Das hohe Gut

„Das Demonstrationsrecht“, verkündete der Bauernverbandspräsi, „ist ein hohes Gut der Demokratie. Und wir nutzen es.“
Und wie es genutzt wird! Land lahmgelegt. Zusammen mit den Lokführern, die gerade sehr zufällig, zur selben Zeit auch wieder in Streik treten, wobei das den Bahnreisenden vermutlich nicht mal auffällt. Business as usual, bei der Deutschen Bahn.
Züge fahren gefühlt nur nocnach dem Zufallsprinzip.

Bei mir poppt die Frage auf, ob die Bauern es immer noch für ein hohes Gut hielten, wenn wir Demonstranten die Zufahrtswege zu ihren Mastbetrieben blockieren würden, und uns vor den Toren der Schlachthöfe versammeln würden, damit kein Schwein mehr durch kommt. Oder wär dann sogleich die Einsatztruppe der Cops zur Stelle?

Diese Streiks der Bahn, und die Lahmlegungsdemos der Bauern haben etwas faschistoides an sich. Das Recht des Stärkeren.
Erzieherinnen, Lehrer, Ärzte, Köche und alle anderen überlasteten und zum Teil mies bezahlten Workers, haben keine Trecker, keine Loks, keine Lastwagen um die Regierung erpresserisch unter Druck zu setzen.

Ist dies mit dem „hohen Gut“ gemeint? Das Recht des Stärkeren.

Das Sprüchemuseum (158)

„Es kursieren Aufrufe zu Umsturzphantasien“

Robert Habeck, Vizekanzler, die Grünen

Wir sagen: Das ist ja schrecklich. Jetzt werden Bauern schon zum Phantasieren aufgerufen. Gebt den Armen wenigstens ein bisschen Gras, damit den Klötzen das Phantasieren leichter fällt, als das Jammern.

Paralyse

Werden wir noch erleben, wie die Klimakleber und die Bauern gemeinsam den Verkehr lahmlegen?
Erstere kämpfen gegen den Verbrenner, zweitere für mehr Subventionen für selbigen.
Gäbe es ein genaueres Bild, um den Irrsinn dieser Zeit zu veranschaulichen?
Nichts geht mehr. Totale Paralyse. Wahnsinn.

Das Sprüchemuseum (157)

„Das ist der berühmte Funke, der das Fass zum Überlaufen bringt.“

Radio RBB

Wir sagen: So wird es sein. Falls es nicht der berühmte Tropfen ist, der das Pulverfass zur Explosion bringt.

Ich gehe

jetzt nicht soweit, allen Blocklesern ein „happy new year“ zuzurufen, dazu fehlen mir die Cojones und das letzte Quentchen Optimismus. Es muss nicht happy sein, das neue Jahr, ich finde, es reicht schon, wenn es nicht so schlimm kommt wie man irgendwie ahnt, dass es kommen könnte.
Aber wir wissen nicht wie es kommt.

Egal. Kein Grund zur Sorge. Oder nicht mehr als zuvor, im alten Jahr. Als Epikuräer weiß ich – und wenn ich mal vergesse zu wissen, dann fällt es mir schnell wieder ein –, dass Glück lediglich die Abwesenheit von Schmerz ist.

In diesem Sinn, dann doch ein „glückliches neues Jahr!»

Sind Künstler dumm oder einfach nur reich?

Der Filmemacher und Autor Peter Liechti, einer der Großen unter den Schweizer Filmern, war, wie ich, aus einer Kleinbürger-Familie hervorgegangen. Kein Erbe in Petto, keine finanzielle Unterstützungvon Haus aus, alles selber machend; und so erklärte er mir einmal, dass es kaum noch solche wie ihn in der ganzen Branche gebe. Das war vor Dekaden.

Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, aber es erschien mir folgerichtig: Wer kann es sich leisten Künstler zu sein, eine Künstlerkarriere anzustreben? Auf Kunstschulen, auf Filmakademien rumzutun, eine Art Bohemien-Leben zu führen, zu saufen, zu koksen und nebenbei ein bisschen Kunst zu machen?

Und beinahe naturgemäß ist man dann auch, nur schon aus einem latent schlechten Gewissen über den ererbten Vorteil, für den „globalen Süden“, für Wokeness; und im Zuge dessen für einen vermeintlichen Freiheitskampf des „palästinensichen Volkes“ gegen den Besatzer, Unterdrücker und dem „Völkermörder» Israel.

Das alles wird noch befeuert durch Dummheit, Niedertracht und der alterwürdigen antisemitischen Einstellung von zuhause.

So stellt sich mir die Frage: Sind Künstler dumm und/oder nur reich?
Ich vermute, dass für viele beides zutrifft.

Und wenn ich auf dem Weg in mein Stammcafé an den Galerien vorbeigehe und durch die großen, geputzten Fenster auf die Exponate junger Künstler blicke, bin ich nicht enttäuscht. Nur ein wenig gelangweilter als zuvor, bis ich, an der Kreuzung angekommen, alles wieder vergessen habe, und bei Rot über die Straße gehe.
Ein gewisses Risiko muss sein.
Auch für die Kunst.

