Ich war beinahe Alkoholikerin

sagte Adele, und schiebt nach, dass sie bereits vor dem Mittagessen 2 Flaschen Wein gegurgelt hatte. Damals, in Corona-Zeiten.
Nun ja. Da war erst Mittag. Und ich nehme mal an, dass nach dem Essen nicht Schluss war. Vermutlich gings da erst richtig los.
Und dieses behavior firmiert dann unter „beinahe Alkoholikerin“.
Gefällt mir, diese britische Großzügigkeit in Sachen Löten.
Schätze mal, als Alkoholiker wird jemand bezeichnet der pro Tag 5-6 Flaschen Wein, 20 Pints und zwei, drei Flaschen Whisky reintut. Leicht-Alkoholiker.

Die WHO sollte sich mal ein bisschen umorientieren, finde ich.

Schreibsucht

Zugegeben, es gibt zur Zeit wichtigeres, als die müssigen Gedanken eines Autors, aber andererseits gibt es die eben auch, und wichtigeres gibt es immer.

Ein Kollege hat unter dem Pseudonym Peter Petermann auf dem „Schoepf-Blog“ einen interessanten Text publiziert, der, wie er ankündigte, zu einem Roman auswachsen solle.

Es geht um die Gründung einer Selbsthilfegruppe für erfolglose Schriftsteller, die trotz Erfolglosigkeit nicht vom Schreiben lassen können. Schriftsteller, die schreibsüchtig sind. Oder wie es Klaus Bittermann mal formulierte: „Autoren, die die Tinte nicht halten können“.

Und wie es der Zufall will: Taucht dieser Gedanke auch bei mir immer öfter auf. Bin ich schreibsüchtig? Nach all den anderen Süchten, die ich hinter mir gelassen habe, jetzt die Schreibsucht?

Der von mir sehr verehrte Raymond Chandler hat mal gemeint, dass er seinen Amateur-Status als Autor beibehalten wolle, um jederzeit mit dem Schreiben aufhören zu können. Das gab mir zu denken. Und ich hielt es mit einem Mal nicht mehr für ein großes Kompliment, wenn es hieß: „Dieser Autor MUSS schreiben!“

Andererseits hat es sich ergeben, dass die geschriebenen Bücher – die ich trotz des Marktes, der etwas zurückhaltend auf sie reagiert –, mir doch in der Jugend des Alters, ein nettes Einkommen bescheren. Nett, in meinen Maßstäben gemessen. Und jedes Buch mehr, erhöht dieses äußerst bescheidene Einkommen um ein paar Euro. Man kann also nicht sagen, dass ich arm bin. Ich bin nur immer wieder mal mächtig pleite. So wie gerade jetzt.

Aber ich schweife ab. Was ist mit der Schreibsucht? Ich weiß es nicht. Ich bin unentschieden. Tatsache ist, dass, wenn ich eine Weile nichts geschrieben habe, ich einen Grant auf die Welt aufziehe (was ich ab und an auch sonst tue). Ist dies bereits ein Zeichen? Entzugserscheinungen?

Ich kenne diverse Entzugserscheinungen, von diversen süchtig machenden Substanzen. Sie waren alle heftig, bis hin zur Brutalität. Und ich möchte keine nochmals erleben müssen. Im Vergleich dazu ist mein Lange-nichts-geschrieben-Grant (wenn er denn auftritt), wie ein leichter Schnupfen zu einem Beinbruch.

Trotzdem. Da ich behaupte, zur Zeit, von grad nix süchtig zu sein, gefällt mir das Schreibdings nicht so recht.

Was wäre die Alternative?
Das ist die Frage, die, wie ich hoffe, Peter Petermann entweder im „Schoepf-Blog“ oder in seinem Roman beantworten wird.

Genialer Trick, übrigens: Seiner Schreibsucht zu frönen, indem man über sie schreibt …