Nobelpreis für mich!

Heute Morgen ging mein Telefon. Nummer unterdrückt, aber entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, hob ich ab.

Es meldete sich eine etwas undeutliche männliche Stimme, und sagte etwas von „Nobelpreis“.
Ich sagte: „Nobelpreis? Für mich?“
Die Stimme sagte: „Ja. Für Sie.“
Ich wusste nichts darauf sagen. Ich war etwas überrascht. Nobelpreis für mich? Natürlich der für Literatur. Was sonst. Der wird ja heute verliehen.

Nun ja, so überraschend auch wieder nicht. Hatte ihn ja längst verdient, diesen fett dotierten Preis, und diesmal würd’s auch einen treffen, der die Penunze wirklich auch nötig hat. Nach mehr als einem halben Jahrhundert Armut und Schmach, endlich die verdiente Anerkennung. Cool!

Ich überlegte mir schon mal, wie ich die Annahme anlegen wollte. Die Dylan-Art: gar nicht hingehen und ein Briefchen schreiben? Die Jelinek-Video-Ansage? Die Sartre-Ablehnung zog ich nicht in Betracht. Ich bin gerade etwas klamm.

Aber ich begann schon an meiner Rede zu schreiben. Es sollte ein schönes Stück Prosa werden. Und während ich daran schrieb, fragte ich mich, wann wohl der Raps auf meinem Konto einlangen würde? Und was ich alles mit der knappen Million machen würde. Das war bald klar: Ich würde mich ins Paradies zurückziehen. Und Paradies heißt: Kein Lärm, keine Hitze, keine Mitmenschen.
Schätze, ich würde so eine Art Farmer werden. Oder gar ein Rancher. So hätt ich neben dem Schreiben immer was Handfestes zu tun, was mich in Schuss und gesund erhalten würde.

Nun war ich soweit, mich den Träumen hinzugeben. Aber dann ging die Türklingel. „What the hack“, dachte ich, «bringen die mir den Scheck gleich persönlich vorbei? Coolio!“

Vor der Tür stand der Bote vom Bio-Betrieb, der mich hin und wieder mit Gemüse und Bio-Fleisch belieferte. Er überreichte mir ein kleines Paket.

Er sagte: „Ich habe Sie vorhin angerufen. – Hier ist Ihr bestelltes Hobelfleisch. Die Rechnung liegt bei.»