Es war schön

Gestern war es schön. Das TV-Gucken. Im ORF. «Im Zentrum», der Polittalk. Die Blockredaktion hatte den Auftrag, sich die Sendung anzusehen. Am Anfang zappte die Frau Redakteurin dauernd nach ARD und ZDF, weil niemand glauben konnte, dass diese klugen, ruhigen und überhaupt nicht emotional rumbrüllenden Menschen Österreicher waren. Kein Politiker der sagte:»Das ist die falsche Frage», «Es kann nicht sein», dem sehen wir gelassen entgegen»,»Wir sind ein Opfer der linkslinken Medien» usw., sondern Menschen, die argumentierten, analysierten, Schlüsse zogen und Prognosen wagten; man hatte direkt den Eindruck, in einem ziviliserten Land zu leben, wo man einander ausreden ließ, nachdachte, abwog oder abwägte oder abwiegte, wie auch immer, es war einfach unglaublich.

Einige von uns weinten. Es war, als wären wir zwanzig Jahre durch die Hölle gegangen und endlich zu Hause, bei den Lieben, angekommen. Ein Hammer, Leute!

Und diese Menschen im TV machten lauter kluge Vorschläge wie man dies und jenes verbessern könnte, was dringend zu ändern wäre, und wie leicht es gehen würde. Es war, als mache alles plötzlich Sinn.

Aber die Menschen waren auch so klug zu wissen, dass es niemals geschehen würde. Der Ösi könnte wohl, aber er kann nicht. Das war die Konklusio, die uns von diesen gescheiten Menschen präsentiert wurde. Sie waren alle ein bisschen traurig. Die eine Frau lächelte resigniert und verlegen, und wir von der Blockredaktion schenkten Wein nach und wurden ebenfalls traurig. Und wir wussten wieder: Es wird einfach so weitergehen wie bisher, mit der Niedertracht, der Idiotie, dem Klientelismus und der Korruption. Es würde zumindest einen Krieg brauchen, um hierzulande etwas zu ändern.

Aber es war trotzdem schön. Nächsten Sonntag werden dann die Politiker wieder dran sein, und dann wird die Blockredaktion bereits tief und fest schlafen.

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