Pleite gehen

Ich sah mir den deutschen Athen-Korrespondenten des ZDF an, er stand am Rande einer mehrspurigen Autostraße und berichtete über die Pleite Griechenlands. Irgendwie grotesk, fand ich. Denn jede Karosse die ihn während des Berichst passierte (es waren ziemlich viele), schien fabriksneu und glänzend und groß, und kam aus den Karrenschmieden von Mercedes, Audi und BMW.

So sehen auch wir aus, wenn wir nächstens pleite gehen.

P.S. Ich würd mich echt verbessern.

Hofer und Kraus

Was dem Tiroler der Hofer Andreas, ist den Wienern ihr Karl Kraus. So ein Hofer ist praktisch. Wenn ein Tiroler Touristen-Konsortium den letzten jungfräulichen Gletscher mit Clustern von Skiliften überziehen will, sich aber Widerstand dagegen regt, dann berufen sie sich auf Andreas Hofer, den Freiheitshelden. Die Gegner der Lifte beziehen sich ebenfalls auf Andreas Hofer, den heiligen, trunksüchtigen Landesrebellen. Und immer sind die anderen die schiachen Bayern und die rothösigen Franzmänner. Das gleiche Spiel gibt es auch bei Abtreibungsgegnern – und Befürwortern, und so weiter und so fort. Jeder Tiroler ist Andreas Hofer.

Die Wiener, diejenigen zumindest, die außer der Krone auch noch was anderes lesen, die haben ihren Karl Kraus. Jeder der das Gras wachsen hört, sagt: «Ich hör das Gras wachsen. Kraus hat auch das Gras wachsen hören. Und ihr hört es nicht, es Wappla.»

Das ist, wie gesagt, ziemlich praktisch bei Auseinandnersetzungen. Und so sparsam. Kein unnötiges Herumgesuche. Nemma den Kraus. Der passt immer.

Dass diese Form der Auseinandersetzung tatsächlich funktioniert, liegt vor allem daran, dass es immer die anderen sind, die unrecht haben. Ist ja klar, oder? Geht mir auch so. Und es sind auf jeden Fall die anderen, die den Hofer, den Kraus, missbrauchen und /oder falsch auslegen. (Darum bezieh ich mich nie auf jemand anderen, capisch?)

Wer schon einen Film gesehen hat, weiß, dass ein Filmbösewicht sich selbst nie als böse, sondern als äußerst liebenswert, altruistisch und feinfühlig empfindet. Und wenn er weiß, dass er der Böse ist, dann wird der Charakter immer als Psychopath eingeführt (beliebt ist John Malkowich in diversen Rollen). Das ist ein Menschenbild, das ich selten teile, denn es impliziert, dass der Mensch, im gesunden Zustand, gut ist. Isser aber nicht. Sag ich. Vielleicht sagt es auch Kraus. Oder Hofer.

Aber bedeutet dies vielleicht, dass Bewusstheit um die eigene Schlechtigkeit, krank ist? Zumindest, wenn es keinen Versuch gibt, diese wieder loszuwerden?

Eigentlich müsste man Buddhist werden. Alles ist Maya (Täuschung), und muss überwunden werden. Oder sich einfach Mühe geben, ein guter Mensch zu sein?

By the way: Heute hat mich der Papst gelobt. Mich, und die anderen zwei, drei Agnostiker. Ich finde, er ist einfach ein Pfundskerl, oder?

Wiener Lokalkolorit und Wienerschmäh

Wenn auf der Bühne einer österreichischen Castingshow ein Hudriwudri Mundfürze ins Mikro absamt, diese wahlweise als Kettensägen -oder Motocrossmaschinengeräusche deklariert, und wenn er dabei von einem schmierigen Schmieranten einer Boulevardzeitung begleitet wird und das Publikum den vollkommen undiskutablen Vortrag mit Pfiffen begleitet, aber der dicke Zirkusdirektor mit der Wischmoppfrisur zusammen mit dem blonden Etwas der Jury, für deren Weiterkommen votiert, dann ist das «Wiener Lokalkolorit». (Und nicht etwa widerlicher, opportunistischer Nepotismus.)

