Schmerzen und Glück

Frage: Was kommt heraus, wenn man einen österreichischen Music-Clip-Macher an Jack Kerouacs «On The Road» ranlässt?
Antwort: Schmerzen.

Gestern zeigte «Arte» die Doku «On the road, Jack is back», und der Rossacher verhämmerte das Ding mit jenem typischem Biedersinn, den man in Österreich, glaube ich, «genial» nennt, denn er schickte ein Jungwacht-Blauring-Grüppchen auf die Reise von New York nach San Francisco und es dauerte eine halbe Stunde bis die zwei Madels und die zwoa Buam mindestens 5 Mal erzählt hatten, wie aufregend das nun sei, 16 Tage zusammen und unterwegs, und wie sie dann nach Textpassagen aus «On the road» wahnsinnig lustig herumhüpfen taten und echt verrückt spielten, und dazu immer diese Musik, immer Musik, die alles «mickeymouste» wie es im Filmjargon heißt, und was mein Freund Yvo im Grafikersprech «Neger vor Hütte» nennt: wenn die Sonne in einem Valley aufgeht, dann kommt «here comes the sun» von den Beatles, und wenn der große Charles Plymell, von dem die Jungwacht-Blauring-Truppe natürlich noch nie gehört hat, ein richtiges Hammerpoem vorträgt, muss der Rossmann natürlich Dylans «Subterrain Homesick Blues» drüberlegen, wie er über alles Musik drübenlegen musste, aber das sagte ich bereits.

Wie auch schon gesagt: Schmerzen.
Und dann kommt man dahinter, dass vielleicht alles nur Advertising für die österreichische Singer/Songwriterin mit dem originellen Namen Anna F. war, die echt wahnisnnig lustig in ein Bett hüpfen kann.

Ich hatte genug gelitten und schaltete rüber zum Boxen und kam gerade recht zu einem krassen Fehlurteil und Kampfabbruch. Aber danach gab’s einen verdammt guten Fight zu sehen, und mein Liebling, der kluge und smarte und taktische Boxer Kubrat Pulev besiegte den weißrussischen Riesen Ustinov. Großartig.

Jack Kerouac hätte das gefallen, das weiß ich.

Reklame

Heute nacht, um 23 Uhr, halten das Schauspieler Duo Marcus Schäfer und Diana Dengler, eine «ungehaltene Rede» von mir. Und zwar vom Pelikanerker des «Saiten»-Büros (St.Gallen), auf die Schmiedgasse hinunter.

Der Titel der Rede: «Muss wirklich gesagt sein, was einmal gesagt werden muss? Ein Protest gegen mich selber.»

Dies im Rahmen der 3-tägigen St. Galler Literaturveranstaltung «Wortlaut».
http://www.wortlautsg.ch/2012/inhalt/literatur_tage.html

Schwarten

Gestern abend war ich (rechtschaffen) müde. Als die Kinder im Bett waren, flippte ich ein wenig durch die Talkshows im TV.
Überall – so schien es zumindest- saßen Promis, die Bücher geschrieben haben. Zum Beispiel Maria Höfer-Riesch, die Schifahrerin. Voll das Buch! Oder Sky Dumont mit Frauchen, auch voll die Schwarte. Ich glaube, in ihrem geilen Buch verrieten sie uns, wie sie es so machten, in ihrem schwierigen Leben und so. Nur Bettina Wulff war nirgends zu sehen. Hat den Schwanz eingezogen, oder was. Auch Julia Schramm, Frau Weisband und die eine oder andere fünfzeheinhalb jährige Castingteilnehmerin, die gerade ihre Memoiren veröffentlicht hat, fehlten. Trotzdem. Voll Amok. Man schreibt Buch. Wer an sich hält, haut die Schwarte raus.

Tja. Und wir? Wir Professionellen oder Semi-Professionellen? Mit unseren Pimperlbüchern bei Pimperlverlagen und den Pimperlauflagen? Bücher, die eher langen Briefen an Freunde gleichen, als der Hammerschwarte einer J. Rowlings, die für ihren Romanillo einen 2-stelligen Millionenverschuss bekommen haben soll? Was tun wir hier noch? Sollten wir uns nicht langsam zurückziehen? Oder plötzlich?

Grundgütiger! Unsere Überflüssigkeit ist schon beinahe obszön. Wir sollten uns verkriechen und verstecken wie gschamige, übergewichtige, schweinebeinige Hartzer, oder so.

