Radeln und Lesen

Heute las ich in einem Interview mit Kathrin Passig, dass sie nun etwas ganz cooles entdeckt hat: Lesen im Fitnessstudio!
Ja, sag, echt jetzt?
Radeln und lesen?

Ich könnte jetzt erzählen, dass ich das schon seit Jahrzehnten mache. Könnte ich. Mach ich aber nicht. Sonst sind wieder alle Ergometer mit lesenden Nichtlesern besetzt. Also: shut the fuck up!

Bin ich ein Politker?

Der dänische Comedian Anders Breinholt griff meine Idee von gestern auf, und sagte, dass man Trump Grönland im Tausch gegen Arkansas anbieten könne. Ich hatte allerdings zu Arkansas auch Texas und Kalifornien gefordert. Wie dem auch sei: Ich fragte mich, ob ich vielleicht gar ein Comedian war? Und da so viele von der Sorte in Regierungspositionen drängen, fragte ich mich auch, ob ich nicht doch ein Politiker war?

Man kann Irrsinn nicht mit Normalität begegnen, und den Wahn in ein normales Leben hereinintegrieren. Oder, wie eine der großen Zeitfragen lautet: Wie einem Irren klar machen, dass er irre ist?

Hin und wieder

frage ich mich, warum man einem abartigen, megalomanen, clownesken Soziopathen wie Trumpel, z.B. auf sein Ansinnen Dänemark Grönland abzukaufen, mit Empörung usw. reagiert?
Warum antwortet man ihm nicht freundlich, sanft und bestimmt: „Klar, Trumpel, moch ma. Aber wir schlagen einen Tausch vor: Wir hätten gerne Texas, Florida, Kalifornien und Arkansas dafür. Geht das okay?»

Die Winslow Therapie (6)

„Downey gestikuliert wie ein aufgescheuchter Schwarm Wachteln.»

Don Winslow (Jahre des Jägers)

„Was haben Sie nun schon wieder?“, fragte mein Therapeut mit verärgertem Unterton in der Stimme. Ich fand, diese Verägerung stand ihm nicht zu. Er wurde fürstlich entlohnt. Nicht wie der Schreiber für lesende Nichtleser, Winslow; aber doch annähernd. Nicht so wie ich, der rechtschaffene Autor von Romans noirs, dessen Ruf – und das ganze verdammte Genre-, von schreibenden Analphabeten wie Don ruiniert wurde. Dies sagte ich meinem Therapeuten.
Er sagte: „Es liegt vielleicht einfach an der Übersetzung?“
Ich sagte: „Das Ding wurde von Conny Lösch übersetzt.“
Er sagte: „Und?“
„Ich kenne Conny Lösch. Sie hat auch Elmore Leonard  übersetzt. Gut übersetzt.“
„Wer ist Elmore Leonard?“
„Einer ders kann. Konnte. Gegen ihn ist Winslow einfach nur ein Clown.“
Dann tat mir plötzlich mein Knie weh, und ich verabschiedete mich Winslowmäßig gestikulierend wie ein Konklave nach einem gemeinsamen Toilettengang…

Die Winslow-Therapie (5)

„Wird der Heckrotor getroffen, trudelt das Ding zu Boden wie ein Spielzeugflieger auf einer Kindergeburtstagsparty. Und trifft man den Piloten, dann Prost Mahlzeit…“

Don Winslow, Tage der Toten

„Mahlzeit“, melde ich mich bei meinem Therapeuten zurück, der ein wenig verdutzt guckt, weil er von mir niemals den Beamtengruß erwartet hat. Aber ich bin noch immer für Überraschungen gut. Sollt er sich mal merken, der Burschi.

„Und wie geht’s Ihnen heute mit der frischen Leseportion?“
„Blendend, wunderbar. Selten so gelacht.“
„Sie lachen? Kein Ärger mehr?“
„Ärger? Iwo. Es ist einfach zu köstlich. Von über 250 Rezen, geben etwa 200 fünf Sterne. Wenn das nicht zum Lachen ist?“
„Es gibt ja noch die andern, die ein-Sterner.“
„Gibt’s. Das sind meist die Wahnsinnigen…“
„Wahnisnnige?“
„Die Definition von Wahnsinn kennen Sie ja: Immer das Gleiche tun, aber andere Resultate erwarten. Die kaufen sich einen Winslow nach dem andern, auch weil sie einfach nicht glauben mögen, dass er wirklich so unterirdisch schreibt. Und dann gibt es noch die Oberwahnsinnigen…“
„Und das sind?“
„Diejenigen, die einen innern Zwang verspüren, ein einmal angefangenes Buch auch zu Ende lesen zu müssen. Lesen sie sich mal ein bisschen in die Rezen bei Amazon ein – einfach köstlich.“
„Mach ich“, sagte mein Therapeut und entließ mich mit einem: „Mahlzeit!“
„Dito“, sagte ich.

Witzfiguren

Diese Witzfiguren, die in knallige, teure Renndresses gewandet, mit ihren Elektrobikes an meinem Fenster vorbeiziehen. In ihrer Vorstellung sind sie vermutlich Sportler. Sie bezwingen gerade die Serpentinen der Alpe d’huez. Ihre dicken Reifen sind nicht richtig aufgepumpt. Sie haben keine Ahnung was ein Rad ist. Aber das ist ja das gute daran, wenn man Kohle hat: man braucht von nix eine Ahnung haben.

Darum habe ich von so vielem eine…