Macho heißt «Männchen»

Letzte Nacht geschah etwas sehr Schönes. Es erfüllt mich mit tiefer Befriedigung, und die Freude tuckert in mir, wie ein Fisch-Kutter mit großem Fang auf Heimatkurs.

Gestern Nacht wurde die Absicht des Zwergenkönigs mit dem Pferdetritt, Arthur Abraham, auch den Weltmeisterschaftsgürtel im Supermittelgewicht (Version WBC) zu erringen, eindrucksvoll vereitelt. Der Machoschlumpf mit der Panzerfaust wurde systematisch durchgebläut. 12 Runden lang. Von wem ? Von Superman? Ach nein. Ein Engländer namens Carl Froch besorgte es. Nun, dann war es der Mann mit dem Überhammer, mit den Zwillings-Stingern anstelle der Fäuste? Nö. Aber dann der gefinkelte, abgefeimte,mit allen Wassern der Boxkunst gewaschene Techniker? Abermals nein. Es war nur ein Mann der seinen Kopf zu gebrauchen wusste. Einer, dessen Selbstvertrauen ausreichte um zu erkennen, dass ein Mauer zertrümmernder Hammer nicht ausreicht, um der Ringintelligenz das Licht wegzuklopfen, dass ein Macho im Ring nur das ist, was er im Wortsinn darstellt: Ein Männchen.

Halleluja!

Ich glaube, ich bin jetzt tot

Gestern geschah etwas trauriges. Ich verlor auf einen Schlag etwa 250 Freunde. Es war, als hätten sie alle in einem Airbus gesessen, der im Bermudadreieck verschwunden wäre. Sie sind alle noch irgendwie da, aber in einer anderen Welt. In Facebook.

Eigentlich ist es so, dass ich verloren gegangen bin. Ich bin es, der draußen ist. Es ist wie tot sein. Das Leben geht ohne mich weiter. Meine Freunde werden sich weiterhin mit wichtigen Informationen versorgen, wer gerade joggen war, und wer gestern ein Straßenschild mit seinem Namen drauf entdeckt und fotografiert hat, und wessen Hund einen Floh gefunden und totgebissen hat, und der nun seine Freunde anfragt, was er denn unternehmen solle: Beerdigung, Hund bestrafen oder einfach ignorieren?

Jetzt wo ich all das aufschreibe, frage ich mich wieder, wie es mir gelang diesen ungeheuren Mut aufzutreiben, diesen verwegenen Schritt zu setzen? Ich weiß es nicht. Die Trauer umfängt mich wie die dicken Arme eines Sumoringers, sie pressen mir die Luft aus der Brust. Ein Tor! Fürwahr!

In Hinkunft lebe ich auf der dunklen Seite des Mondes, jenseits von Microsoft und Silicon Valley. Trotzdem habe ich in der kurzen Zeit meiner Mitgliedschaft bei FB, meine Spuren hinterlassen. Unauslöschlich, wie ein verdrossen herumstapfender T-Rex im Jura. Oder sonstwo.

Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, dass Kunst eine Religion ist. Und dass es Kunst-Taliban gibt. Banalitätenmaniker, und dass Bedeutungslosigkeit kein Argument gegen Egozentrik ist. Dass Freundschaftspflege ein Beruf ist, der einem alles abverlangt. Das Heischen um Aufmerksamkeit, so anstrengend wie ein Kassierjob bei Aldi. Nun ja. Ich hab’s hinter mir. Ich bin tot.

Ich begnüge mich wieder, very oldfashionend, mit meinen atmenden, schreibenden, trinkenden, leidenden, sich freuenden, verzweifelnden Freunde.

Ich glaube, man wird meinen Abgang nicht mal bemerkt haben. Und das ist auch gut so.

