzte Rede?
Würd’s nicht gerade so schön passen?
Fauser schließt den Laden…

Angeben und Tragen

Was mich interessiert ist, wann – nach einigen Tagen Grant-Absenz (bedeutet auch Wien verlassen zu haben), mich der Zorn wieder anspringt. Wann und wo und wie.
Nach fast einer Woche auf Tour, mit und bei Freunden, bei Bier und Symphathie (Antipathie auch), mit Büchern und Musik, mit Lesen und gelesen werden, fern jedes jähen Zorns, erwischte er mich doch, als ich nach zwölf Stunden Fahrt, am Südtirolerplatz aus der U-Bahn stieg: Der Zuggriff des Rollkoffers ließ sich nicht mehr ausfahren. Aber gar nicht mehr. So überhaupt nicht mehr.

Und so kam es, wie es kommen musste: Ich schleppte trug schulterte den 25 Kilo schweren Koffer nach Hause. Fluchend und verfluchend.

Aber es half nichts. Ich bin ein Träger. Von Berufs wegen. Wenn ich nichts herumtrage, habe ich Urlaub, bin frei. Und froh. Als Kind wollte ich Fallensteller werden, Trapper, durch die Wälder streifen, den Flüssen entlang. Unbeladen. Mit Gewehr und Messer. Ich wollte und will nichts besitzen. Es lebt ein Eremit in mir, der Erlösung sucht. Nichts mehr herumtragen müssen. Dabei kann ich es so gut.

Am Sonntagmorgen, oben auf der «Kalten Buche», beim Abbau und zusammenräumen der «Provinzlesung» packte ich 4 volle Kisten Bier auf einmal. Ich wollte angeben vor den Kollegen. Denn es sieht gut aus, wenn einer in jeder Hand zwei volle Bierkisten trägt. Leicht, mühelos und elegant solls schon sein.

William Cody Maher rief in den Morgen hinaus: «Du musst bei meinem Bruder arbeiten. Der hat eine Umzugsfirma in San Francisco. Der sucht Leute wie dich. Kriegst sofort eine Greencard!»
Da kam er ein bisschen zu spät, der Cody.

Ja. Sowas kann ich gut. Angeben und Tragen.
Beides mag ich nicht.
Was soll man da nur machen?

Lesung, heute. In Augsburg:

Wer freut sich nicht auf den Regen von heute Abend, hier, in Augsburg, kurz bevor die «Monster»-Lesung des «Superbastard #4» begonnen haben wird? (Wir brauchen diesen Regen, bitte, bitte…)
Im «City-Club», beim Königsplatz, mitten im Herz der Lieblingsmetropole von Franz Dobler.
Man weiß es nicht, aber vielleicht verderben zu viele Autoren die Saalluft? Vielleicht werden wir alle zu Slams und brechen unsere 7 Minuten-Texte ab? Der Sieger kriegt eine Flasche frischen Sauerstoff?
Geunke.
Fürwahr.
Oba wos wüst? In der Hitz?
Man sollte es sich merken: 1. Im Sommer konnst nix mochn. 2. Wends wos mochn wüst, mochs ned im Summa, mochs im Frühling, oba auch nur, wenns no nid Summa is.  3. Mochs im Heabst, wenns no nid so koid is, oba a nid zu woam, also so, dass nimma draußen sitzen konnst, oba no nid daham bleiben wüst.

4. Machs, wie’s kommt. Es ist eh wurscht.

Liberalismus

Putin ist Demokrat. Nicht nur lupenrein.
Erdogan ist Demokrat.
Die meisten asiatischen Tyrannen sind Demokraten.
Wir sollten, finde ich, uns mal was anderes einfallen lassen, außer immer «Demokratie» einzufordern.
Demokratie bedeutet nichts mehr.
Wer das Interview von Frank A. Meyer, mit der alten Dame der Philosophie, Agnes Heller gesehen hat, weiß, um was es geht, weiß, was die Demokraten aller despotischen Couleur so auf den Zeiger  geht, und was sie mit nach Kräften unterdrücken versuchen. Das Liberale.
Ja, liberal. Scheißliberal. Das ist es.
Es geht nicht um Demokratie, es geht um Selbstbestimmung.

Und die Grünen in Ösi-County sollten aufhören sich für ihren türkischstämmigen Abgeordneten  Efgani Dönmez zu entschuldigen und/oder ihn zur Ordnung zu rufen.
Oder wollen sie noch mehr verspießern?

Sommer

Je älter ich werde, desto mehr verabscheue ich den Sommer. Wenn sich etwas Sonne putzt ziehen sich die Leute in Wien aus. Heute Mittag sah ich aus dem Fenster: Typen, die nur in Shorts durch die Straßen latschen. Shorts, Sandalen, Zigarette in der Pappen und eine Dose Red Bull/Bier in der Hand. Das ist Freiheit. Glaube ich. Frauen im mittleren Alter sehen aus wie senffarbene Kackwürste, überall quillt und überquillt und fettet es, und dazu das Geräusch der Schlappen die an die käserindefarbenen Fersen klappen: Schlapp, schlapp, schlapp.

Es ist beinahe unvorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der Männer (auch im Sommer) in Anzügen durch die Straßen gingen, mit Hut, und die Frauen Kleider trugen die die Knie bedeckten.
Manchmal muss ich mir Filme mit Humphrey Bogart und seiner Frau Lauren Bacall ansehen. Oder einen mit Robert Mitchum als Philippe Marlowe, wie er in L.A. rumgeht, mitten im gleißenden Licht Kaliforniens. Im Anzug.

