Futblog lV

Gut, zugegeben, gestern war Fußball (nicht Handball!) und ich genehmigte mir ein halbes Stündchen und sah zu, wie meine Lieblingsmannschaft die Old Boys aus Down-under vernaschten. Halbes Stündchen ist genug. Wie die meisten Romane, sind auch die meisten Fußballspiele zu lang, und ich trete in der Literatur wie im Fußball, vehement fürs Kürzen ein.

Ich votiere für ein Fußball-Lektorat. Man sieht sich die ersten 20 Minuten eines Spiels an und entscheidet dann über dessen Gesamtlänge. Ein intelligentes, leidenschaftliches Kicken darf ruhig 90 Minuten dauern. Für die anderen gilt, was Friedrich Dürrenmatt über die Bücher von Günther Grass verlautbaren ließ: «Grass ist mir zu wenig intelligent für solch dicken Romane.» Und für die dünnen auch, möchte man hinzufügen.

Dann sah ich noch 1 Minute einer Sendung, in der es um den kürzlich verstorbenen Theatermacher Peter Zadek ging. Ich hörte dem Schauspieler Gerd Voss zu, der über Trauer und Verlust sprach, und wie ihm Zadek abging. Dann hörte ich noch Paulus Manker reden, das Genie aus Genienreich, und es sprach wie ein Schirennfahrer, ein Ösi-Fußballer oder ein anderes Mitglied dieser großen Sportnation; es sagte: «Man kann stolz darauf sein, mit ihm gearbeitet zu haben, aber jetzt muss man nach vorne schauen.»

Zadek kann noch im Jenseits stolz sein, mit Manker gearbeitet haben zu dürfen.

Es gibt ein Buch von den Mitscherlichs. Es heißt: Die Unfähigkeit zu trauern.

Es sollte in jeder österreichischen Schule zum Pflichtstoff gehören.