Erbsünden

Ich erinnere mich nicht mehr, bei wem ich es vor vielen Jahren gelesen habe. Mag sein, dass es mit Maxim Gorki zu tun hatte, dessen Vater noch Leibeigener eines russischen Gutsherren war.

Es ging darum, dass der leibeigene Bauer, wenn er das Pech hatte dem Gutsherren zu begegnen, Prügel bezog. Und zwar für die Vermessenheit des Untermenschen den Gutsherren zu grüßen, oder im anderen Fall, wenn er sich erdreistete den Herren nicht zu grüßen.

Es war sozusagen die Erbsünde des Leibeigenen ein Leibeigener zu sein, so wie es meine Erbsünde ist, ein Weißer zu sein. Genau so, wie es eine reiche, privilegierte, unendlich geschäfsttüchtige, weiße Cunt namens Robin DiAngelo in ihrem Buch „White Fragility“ ausbreitet, mit dem sie der linken Schickeria – wie einst die katholische Kirche mit ihrer Erbsünde-Theorie – äußerst erfolgreich, Schuldgefühl einimpft.

Gestern hatte ich wieder einmal Gelegenheit mir meines Rassismus gewahr zu werden. Ich stand an der Supermarktkasse, vor mir drei Leute, in meinem Wagen etwa sieben oder acht Artikel.
Dann näherte sich von hinten links ein „People of Color“, der nur einen Butterzopf in der Hand hielt.
Ich bedeutete ihm vorzugehen. Er nahm dankend an.
Man muss vielleicht wissen, dass ich zu Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Ritterlichkeit erzogen wurde, und ich all das noch nicht ganz überwunden habe, ja, dass es im Alter so gar noch mehr an die Oberfläche drängt. Und ich mache solche Dinge öfter, anderen den Vortritt überlassen. Ja, und sogar manchmal – auf dem Schutzweg – Autos durchwinke. Sorry, for that!

Natürlich wurde ich in dem Fall meines Rassismus sofort bewusst. Denn der Schwarze musste annehmen, dass ich ihm nur den Vortritt gewähre, weil ich damit meinen angeborenen Rassismus kaschieren will. Hätte ich ihn einfach hinten anstehen lassen, hätte ich mich als Rassisten entlarvt, weil ich ihm, dem Schwarzen, den Vortritt verweigerte.

Man kann sagen, ich bin in der Position des russischen Leibeigenen, der seinem Gutsherren begegnet.

Nun denn. Wir alle wissen, was mit den Gutsherren geschehen ist.





Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert