500 Messen

Heute, am Tag des achzigsten Geburtsttags von Charles Plymell, war ich in der heiligen Messe. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, ist Zufall.
Während der Pfarrer in seiner Predigt dicke Unterstellungen an die Gemeinde verteilte – von wegen Kinder blieben lieber bei ihrer Mutter, als die Kindergruppe zu besuchen, und, lieber bei Mammi, als in der Schule, zwei beinharte, ideologische Aussagen, die ich bei meinen Kindern nicht beobachten konnte -,  dachte ich darüber nach, wieviele heilige Messen ich in meinem Leben schon erlebt habe. Es dürften um die 500 sein.

Gemessen an der Zahl, die meine Mutter vorzuweisen hat, ein Klacks. Aber ich habe mit 15 aufgehört in die Messe zu gehen, aber  jetzt sieht man mich hin und wieder in einer Kirchenbank: Zur Erstkommunion von Verwandten, bei Beerdigungen – selten bei Hochzeiten.

Ich habe noch immer dasselbe Gefühl wie in der Kindheit. Eine Mischung aus Ärger, Langeweile und Fassungslosigkeit. Als Kind habe ich noch zusätzlich gelitten, da ich Wollhosen tragen musste, was mich auch im Hochsommer zwang, lange Unterhosen zu tragen, weil mich der raue Stoff auf meiner empfindlichen Haut beinahe verrückt gemacht hatte, und niemand, aber schon gar niemand, Verständnis für mein Problem hatte.

Was mich immer wieder erstaunt (naja) ist die Redundanz der Messen. Kennt man eine, kennt man alle. Ich werde nie verstehen, warum die Kath. Kirche die lateinischen Messen abgeschafft hat. Es gibt keinen – zumindest für mich – einzigen guten Grund dafür. Wenn schon immer der gleiche Sermon, dann wenigstens in einer wohlklingenden Sprache, die ich während der Messe lernen kann. Alles was ich an Latein und Griechisch aufgeschnappt habe, hat seine Wurzeln hier. Kyrie eleison. Dominus vobiscum. Und all sowas.

Ich schätze, dieses Gefühl des Ärgers, der Langweile, der Fassungslosigkeit – die ich auch bei Theaterbesuchen empfinde – wird nie wieder weggehen, die wird halten bis an mein Lebensende, wenn ich dann, wie Arthur Rimbaud auf dem Totenbett, den Priester rufen lasse.

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