Henks Weihnachtsgedicht (alle Jahre wieder)

Weihnachtsgedichte verfasste der Poet
trank dazu eine Bouteille Moet
den Chandon ließ er weise stehen
es sollt ihm nicht wie letztes Jahr ergehen.

Als er mit Tippen fertig war
begab er sich zur Krippenbar
den Stapel Gedichte unterm Arm
Ochs und Esel hielten alle warm.

„He, Hirt, schenk mir mal einen ein
aber nicht von jenem billgen roten Wein,
nimm den trocknen, teuren, guten
sonst lass ich deine Nase bluten!“

Josef kam nun geschwind heran
ahnte Ärger mit dem Dichtersmann
„Gemach! du oller Zeilenschinder
hier im Raum sind auch noch Kinder.“

„Fein, dass ich dich hier noch sehe
hab Gedichte über Christkinds „Wohl und Wehe“
und hoffe sehr, du hast auch was für mich
denn umsonst da dicht ich nich.“

„Was heißt denn hier umsonst, du Löl
bist doch breit und längst im Öl
so eine Magnum Flasche Moet Chandon
ist als Gage wohl genug – pardon!“

So stritten Josef und der Mann der Worte
zuerst piano, adaggio und dann forte
in der Krippenbar gings richtig zu
selbst der Ochs wollt nun ne Kuh.

Der Streit schwoll an, s’war nicht mehr klass
Maria fand’s öd und ziemlich krass
sie wusste aus Erfahrung vergangner Zeiten
die Krippenbar ist ein beliebter Ort zum Streiten.

Als der Zoff zu einem Ende fand
und Maria Josefs Kopf verband
dachte blutend unser arm Poet
der Chandon war’s diesmal nicht
wohl eher der Moet.

Wolfgang Pohrt zum 5. Todestag

«Für Pohrt hat immer der Grundsatz gegolten, dass die Wahrheit einen zeitlichen Kern hat. Was wahr ist, ist also davon abhängig, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse sich entwickeln. Und die sind heute anders als in den 90er oder nuller Jahren. „

Das sagte der Autor und Verleger Klaus Bittermann bei einem Gespräch zum 5. Todestags des Soziologen Wolfgang Pohrt.
Für Interessierte hier der Link:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1178553.wolfgang-pohrt-immer-wieder-diese-unruhe.html

Ich stimme dem zu.
Wenn in den Neunzigern noch Faschisten, Neonazis und anderes rechtes Gesindel Ausländer, Migranten angegriffen, verletzt und getötet, und damit zu Recht Schockwellen ausgelöst haben (z.B. Hoyerswerda), so kann man heute nicht umhin, eine andere Beobachtung zu machen. Heute sind es Mob-Migranten, die uns ihren Willen aufzwingen wollen. Und der aufpoppende Antisemitismus bei der Linken, der Hand in Hand mit der Hamas marschiert.

Wir schaffen das!
Nein, tun wir so nicht. Das ist der zeitliche Kern der Wahrheit …

Hoffnungsträger

Gegen Ende 1980er Jahre begann ich – nach einigen Monaten brutalsten Partyleben mit entsprechendem Abfuckpotential – mich wieder in Form zu bringen. Bedeutete, dass ich frühmorgens ein paar hundert Stufen von der Stadt St. Gallen zu den „drei Weihern“ hochlief-ging-schlich-kroch um alsbald ein paar Bahnen im „Manneweiher“ zu ziehen.

Es war kurz nach sieben und noch kein Publikum in den Wiesen. Außer ein paar alten Typen, die in Badehosen im Gras lagerten, wie ein Rudel Löwen. Manchmal stand einer auf, kletterte auf das 3-Meterbrett und zeigte uns einen absolut formvollendeten Kopfsprung. Perfekte Köperspannung. Und die Typen waren alle so um die siebzig. Und ich hatte gerade mal die dreißig hinter mir.

Sie hatten klasse, die Kerle, und wenn das Publikum zu nahen drohte, packten sie ihre Handtücher ein und verschwanden. Wie ich auch.
Ich war ihr Fan. Sie waren der Beweis dafür, dass man auch im Alter nicht kleinbeigeben musste, weder physisch noch mental. Ich erkor sie zu meinen Vorbildern.

Heute bin ich in etwa so alt, wie sie damals. Und ich weiß, das auch ich nun zu einem Hoffnungsträger für einige meiner Gym-Kollegen avanciert bin. Sie können alle sehen, was ein alter Körper noch zu leisten im Stande ist. Und sie sehen auch, dass es kaum einen jungen Körper gibt, der gleiches abrufen kann. Als würde man mit fortschreitendem Alter immer stärker werden. Was natürlich nicht so richtig stimmt. Aber ganz falsch scheint es auch nicht zu sein. Jedenfalls gibt es Hoffnung.

Und dass ich nun auch einer jener alten Kerle bin, die ich vor 35 Jahren bei den Weihern beobachtet und bewundert habe, und dass ich die Fackel weitergeben kann, macht mich doch ein wenig stolz. Ich finde, das darf es auch …