Ist supi, dass wir so unglaublich frei sind, so wahnsinnig frei, und jedem unsere Hässlichkeit in die Augen und unser billiges Deo unter die Nase reiben können.

Ich weiß den Winter zu schätzen…

Das Sprüchemuseum (25)

«… Wo, verdammt noch mal, sind die Verrückten? Die Selbstgehäkelten, die Gruftis, die Skins, die Punks, die Entrückten. Noch nicht einmal mehr schwarz gekleidete Ninjaschwertträger stehen in der Bahn herum, «666» murmelnd.»
fragt sich Frau Sibylle Berg und weint bitterlich in ihrem schmocken Zürich.

Wir sagen: Komm uns doch mal besuchen, Frau Berg. Hier, in Wien, sind sie alle. Vollzählig.

Pfahlbauer

Wer von Wien nach Nordwesten, Richtung Tulln fährt, kann, wenn er will, in der Nähe von Klosterneuburg (und auch in Greifenstein) auf ausgedehnte Siedlungen treffen, in denen die Häuser auf Pfählen stehen. Schlau, diese Agglowiener. Denn diese Siedlungen stehen in der Nähe der Donau. Da kann es ja schon mal vorkommen … Sie wissen schon.

Ich fragte mich, was geschehen wäre, wenn ich im bayrischen Deggendorf, im neuen Fischerdorf, einen Bauplan mit einem Pfahlbauhaus eingereicht hätte? Ich habe so meine Vermutungen…

Dann fragte ich mich, ob der heimische und der nahausländische Häuselbauer sich noch als Häuselbauer verstehen würde, wenn er auf seinen Keller verzichten müsst? Würde er sich nicht nächstens im Schlaf wälzen, wenn er unter sich, in der Kühle seines feuchten Betons nicht die Winterreifen des SUV, die alten Schi seiner Kinder und die abgelegten Gummistiefel mit der neckischen Masche gleich neben dem ausgemusterten Gartenzwerg aus Tschechien, wissen würde?

Der Häuselbauer braucht sei Kölla. Egal wo. Auch wenn er nicht mehr so genau weiß warum, aber, denke ich, er braucht ihn.
Scheißfluss! Der kriegt halt noch ne Mauer. Und wenn sie 5 Meter hoch wird, und wenn alle Dörfer flussabwärts, zumal jene, die sich keine Mauer von 6,20 leisten können, jedes Jahr aufs Neue absaufen …
Das Hochwasser ist schlimm. Aber nicht nur das…

Das Sprüchemsueum (25)

«Fischdi-Inseln sollen Österreich am Golan ersetzen!»

Schlagzeile des Standard-Online.

Wir sagen: Warum nur am Golan? Warum nicht auch in Wien?

Das Sprüchemuseum (24)

«Jede halbverhungerte Gonokokke im verschnittenen Gemächt eines orientalischen Eunuchen hat mehr Ehre und Anstand, als ein österreichischer Politiker.»

Kommentar von Dr. Derm. Rainer A. Senn zur parteienübergreifenden Einigkeit in Sachen österreichischer UNO-Truppen Abzug von den Golanhöhen.

Wir sagen: Können wir leider nicht überprüfen, aber ganz falsch klingt das nicht.

Pöstliche Elegie

Songdog ist laut Eigendefinition ein «Pimperl-Verlag», was auf Deutsch als «Penischen-Verlag» durchgehen könnte, wobei «Pimperl» hier als Synonym zu verstehen ist und zwar für «winzig, niedlich, süß, klein».

Songdog gibt jährlich etwa 1000 Euronen der Post, damit sie die Bücherbriefe transportiert. Die Post, so kann man sagen, ist in dem ganzen verdammten und pimperlichen Verlagsaufwand, die einzige, die an dem Pimperl Geld verdient. Nicht die Autoren, nicht der Verlag, aber die Post. In letzter Zeit häufen sich die Fälle von verschwundenen Briefen.

Hier eine Reklamationsmail an die deutsche Post. Wir warten auf die Antwort.

Betrifft: Zustellung
Nachricht: Am 2.Mai 2013 wurden von Songdog Verlag, Wien, zwei in Gewicht und Aussehen praktisch identische Briefe an diese Adresse: xxx xxx, xxx, xxxx mit Priority Post versandt.
Ein Brief (mit Bücherinhalt) wurde 2 Wochen später (Priority) von der Post ausgeliefert, der andere an den Absender zurückgeschickt, mit dem Vermerk, dass er einer bestimmten Norm nicht entspräche.
Für die Postbeamten in Wien war es nicht möglich irgendeinen Fehler an dem Brief zu entdecken und so wurde er am 22. Mai, Priority, wieder an die obige Adresse geschickt. Er ist da noch nicht angekommen.
Auf die Reklamation des Empfängers haben Sie sich wortreich entschuldigt, aber geschehen ist nichts. Es stellen sich folgende Fragen:
– Wo ist der Brief?
– Warum wurde der eine ausgeliefert, der andere aber retouniert?
– Wissen die Angestellten der deutschen  Post nicht, was ein Brief ist?
– Ist es dem persönlichen Gutdünken des Mitarbeiters überlassen, welcher Brief zugestellt wird und welcher nicht?
– Warum soll ich als Kunde für eine Leistung zahlen, die nicht erbracht wird?
– Hat man den Brief, der am 22. Mai erneut gesandt wurde und längst beim Empfänger eingelangt sein müsste, einfach entsorgt?
und als letzte Frage: Wo ist der Brief?

In diesem Sinne
mit freundlichen Grüßen
Andreas Niedermann