Und wenn dann backstage die zwei trotzdem abgewimmelten Figuren den Stinkefinger ausfahren, weil es in Wien möglich ist, dass ein Piefke (der kluge Sido) es wagen darf, ihre Scheiße als Scheiße zu bezeichnen, heißt das «Wienerschmäh».

Doch, doch, ihr Wien-Nepotisten, wir verstehen euren Schmäh. Und wie.

Unseren täglichen slutwalk gib uns heute

Dass die spanischen «Indignierten», beim neulichen Papstbesuch in Madrid, mit Ausschreitungen und wütenden Protesten reagierten, hatte seine Richtigkeit. Die Polizei prügelte sie von den Plätzen, die sie sonst mit Protest gegen ihre beinahe hoffnungslose Lage füllten, um Platz für die reichen Katholiken zu schaffen, die es sich leisten konnten, von überall her anzureisen. Um in Madrid «ihren Glauben zu feiern».

Was ein Teil der Berliner jetzt aber abzieht, ist lächerlich. Der ganze Mummenschanz der Loveparade wird aufgeboten, der Slutwalk der ewig Pubertierenden. Das ist nicht rebellisch. Das ist nicht revolutionär. Das ist atavistisch. Ein Rückfall in deutsches Obrigkeitsdenken.

…unseren täglichen slutwalk, gib uns heute…

Vielleicht mal was lesen? Aus Spanien. Einem katholischen Land, von einem Autor namens Antonio Munoz Molina? Hier der Link:

http://www.zeit.de/2011/35/Papst-spanische-Jugend

Dann würd ich ihm vielleicht glauben…

Der Spiegelredakteur Matthias Matussek ist bekennender Katholik. Ich auch. Matussek ist praktizierender Katholik. Ich nicht. Jetzt ist der Papst in Deutschland. Das ist schön. Vor allem für M.M. «Das ist spannend», schreibt er, und er möchte uns auch glauben machen, dass er, M.M. glaubt, dass der Papst nur «ein alter Mann ist, der von Männern mit Hellebarden bewacht wird». Das ist ein schönes Bild für den «Glauben».

Ich finde M.M. hat durchaus recht, wenn er den Papst und den Katholizismus, als Bollwerk gegen die «Idiotien» dieser Zeit preist. Er polemisiert, und sagt, dass es das einzige Bollwerk ist. Was ist mit den Islamisten? Den Taliban? Jetzt polemisiere ich ein bisschen.

M.M. ist Katholik im Lande Luthers. Er ist eine Minderheit. Die katholische Kirche ist eine andere, wenn sie in der Minderheit ist. Als ich in Zürich lebte, war ich auch sehr katholisch. Einfach, weil mir der Geld-Protestantismus der Eingeborenen auf den Sack ging. Ich war auch für den Papst, weil ich fand, dass die Zwinglis nicht das Recht hatten, ihn niederzumachen. Das war einfach nicht ihr Bier. Fertig. Ich bin aufgewachsen an einem Ort, an dem Katholiken so selten waren wie Juden.

Heute lebe ich in einem Land, dass von der katholischen Kultur getränkt ist. Ich find’s mitunter eklig, und agiere deswegen oft sehr puritanisch. Es ist so, als lebte ich als Jude in Israel.

Matussek ist Henrik M. Broder, und ich bin Uri Avneri.

Ich finde, M.M. sollte mal in einem katholischen Land leben. In Italien, Spanien oder Österreich. So ein bisschen länger. Damit er die Segnungen der Kirche auch richtig genießen kann.

In Österreich treten sie aus der Kirche aus, wie verrückt. Das ist völlig sinnlos. Einmal Kathole, immer Kathole. Das ahnen die Renegaten auch, aber sie sparen sich ein bisschen Raps (wegen der wegfallenden Kirchensteuer), und glauben jetzt an «Geiz ist geil».

Ich weiß, dass der Papst auch recht hat. Und trotzdem sollte der Matussek mal ein paar Jahre hier, mit dem Bischof Schönborn, leben müssen. Dann würd ich ihm vielleicht glauben, dem Matussek.

