«Anares»- Das anarchische Bücherversanddingsbumsseicherl

Einer der vielen linken Autoren des Songdog Verlags, wies den Verleger mal sanft aber bestimmt darauf hin, dass er sich doch darum bemühen sollte in dieses tolle «Anares»- Versand-Dingsbums aufgenommen zu werden. Hätte er super gefunden, der Autor. Aber der Pimperl-Verleger wollte nicht. Er war irgendwie  bockig. Er hielt sich nicht für links. Er wusste seit geraumer Zeit nicht mehr so richtig, was «links» eigentlich sein sollte. Seit er Verleger war, hielt er sich eher für ein nützliches Mitglied der Realwirtschaft. Er ermöglichte Autoren zu publizieren, zahlte Druckereien Druckkosten, Autoren ihre Tantiemen, schob der Ösi-Post die Knete bündelweise in den fetten, weichen Hintern, zahlte Gebühren für die Domain, für ISBN-Nummern, für Einträge ins VLB und manchmal sogar für das Führen der Homepage. Er war also kein Anarcho mehr, sondern so was wie ein Kapitalist. Oder so.
Da begab es sich, dass der Chef des «Anares»- Versand-Dingsbums, ein Herr Grüneklee, bei Songdog «dringend und eilig», zwei Bücher bestellte. Das war dem Verleger wie immer Befehl, und er schickte die Bücher gleich los. Auf der Homepage des Anares-Versand-Dingsbums las er:

«Gut, wir bestellen jedes lieferbare Buch. Doch hier haben wir eine nicht zuletzt eine Auswahl jener Medien zusammengestellt, die uns besonders am Herzen liegen. Doch nicht nur unser Sortiment ist besonders: Mit der Anares Kultur- und Mediengenossenschaft möchten wir ein besonderes Projekt realisieren, eine Genossenschaft an der Schnittstelle von solidarischer Ökonomie, emanzipatorischer Infrastruktur («Forum für Gesellschaftskritik») und ökologischem Profil.»

Das klang doch weit mehr als vertrauenserweckend. «Solidarische Ökonomie!» Hey, Leute! Keine Ahnung, was das sein soll, aber es klang einfach hervorragend. «Emanzipatorische Infrastruktur!» Mannomann. Und da war unser Pimperl- Verleger nicht dabei? Hergottsack! Er war drauf und dran, zu bereuen.
Als die Rechnung für die 2 Bücher nach 40 Tagen noch nicht bezahlt war, schrieb er eine Mail an den Herrn Grüneklee, und fragte mal nach. Keine Antwort. Kein Geld. Nach zwei Monaten noch mal ne Anfrage. Nichts. Keine Antwort, kein Geld.
Das war so ungefähr vor einem Jahr. Es folgte noch ein eingeschriebener Brief. Nichts.
Da ging dem Verleger auf, wie klug die Strategie des Anarchos Grüneklee war, um endlich der Gerechtigkeit zum Sieg, und dem Kapitalismus den Strick um den Hals zu legen: Man zahlte einfach die Rechnungen nicht. Da hört sich der Spass von selber auf. Autoren, Drucker, Börsenverein, Server, alle, sogar die Post. Senza frutti, Durrutti. Aus. Schluss mit lustig. Und wenn der Grüneklee so Pimperl-Verlage um Pimperlbeträge prellte, so konnte der gewiefte Anarcho auch sicher sein, vom Staat weitgehend davor beschützt zu werden, dass der Pimperl das Betreibungsamt bemühte. Oder so. Lohnte sich nicht.
Der Verleger war einerseits von der Linke des Anarchoseicherls beeindruckt, andererseits war er halt doch ein Scheiß-Kapitalist. Jedenfalls nahm er sich vor, sollte er dem Grüneklee eines Tages leibhaftig begegnen (und das war durchaus nicht unwahrscheinlich), dann würde er ihm auf eine handfeste Art demonstrieren, was Spießer wie er, unter Anarchie auch noch verstehen …