Ego obstrepere, ergo sum!

(Ich lärme, also bin ich)

Unter meinem Fenster zersägt ein Bauschloch 20/20 Fichtenblaken, und lässt die Stücke in die Mulde donnern. Er hat eine Kettensäge mit 60 cm Schwert. Der Lärm in der engen Gasse ist abartig. Aber das Bauschloch ist happy. Die Säge ist stumpf, wie ich sehen kann. Meine Kettensäge wäre in einem Viertel der Zeit durch.
Aber das ist dem Bauschloch recht. Denn so kann er länger herumlärmen, und lärmen gibt ihm das gute Gefühl richtig hart zu arbeiten.

Das ist hierzulande, bei den Bauschlöchern, das Gesetz: Viel Lärm = viel Arbeit. Sie sind zu abgestumpft und zu dumm, um sich um ihr Werkzeug zu kümmern, es z.B. zu schärfen, bevor sie anfangen. Sie könnten es nicht mal. Sie wissen gerade mal, wie man das Ding startet, und den Motor mit viel Zwischengas sinnlos aufheulen lässt. Es würde niemals ihre Matschbirnen streifen, dass mit einer scharfen Kettensäge auch der Verbrauch von Sprit reduziert würde. Weniger Belastung durch Lärm und Abgase.
Andererseits hätten sie dann mehr Zeit, vor meinem Fenster sinnlos rumzubrüllen. Mit den Kollegen oder in ihre Phones zu schreien.

Das wird jetzt den ganzen Morgen so gehen. Vielleicht geht auch noch der Nachmittag dabei drauf. Möglicherweise geht’s morgen weiter. Und den Rest der Woche auch.
Seit drei Jahren ist das der Sound vor meinem Fenster, hinter dem ich sitze, und versuche zu schreiben.

Und es ist kein Ende in Sicht. Im Sommer wird noch die irre Hitze dazu kommen. Dann ist es perfekt: Hitze und Lärm, das hat das Bauschloch gern!

Man sagt mir, dass die Leute auch nur ihren Job machen.
Ja, sage ich dann: Jeder beliebige Folterknecht und Serienkiller auch!

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