Hier lebe ich

Florian Scheuba ist ein österreichischer Satiriker und Comedian. Nicht wenige von uns glaubten, ihn neulich in der Television zu erblicken, angetan mit Perücke und auf SPÖ-Infrastrukturministerin Doris Bures aufgeziegelt. Anders war das, was die Politikerin absonderte, nicht zu erklären:

Sie begründete nämlich das Verteilen von millionenschweren Inseratenaufträgen der ÖBB (Steuergelder) an die Krawallblätter «Krone», «Heute» und «Österreich» mit der «Aufgabe des Unternehmens, die Bürger zu informieren». Wie wichtig die Kommunikation mit der Bevölkerung sei, zeige das Beispiel des umstrittenen deutschen Bahnprojektes Stuttgart 21.

Ein Brüller! Oder wie Scheuba sagen könnte: «Ich bin ja nur ein Comedian, aber die Bures ist ein echter Komiker.»

Nur, mit so was kommen die hier durch. Nun hat nach der ÖVP, FPÖ, BZÖ auch die SPÖ ihr: «es gilt die Unschuldsvermutung». Nur die «Grünen» sind noch nicht angewixt, und sauber. Normalerweise könnte man davon ausgehen, dass sie deswegen richtig Stimmen machen würden. Normalerweise. Aber hier ist Österreich. Und deswegen wird man sie einfach noch mehr hassen. Warum? Weil sie sich zu gut dafür sind, korrupt wie alle anderen zu sein.

So, jetzt wisst ihr Bescheid. Hier lebe ich.

Rede eines ehrlichen Politikers

Liebe Wählerinnen und Wähler

wer sich bei der «UBS» (Schweizerbank) als Privatperson um einen Kredit bemüht, der, so ließ ich mir sagen, hat sich vollständig zu entkleiden und einer Leibesvisitation zu unterziehen. Natürlich nur im übertragenen Sinn, aber trotzdem verschafft es dem Kreditansuchenden die brennende Erfahrung, wie sich ein unschuldig Vorverurteilter fühlen muss. Absolute Kontrolle. Aber die, wie wir gerade erfahren durften, nicht für Angestellte der Bank gilt, denn denen ist es möglich, 2 Milliarden zu verzocken, ohne dass dies jemandem in den Teppichetagen auffällt. Ja, sagten wir vor einigen Jahren, die UBS ist «Too big to fail», und wir pumpten Stützbeton aus Steuergeldern in die Fundamente, damit uns die himmelhohen Türme der Finanz nicht auf unsere Häuschen fiel und diese, mitsamt uns und unseren Familien, zermalmte.

Ein knapp 30-jähriges Bürschchen, der, ausgestattet mit dem Milliardenspielgeld der UBS gegen den Euro gewettet, und somit gegen die Schweizerwirtschaft spekulierte, anders formuliert, richtige Arbeit von Unternehmern und Angestellten in den Spielhöllen der internationalen Finanz lustig und dumm vergeigte, hat mir persönlich die Grenzen der Politik aufgezeigt.

Wir Politiker, werte Mitbürgerinnen und Mitbürger, sind nahezu machtlos. Es machte keinen Sinn, wenn Sie uns ihre Stimme geben. Wir haben, wie wir jetzt am Beispiel der UBS gesehen haben, keinen Einfluss auf die Gebahren der Finanz und der Märkte, auch wenn die Ihr Steuergrettungsgeld gerne nehmen, werden sie keine Regeln, die von den gewählten Volksvertretern ausgearbeitet und aufgestellt werden, akzeptieren. Es sind Banken, und Banken handeln wie Banken und nicht wie Menschen, die eine richtige Arbeit haben und versuchen, damit sich und ihre Familie durchzubringen. Und wir, die Politiker, können daran nichts ändern.

Was wir tun können, ist, Ihnen das Rauchen verbieten, die Glühbirnen wegnehmen, noch mehr Steuern einheben, und, Sie werden es bemerkt haben, ihnen einen der letzten Troste vergällen, nämlich den, dass wir Ihnen aus Gesundsheitsgründen und zu Ihrem Wohl, den Alkohol unerschwinglich teuer machen. Wir können auch noch ein paar andere Dinge, aber die werden Ihnen ebenso wenig gefallen.

Liebe Wählerinnen und Wähler, bitte wählen Sie mich nicht mehr. Ich bin es leid, Sie mit meinen Ausreden und Lügen zu peinigen und zu beleidigen. Ersparen Sie es mir, und sich selber auch. Der Grund, warum ich nicht einfach zurücktrete oder mir eine Kugel in den Kopf schieße, ist der gleiche, warum Sie ihren dummen Job nicht hinschmeißen, auf die Straße gehen und den ganzen verdammten Laden kurz und klein hacken: Es ist die Hoffnung. Nicht die Hoffnung, dass es besser wird, sondern die Hoffnung, dass wir die ganze Scheiße irgendwie überstehen werden. Ganz gleich, wie. Nicht, dass wir es glauben, aber wir hoffen es.

Also, liebe Wählerinnen und Wähler, vergessen Sie nicht, mich das nächste Mal NICHT zu wählen. Sie ersparen mir damit einen demütigenden Rücktritt, der nur einen Rattenschwanz an weiteren dummen, kränkenden Lügen nach sich ziehen würde.

Glauben Sie mir, ich habe es nicht böse gemeint. Aber, wie Taittinger in Josef Roths Roman «Die Kapuzinergruft» sagte: «Man verirrt sich halt.»

Manchmal wird man auch verirrt.

Halten Sie durch

Ihr Politiker

Probleme eines Korruptionisten

Da ich herausgefunden habe, dass ich offenbar auch korrupt bin, beschert mir diese Einsicht ein kleines Problem. Eben las ich, dass die ÖVP gegen Korruption ist. Das bringt mich in Nöte. Da ich von mir nicht zu 100 % behaupten kann, unkorrupt zu sein, weiß ich jetzt nicht, ob ich auch, wie die ÖVP, antikorruptionistisch predigen soll oder nicht? Es ist ein bisschen wie in dem Witz, wo der eine seinen Freund fragt, wie’s denn so mit seiner Therapie gegen’s Hosenscheißen laufe, ob er jetzt, wo er doch beim Psychiater sei, damit aufgehört habe? «Nein», sagt der Freund, «aber jetzt habe ich Freude daran.»

Soll ich jetzt also, als Korruptling, für die Korruption sein? Und Freude daran haben? Oder wie die Leute der ÖVP, korrupt gegen Korruption sein? Schwierig.

Die Katholiken von der ÖVP haben kein Problem damit, korrupt gegen die Korruption zu sein, denn das ist ihrem Glauben immanent. Man ist korrupt, geht beichten, betet zwei Ave Maria und drei Vaterunser, und die Sache hat sich. (So a bissi Korrupt sein, is ja ka Todsünde nicht.)

Für den Agnostiker stellt sich das Problem anders. Obschon er Agnostiker ist, möchte er doch auch ein guter Mensch sein. Und Korruption ist irgendwie nicht gut. Das weiß er. (Auch der Kathole wüsste das.) Der Agnostiker muss mit seiner Korruptionsschuld leben. Das ist Arbeit. Er muss versuchen, sich zu bessern. Das ist noch mehr Arbeit. Oder aufhören sich als guter Mensch zu empfinden. Das ist harte Arbeit.

Den Katholiken von der ÖVP muss das nicht stören. Wie ihn auch nicht stören muss, wenn er durch seine Lügen und Korrumpiertheit, die Wahlen verliert. Denn er kann, anders als der Sozi, ruhig mit den Nazis koalieren. Das macht seine Korruption nicht nur gelassener, sondern auch noch wild und süß.

Der korrupte Kathole fährt in diesem Land immer auf dem Highway des Triumpfs. (Natürlich sind auch die Sozis Katholen.)

Ist ein bisschen komisch, dass ICH jetzt das Problem habe.

Die sind echt gut.

«Sido» is in town, hallelujah!

Ich mag Sido. Sein intelligentes Gesicht mit dem flächigen, ironischen Haifischlächeln. Er sieht immer aus, als würde er seinem Gegenüber gleich eine reintun, und zwar, ohne das Lächeln abzunehmen. So was mag ich. Und ich mag auch, dass er nie dumm rumquatscht.