Der kindergesichtige Andreas Isenschmied portiert derweil den Roman des Stephan Thome «Fliehkräfte», der den Deutschen Buchpreis gewinnen wird. Ein Werk, das mit Sätzen wie: «Es fällt ihm schwer, den BH-Träger zu ignorieren, der unter ihrer Bluse zu erkennen ist.» Eindruck macht und alte verklemmte Männer verzaubert, ein Buch, das man nach dem ersten Absatz, bereits erschöpft, aus der Hand legt, eine Arbeit, die uns zeigt, wie es in der hehren Literatur zugeht, BH-Träger-Prosa, derweil einem die Welt jeden Tag aufs Neue das Herz bricht. Man mag es kaum glauben.
Nicht mal Rainald Götz› neuer Roman fand Gnade, nicht mal der darf dazu gehören.

Nun ja. Wir Überflüssigen machen weiter. Warum? Weil wir wissen: Irgendwann wird das Geschwafel zu einem Ende finden. Und wenn nicht, dann ist es eh scho wurscht. Stimmt’s?

Das Sprüchemuseum (15)

«Frauen sind die anderen Männer, die die Kinder auch nicht mehr bekommen.»

Meinte unser Redaktionsmitglied Raymond «Zuckerschnute» Blum.
(Er wird sich, zusammen mit Schang Ziegler, der gestern eine tolle Wuchtel abgeliefert hat, untersuchen lassen.)

Das Sprüchemuseum (14)

Gestern sagte der gute alte Jean Ziegler in der «ZiB 2» im ORF:

«Österreich hat die lebendigste Demokratie in Europa!»

Wir von der Blockredaktion sagen: «Schang, der war gut!»
Fügen aber etwas besorgt hinzu:»Lass dich doch mal bei Gelegenheit untersuchen, Herr Ziegler!»

Es war schön

Gestern war es schön. Das TV-Gucken. Im ORF. «Im Zentrum», der Polittalk. Die Blockredaktion hatte den Auftrag, sich die Sendung anzusehen. Am Anfang zappte die Frau Redakteurin dauernd nach ARD und ZDF, weil niemand glauben konnte, dass diese klugen, ruhigen und überhaupt nicht emotional rumbrüllenden Menschen Österreicher waren. Kein Politiker der sagte:»Das ist die falsche Frage», «Es kann nicht sein», dem sehen wir gelassen entgegen»,»Wir sind ein Opfer der linkslinken Medien» usw., sondern Menschen, die argumentierten, analysierten, Schlüsse zogen und Prognosen wagten; man hatte direkt den Eindruck, in einem ziviliserten Land zu leben, wo man einander ausreden ließ, nachdachte, abwog oder abwägte oder abwiegte, wie auch immer, es war einfach unglaublich.

Einige von uns weinten. Es war, als wären wir zwanzig Jahre durch die Hölle gegangen und endlich zu Hause, bei den Lieben, angekommen. Ein Hammer, Leute!

Und diese Menschen im TV machten lauter kluge Vorschläge wie man dies und jenes verbessern könnte, was dringend zu ändern wäre, und wie leicht es gehen würde. Es war, als mache alles plötzlich Sinn.

Aber die Menschen waren auch so klug zu wissen, dass es niemals geschehen würde. Der Ösi könnte wohl, aber er kann nicht. Das war die Konklusio, die uns von diesen gescheiten Menschen präsentiert wurde. Sie waren alle ein bisschen traurig. Die eine Frau lächelte resigniert und verlegen, und wir von der Blockredaktion schenkten Wein nach und wurden ebenfalls traurig. Und wir wussten wieder: Es wird einfach so weitergehen wie bisher, mit der Niedertracht, der Idiotie, dem Klientelismus und der Korruption. Es würde zumindest einen Krieg brauchen, um hierzulande etwas zu ändern.

Aber es war trotzdem schön. Nächsten Sonntag werden dann die Politiker wieder dran sein, und dann wird die Blockredaktion bereits tief und fest schlafen.

Die rechten Opfer

Neulich wurde in der Blockredaktion angefragt, ob es denn kein sicheres Mittel gäbe, die rechtsrechten Schlappschwänze eindeutig auszumachen?
Da mussten wir nicht lange rumdiskutieren. Ja, es gibt ein untrügliches Zeichen, das die rechtsrechten Schlappschwänze erkennbar macht: Sie sind immer Opfer.

