Wie ich zum Verschwörungstheoretiker wurde

Es ist ganz einfach: Wenn die persönliche Erfahrungswelt nicht mit der in den Medien kolportierten Welt kongruent ist, dann fangen die Würmer an zu kriechen.

Bei mir?
Allenthalben und immer wieder, wird in den sogenannten Mainstreammedien herausposaunt, wie beschissen es der Bauwirtschaft geht. Arbeitslosigkeit, leere Auftragsbücher, überteuerte Baumatrialien, stornierte und weiter aufgeschobene Bauvorhaben, und so weiter und so fort.
Das ist das, was mir von den Medien zugetragen wird.

Seit sieben Jahren lebe ich auf einer Baustelle. Auf dem 1Km- Weg zum Gym nicht abreißender Baulärm, aus fast jedem Fenster der Elektrohammersound, die Straßen verstopft von Baufirmenwagen, die Supermärkte voll von mampfenden Bauschlöchern, Lärm, Lärm, Lärm, von oben, von unten, von hinten, von vorn, von der jeder Seite, 6-7 Tage die Woche.

Aber der Baubranche geht es extrem schlecht.

Seid ihr eigentlich irre, ihr Journotteln?

Denkt daran

Ende der siebziger Jahre war ich in Griechenland einige Zeit mit einer zehn Jahre älteren Wienerin unterwegs. Sie arbeitete für eine linke Wiener-Zeitung, und redete von ihrer Mutter als „Muttertier“. Einmal fragte sie mich, ob es in der Schweiz auch soviel Antisemitius gäbe, wie in Wien.

Ich hatte keine Ahnung, von was sie sprach. Antisemitismus? Ich wusste darauf nichts zu antworten, denn mir fehlte jede Definition davon. Während des Sechstagekriegs 1967, verkauften wir, von der Schule initiert, Jaffa Orangen; und Moshe Dayan mit seiner Augenklappe war sowas wie ein Popstar. Außerdem hatte Israel die „zweitbeste Armee“. Nach der unseren – der ungeprüften – natürlich.

Einer meiner Freunde in der Schule, und mein Sitznachbar, war Jude. Nicht, dass ich, oder die anderen das gewusst hätten. Aber er verließ mit mir, dem Katholiken, den Schulraum, wenn die anderen Religion hatten. Es war eine durch und durch protestantische Gegend. Er war halt irgendwas anderes als protestantisch, und auch nicht katholisch. Wen interessierte das?

Später dann, als ich mit Kommunisten Umgang hatte, hörte ich oft: Israel, der zionistische Büttel des US-Imperialisten. Und natürlich waren alle Palästina-Fans.

In meiner kleinbürgerlichen Verwandschaft hörte man auch hin wieder: «So ein fettes Jüdli“, und man meinte damit, dass man in die Schweiz geflüchtete Juden „abgezogen“ hatte. Oder zumindest daran gedacht hatte, es zu tun.

Mein Vater redete oft über Juden. Seinen Ex-Chef, zum Beispiel, den er der Geldgier bezichtigte. Wie alle anderen Juden auch. Oder er brauchte bestimmte, aus der Armee mit in den Alltag eingeschleppte Ausdrücke, wie „gestampfte Juden“, für eingelegte Sardinen.
Außerdem, befand er, dass sie stanken. Wie Schwarze.

All das kriegte ich mit, aber ich konnte es nicht einordnen. Es gab kein Wort dafür. In der Schweiz gab es dieses Wort „Antisemitismus“ schlicht nicht. Nie habe ich es gehört. Und somit existierte es auch nicht. Gelesen habe ich es in Büchern, aber die Wienerin in Griechenland war die erste, die es für mich aussprach.

Inzwischen lebe ich ja schon Dekaden selber in Wien, und weiß genau, was gemeint ist.
Und ich weiß auch, dass wenn der Anisemitismus und der Hass auf Juden hochkocht, nicht nur sie in Gefahr sind, sondern auch Demokratie und unsere Art zu leben. Unsere fuckin Freiheit.

Denkt daran. Vergesst es nicht.

Journidioten und Journottel

Es gibt immer noch Journidioten und Journottel die von den “Kämpfern der Hamas“ schwafeln, anstatt sie als das zu bezeichnen was sie sind: mordgeile Terroristen, die alle Juden killen wollen.