Jetzt ist Sido in Wien. Als Juror in einer Talenteshow im ORF, wo er sich prompt mit einem der hervorragendsten Arschlöcher der Republik angelegt hat, einem Manno, der aussieht wie eine von Hans Dichands Hunden zerkaute Ausgabe des «Stürmer», der Jeannée Michael, seines Zeichens Schmierant von «Krones»- Gnaden, greises Hätschelkind der von der Entnazifizierung verschonten Wiener Society, der, als die Polizei einen 14-jährigen Dieb mit Schüssen in den Rücken notwehrte, schrieb: «Wer alt genug zum Stehlen ist, ist auch alt genug zum Sterben».

Es war einfach köstlich, wie Sido den Alt-Adabei mit einem: «Ah, Sie sind der Hausmeister», abtropfen ließ. Der Piefke at his best. Wunderbar. Und wie das Schmierantenhundi der Familie Dichand danach hinter ihm herhechelte, und ihn als «Superprolo» bezeichnete, der den «Wiener Schmäh» nicht verstehe. Das war einfach schön. Einfach köstlich.

Weiter im Text, Sido!

Bin ich eigentlich korrupt?

Der Begriff «Korruption» ist der österreichische Beitrag zum Unwort des Jahres. Die österreichische Definition von korrupt ist, in Anlehnung an Rimbauds «Ich, ist ein anderer»: «Korrupt ist der andere.»

Früher, vor einigen Jahren, besorgte ich mir am Sonntag die Zeitung aus einem der Dispenser-Plastiksackerl, die allerorten an die Verkehrsschilder geschmiedet waren. Man hatte einen Obulus zu entrichten, und den in einen Kasseschlitz zu stecken. Zuerst warf immer etwas ein, meist Groschen, damit es danach klang, als würde ich zahlen. Man konnte hören, dass die Groschen auf dem Plastikboden noch keine Regimentsstärke besassen, sondern ziemlich einsam waren. Aber es gab kaum noch Zeitungen im Sackerl. Was war da los? Na ja, was wohl?

Ich fühlte mich nicht gut dabei. Ich fand es mickirg, so zu tun als zahlte ich die 9 Schilling, während ich 1 Schilling 40 einwarf, und damit das lästige Kleingeld entsorgte. Ich fühle mich nicht gerne mickrig. Ich beschloss, die Zeitung einfach zu stehlen. Das war entschieden ein mutiger Schritt, zumindest eine ehrliche Handlung. Aber damit machte ich mich gemein mit den Hundeausführern, den rauchenden, in ihren Trainingshosen und Pnatoffeln, oder ihren Kindern, die die «Krone» klauen gehen mussten, während Papi bei Mutti das «Obligatorische» schoss. Das mochte ich gar nicht.

Als nächstes beschloss ich, die Sache von der lockeren Seite her zu betrachten, und sagte zu mir: «Alter, niemand kann verlangen, dass du genau 9 Schilling einstecken hast. Die kriegen einfach, was du gerade in der Tasche hast.»

Das funktionierte anfänglich gut, bis ich bemerkte, dass ich immer mehr darauf sah, dass ich gerade nicht so viele Schillinge in der Tasche hatte, wenn ich am Sonntagmorgen das Haus verließ. Diese Kleinlichkeit, die sich bei mir einzuschleichen drohte, verdross mich. Ich habe ein anderes Selbstbild. Ich bin nicht kleinlich. Nein, Sir, das schon gar nicht.

Als nächstes zahlte ich den vollen Preis, und wusste um die Einzigartigkeit meiner Handlung. Ich sagte es niemandem. Man hätte zwar anerkennend genickt, aber mich für einen Vollkoffer gehalten. «Die anderen zahlen doch auch nicht…»

Dann schliesslich, ließ ich die Zeitungen einfach stecken, und habe seit Jahren keine mehr gezogen. Wenn ich wieder einmal eine brauchen würde, würde ich den vollen Preis abdrücken.

An den meisten Sonntagmorgen bin ich auf dem Weg ins Geisteszentrum, und passiere eine Reihe «Kronen»-Behältnisse. Heute siehst du niemanden mehr, der sich auch nur noch den Anschein gibt, als würde er was in die Kasse stecken. Hingehen, reingreifen, abgehen.

Die Definition von Korruption ist u.a. : Missbrauch einer Vertrauensstellung.

Könnte hinkommen, nicht?