Dem Zweifel verpflichtet

„Das Land braucht Menschen, die an sich glauben!“, las ich heute auf einem wandgroßen Werbeplakat einer heimischen Bank.

Stimmt das denn?, fragte ich mich gehend wie ein gehender Philosoph.

An sich glauben? Schon John Lennon wollte nur an sich glauben, nicht an Jesus oder Bob Dylan. Aber was hat ihm das eingebracht? Ein paar Kugeln in den Rücken.
An was glauben denn die geneigten Gläubigen, wenn sie an sich glauben?

Ich, zum Beispiel, glaube nicht an mich. Ich weiß höchstens um ein paar erworbene und erprobte Fähigkeiten meinerselbst. Und an die muss ich nicht glauben, weil ich um sie weiß.

Aber an mich glauben? Wie an Gott? Ein höheres Wesen? Einen Weltgeist? Gar an Putin, Orban, Xi Jiping, wie es Faschisten tun?

Wie findet dieser Glaube an mich zu seinem Ausdruck? Gäbe es eine Art Tempel meinerselbst, einen Altar, auf dem Schnaps und Zigaretten als Opfer dargebracht werden? Damit ich mir wohlgesonnen bleibe. Oder wie, oder was?

Ich bin Schriftsteller, und nicht dem Glauben, sondern dem Zweifel verplichtet.

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