Sieht man gerade wieder in der Schweiz, wo der Wildheuer Brunner von der SVP rumweint, weil man seinen Chefideologen Mörgeli aus guten Gründen aus der Uni geschmissen hat. Komplott. Mobbing. Linkslinke Verschwörung. Mit einem Wort: Opfer.

Und das «Opfersein» ist auch der Grund, warum man die wachsweichen rechten Schlappschwänze daran hindern muss an die Macht zu kommen: Denn Opfer sind immer im Recht, und was sie auch anderen antun, es dient nur der Gerechtigkeit. Opfer sind – moralisch- immer die Guten, und müssen daher ihr Tun niemals hinterfragen.

So, jetzt wisst ihr es.

P.S.
Inzwischen hat es auch schon die Ösi-Sozialdemokratie erwischt. Der Bundeskanzler wurde ein Opfer der Opposition. Laut Cap, dem Klubobmann. Aber der hält wohl das braune Zeugs, das aus seiner Birne tropft, noch immer für Honig.

Mancheiner fragt …

Mancheiner mag sich fragen, ob es etwas Heruntergekommeneres gibt als die österreichische Sozialdemokratie? Mal abgesehen von der österreichischen Volkspartei.

Mancheiner mag sich fragen, warum die westliche Öffentlichkeit wie pawlowsche Hunde auf den mordlustigen muslimischen Mob reagiert, der vorgibt irgendwas von irgendwem gehört zu haben der jemanden kennt der was gesehen haben soll, und der «Westen» deswegen immer gleich die Diskussion über die Freiheit anreißt?
Wann werden wir lernen, dass man Leute, die immer gleich beleidigt sind, nur beleidigen kann?

Mancheiner wird sich fragen, warum es nicht längst allen klar war, dass die «Umsonstos», genannt «die Piraten», die «Contentmafia» und «Urheberrechte» nur ekelhaft finden, solange es der «Content» und die Rechte von anderen sind? Das liegt einfach in der Natur von Piraten. (Womit wir sie hoffentlich auch los sind… No na, net!)

Mancheiner mag sich fragen, warum die Zwetschken- und Pflaumenprosa von Wulff und Schramm und Konsorten nicht noch mehr Auflage haben, sich aber einige der Scheißgedichtbüchlein die im Songdogverlag erscheinen, auch schon über 100 X verkauft haben?

Mancheiner mag sich fragen, warum mancheiner sich das fragt.

Es ist Herbst, und die Sonne steigt nicht mehr über die Wipfel der schönen Bäume im Park des Palais Schönburg hinauf. Mancheiner mag sich fragen, warum?
Und das ist vollkommen berechtigt.

«Politikverdrossenheit»

Über etwas wundere ich mich hierzulande immer wieder: Wie lange der Schmäh der regierenden Politiker von der  «Politikverdrossenheit der Bevölkerung» noch zieht. Und dass es gälte, jener mit geeigneten Maßnahmen wie Transparenz, Antikorruptionsgeschwurbel und so weiter, entgegenzuwirken.

Aber den Politikern ist die Politikverdrossenheit der Bevölkerung sowas von wurscht. Das Volk ist lästig, und es gilt, es zu besänftigen, damit die Wiederwahl glückt.
Denn nach der Wiederwahl – das hat uns der Kanzler gezeigt – kommt man an die Geldtöpfe der Steuerzahler, und die kippt man über die «Presse» genannten Krawallnudelblätter aus. Die lassen sich nicht lumpen, und machen Stimmung auf das die nächste Wiederwahl glückt. That’s it. Da ist nicht mehr dran.

Vielleicht liegt ein Problem darin, dass die autochthone Bevölkerung zu blöd ist, um richtige Zeitungen zu lesen, von denen es doch zwei oder drei gäbe. Mit richtigen, klugen und unbestechlichen Journalisten.
Aber die stehen im Verdacht Intellektuelle zu sein, und des mog er net, der Eingeborene.

Eigentlich wundert es mich doch nicht.

Endlich mal eine gute Nachricht!

Ich möchte darauf hinweisen, dass mein neuer Roman «Goldene Tage» erschienen und erhältlich ist. Direkt beim Verlag (frei Haus – versandkostenfrei) oder in der Buchhandlung ihrer Wahl.

«Goldene Tage» ist eine Romantic-Crime-Story.

verlag@songdog.at