Niedermanns Block lV

Ein junger Afghane, auf der Straße nach seiner Meinung zu jenem Vorfall befragt, bei dem 4 Marines auf drei tote Taliban-Kämpfer uriniert hatten, sagte – laut Übersetzung -, dass es nicht angehe, dass Amerikaner auf tote Muslime urinieren.

Die Empörung über den Vorfall ist im Westen enorm (zumindest medial). Leichenschändung, und so weiter und so fort. Nona, Herrschaften, es ist Krieg! Und bei den Urinierenden handelt es sich nicht um deutsche und österreichische Lageraufseher, die arme, wehrlose, abgemagerte Frauen und Kinder ins Gas geprügelt haben, sondern um junge Männer, die in einem Kampf andere junge Männer getötet haben, und ihr Überleben feiern. It’s done.

Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass auch ich mich (als Kämpfer, nicht als Zivi!) hingestellt, und mein Wasser abgeschlagen hätte. Man muss doch nicht so tun. Es ist Krieg. Testosteron, Adrenalin, permanente Todesdrohung, Wahnsinn, Paranoia, Anspannung bis zum Äußersten.

Die Aufregung über den Vorfall hält sich, zumal in Afghanistan, ziemlich in Grenzen, und die Empörung, wenn sie denn – wie bei dem jungen Afghanen – enbrennt, gilt offenbar nicht dem Akt des «Totenbepissens», sondern der Religionszugehörigkeit der Bepissten. Wären die Toten nicht Muslime – so hatte ich zumindest den Eindruck -, würde dem Vorgang nicht grundsätzlich die Berechtigung abgesprochen.