Leon de Winter (NZZ, 11.10.): „(…) Was die Hamas-Terroristen von den Einsatzgruppen unterscheidet, ist die öffentliche Feier der Massaker im Gazastreifen. Die Nazis bemühten sich, ihr teuflisches Werk zu verbergen, weil selbst unter ihnen irgendwo die Einsicht umherirrte, dass das, was sie taten, ein Verbrechen gegen die tiefste ethische Ordnung im Kosmos war. Aber die palästinensischen Terroristen feiern Vergewaltigungen, feiern die Demütigung von lebenden und toten Juden, feiern die Angst im Gesicht der Geisel. Und weltweit werden sie von Menschen mit der gleichen psychopathischen Veranlagung bewundert (..) Eine weitere Tatsache (Nummer zwei), die viele Medien nicht mögen und deshalb verschwiegen, ist die schiere Bosheit, von der die Hamas angetrieben wird. Die Hamas will nicht nur die Juden Israels töten, sondern alle Juden auf der Welt. Davon sprechen die Hamas-Terroristen schon so lange, wie es die Hamas gibt (…) Ein Grossteil der Medien verbreitet die Lüge, dass Israeli und Hamas-Terroristen gleichwertig seien. Es gibt keine Gleichwertigkeit zwischen Licht und Dunkelheit. Die Hamas kann keinen Frieden schliessen, weil der Krieg ihr Wesen ausmacht. Es gibt nur eine Lösung: Der Stärkere gewinnt.“

Nun zu etwas ganz anderem


Auf der Drehbuch-Akademie (ein bisschen Euphemismus darf sein) sollten wir zu „pitchen“ lernen, also den Inhalt einer Idee in einem Satz widergeben. Oder zwei. Als Beispiel wurde uns der Pitch von „Star Wars“ genannt: „Jaws in Space“.
Reiner Schwachsinn natürlich, aber genialer Schwachsinn, im Stil von BILD: „Wir sind Papst!“
Warum sollten wir pitchen lernen? Weil, wie uns gesagt wurde, „niemand lesen will.“
Schon gar nicht die «Green light guys“, jene Proponenten, die das okay für ein Projekt hauchen konnten. Und alle anderen, die selbst „Green light guys“ sein wollten, wollten sowieso nicht lesen.

Okay. Und was ist jetzt der Pitch von diesem Text? „Mach’s kurz“.
Es gibt Bücher, deren sind wenige, wo man mit bangem Blick, die verbleibenden Seiten checkt. Sie schwinden, und man will nicht, dass sie das tun; man will, dass diese Seiten immer weiterwachsen, sich vermehren. Kurz: Es ist ein Hammer-Buch. Und kein Kompliment für einen Autor ist erfüllender, als eben jener Wunsch, die letzte Seite möge nie kommen.

Liebe Schreibende: Keep it short and simple. Und ich bin euer Fan.
Warum? Die meisten von uns, mich eingeschlossen, sind einfach nicht gut genug.

Am besten immer das Verhältnis im Blick haben. Inhalt und Form:
Nun gut: Eine Binse. Wo gilt das nicht?

Ein ewig lang erzählter Witz braucht eine Hammerpointe, und wird doch meist von einem extra kurzen KO geschlagen.
„Bück dich Fee! – Wunsch ist Wunsch!»

Doch, es muss gesagt sein

denn so schaut’s aus, in der wirklichen Wirklichkeit!

Leon de Winter wird in der NZZ übel angesichts der Versuche «ausgewogen» zu berichten, indem man die Hamas nicht Mörder und Terroristen nennt, sondern «Kämpfer» und den Gazastreifen ein «Gefängnis»: Gaza ist «seit 2005 ein unabhängiger Stadtstaat ohne Juden oder israelische Soldaten. Die Entscheidung, Gaza zu einer terroristischen Festung zu machen, ist die Entscheidung von Islamisten, die es nicht nötig haben, ein nahöstliches Singapur zu errichten, wo doch Gaza ideal zwischen Israel und Ägypten liegt und schöne Strände oder bunte Märkte hat. Das tyrannische Gefängnis Gaza wurde von der Hamas und nicht von Israel errichtet. Die Hamas hat den Gazastreifen seit 2005, nach dem vollständigen Rückzug Israels, zu einem Stützpunkt des Terrors ausgebaut. Es glaube niemand die Lüge, Gaza sei ein Gefängnis für jeden Palästinenser. Wer die richtigen Verbindungen hat, geht über Ägypten in den Urlaub und bereist die Welt. Die reiche und korrupte Oberschicht lebt dort in riesigen Villen, besucht luxuriöse Einkaufszentren und genießt die Strandrestaurants. Schauen Sie sich die Tweets von @imshin an, der den extremen Reichtum in Gaza in seinen Videos aufdeckt.»

Fuckin NIMBYs

Vor einiger Zeit, am 5. Feb. 2022, veröffentlichte ich hier das „Gedicht“
Fuckin’ Westspießer

Es ging um die Mitmenschheit, die alles haben und genießen will, und nicht checkt, dass dies einen Preis hat.
Heute habe ich erfahren, wie dieses People heißt: Es sind sogenannte NIMBYs.
(Not in my Backyard)
Das ist es. Sie sind dafür, dass nachhaltig Energie produziert wird, aber keine Trassen in ihrer Gegend, keine Windräder, kein Atommülllager. Nichts. Bei anderen schon. Wer sind die anderen? Nicht sie, auf jeden Fall. Die anderen eben.

Und diese Spießer sind eine kleine, mächtige Gruppe.
Ich sag’s ja schon lang: Heute kannst nix mehr machen.
Nur eines geht immer und hört nicht mehr auf: Krieg.

Na gut, ist man versucht zu sagen, dann halt das.

Nobelpreis für mich!

Heute Morgen ging mein Telefon. Nummer unterdrückt, aber entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, hob ich ab.

Es meldete sich eine etwas undeutliche männliche Stimme, und sagte etwas von „Nobelpreis“.
Ich sagte: „Nobelpreis? Für mich?“
Die Stimme sagte: „Ja. Für Sie.“
Ich wusste nichts darauf sagen. Ich war etwas überrascht. Nobelpreis für mich? Natürlich der für Literatur. Was sonst. Der wird ja heute verliehen.

Nun ja, so überraschend auch wieder nicht. Hatte ihn ja längst verdient, diesen fett dotierten Preis, und diesmal würd’s auch einen treffen, der die Penunze wirklich auch nötig hat. Nach mehr als einem halben Jahrhundert Armut und Schmach, endlich die verdiente Anerkennung. Cool!

Ich überlegte mir schon mal, wie ich die Annahme anlegen wollte. Die Dylan-Art: gar nicht hingehen und ein Briefchen schreiben? Die Jelinek-Video-Ansage? Die Sartre-Ablehnung zog ich nicht in Betracht. Ich bin gerade etwas klamm.

Aber ich begann schon an meiner Rede zu schreiben. Es sollte ein schönes Stück Prosa werden. Und während ich daran schrieb, fragte ich mich, wann wohl der Raps auf meinem Konto einlangen würde? Und was ich alles mit der knappen Million machen würde. Das war bald klar: Ich würde mich ins Paradies zurückziehen. Und Paradies heißt: Kein Lärm, keine Hitze, keine Mitmenschen.
Schätze, ich würde so eine Art Farmer werden. Oder gar ein Rancher. So hätt ich neben dem Schreiben immer was Handfestes zu tun, was mich in Schuss und gesund erhalten würde.

Nun war ich soweit, mich den Träumen hinzugeben. Aber dann ging die Türklingel. „What the hack“, dachte ich, «bringen die mir den Scheck gleich persönlich vorbei? Coolio!“

Vor der Tür stand der Bote vom Bio-Betrieb, der mich hin und wieder mit Gemüse und Bio-Fleisch belieferte. Er überreichte mir ein kleines Paket.

Er sagte: „Ich habe Sie vorhin angerufen. – Hier ist Ihr bestelltes Hobelfleisch. Die Rechnung liegt bei.»





Let it be

Manchmal frage ich mich, warum die Deutschen unbedingt auch Serien und Filme machen wollen. Es machen doch viele Länder auch keine Autos.

Gestern lief gerade das vielbeworbene und viel gerühmte „Berlin Babylon“. Nun ja. Lustig war’s auf jeden Fall. Komisch gar. Gab viel zu lachen. Ich bezweifle allerdings, dass die Lacher gewollt waren.

Man wird den Verdacht nicht los, dass es in Deutschland (und vermutlich auch hier und CH) nur noch Reichen, den höheren Töchtern und Söhnen, vergönnt ist, die diversen Schauspielschulen zu besuchen, denn die Gesichter dieser Schauspielerinnen (Schauspieler mitgemeint) strahlen nur eine Erfahrung aus: Schule. Und die lässt sich auch mit einem Kilo Lehm und einem Kübel Asche nicht wegretuschieren.

Das ist der Maske natürlich bewusst, und sie ziegelt die Gesichtchen mithilfe von Schminke auf Not, Angst und schlechten Geschmack. Zumindest versucht sie es.

Als dann der östereichische Schauspieler Karl Markovics mit aufgepinselten roten Bäckchen auftauchte, die vielleicht eine Lebererkrankung oder ungesunden Alkoholkonsum verheißen sollten, da gab es, zusammen mit den Schulgesichtchen und den dicken Perrücken keinen Zweifel mehr: Hier haben sich ein paar Leute verkleidet, um in der Schulaula ein Stück von Mutzelmann dem Unfrohen zu geben.
Köstlich, geradzu.

Und natürlich: Das alles ist ernst gemeint. Wie „Der Untergang“ von Eichinger, mit Bruno Ganz als Schicklgruber, ein köstlicher Film, da vero, kann ich nur empfehlen, falls jemand mal was zu lachen braucht.
Aber natürlich todernst gemeint.

Für’sTheater geht das alles, da sieht man nicht gleich auf den Karton herunter. Aber Film?
Germans, let it be.
Griechenland baut schließlich auch keine Autos …