Ungarische Nazis nehmen Einfluss auf die Meinungsfreiheit in der EU

Der ungarischstämmige, in Österreich lebende Publizist, Paul Lendvai, hat ein Buch über Ungarn geschrieben. Titel: «Mein verspieltes Land». Es ist ein richtiges Buch, keine Lobhudelei. Das passt der vaterländischen, antisemitischen Rechten Ungarns nicht. Lendvai ist Jude und Intellektueller. Die Böll-Stiftung in Frankfurt sagte aus Angst vor Gewalttätigkeiten eine geplante Lesung ab. In Frankfurt, notabene, nicht in Hegyshalom oder Budapest. In Zürich, wo Lendvai sein Buch im Oktober präsentiert hatte, war es zu – nicht näher beschriebenen – Protesten gekommen.

Ist es wieder soweit? Lässt man sich von SA-affinen Schlägertrupps oder angedrohter Gewalt von Nazisschen wieder einschüchtern? Wenn ein 27. Liga Club Fußballspiel vonstatten geht, zahlt der Steuerzahler den Polizeieinsatz ebenso, wie für die großen Clubs. Aber um die Freiheit der Meinung zu schützen, ist niemand da? Vielleicht kein Geld? Oder fehlt es nur am Mut der Veranstalter? Es sieht so aus.

Wenn Salman Rushdie kommt, werden im ganzen Land die Ordnungskräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

Ach ja. Rushdie kritisiert den Islam, und nicht die Regierung eines EU-Staates…

Wut

Im Flughafen Wien vergeigen die zuständigen Manager ein Mörder-Monster-Projekt, es heißt Skylink, und es wird doppelt so teuer wie voranschlagt. Aber dies sind nur die wohlmeinendsten Schätzungen. Das Ding hinkt Jahre hinter dem Fertigstellungsdatum hinterher. Für die Manager gilt «Unfähigkeit» nicht als Kündigungsgrund. Das bedeutet: Werden sie entlassen, ist in jedem Fall ein Millionenabfindung fällig. Und sie sind unfähig. Und alle wissen es. Man wusste es schon, als man sie einstellte. Wer stellte sie ein? Politiker. Es waren Pöstchen zu vergeben. Dieses System ist bis auf die Knochen korrumpiert. Eine abgefeimte Schicht von Günstlingen, Schwanzlutschern, Schlappschwänzen, Adabeis, unsäglichen Nieten, verlogenen Politikern und Nepotisten ficken uns in die Nasenlöcher. Gleichzeitig versucht man uns mit Kulturschrott und Gaga-Medien dermaßen blöd zu erziehen, dass wir all das nicht merken.

Noch merken es einige. Sie wählen mitunter die Nazis.

Unsere Zukunft sieht aus wie die Gegenwart Italiens. Kurzfristig. Längerfristig müssen wir unseren Blick in das faschistische Rußland wenden. Stimmt’s Genosse Schröder?

Jedenfalls, wir dürfen all das zahlen.

Wir haben alle was

Henry Miller fuhr mit dem Rennrad durch die Gegend. Hemingway sah sich Stierkämpfe an. Bukowski ging zum Pferderennen. John Irving, dessen Bücher ich nicht lesen kann, beeindruckt mich durch seine unglaubliche Physis im fortgeschrittenen Alter. Er ringt. Mailer boxte. Dostojewski zockte dem Teufel ein Ohr weg. Gorki war Kommunist. Céline war Arzt und behandelte die Armen von Clichy umsonst, bis er völlig verarmt starb. Was Günther Grass tut, weiß ich nicht, ebenso wenig interessiert mich, was Martin Walsers Ding ist. Vermutlich, sich über jüdische Kritiker empören oder Ernst Jüngers – durch den Rigor Mortis ewig versteifte Nudel, lutschen. Whatever. Alle hatten sie etwas, dass sie in Balance hielt, kippelnd, aber auf der guten Seite, und sie die normalen Zumutungen ertragen ließ.

Es sieht ganz danach aus, als hätte ich auch was. Es ist der Besuch im Geisteszentrum, wo ich Gewichte stemme. Es gibt mir ein gutes Gefühl, und sagt mir immer, wie es um meine Verfassung steht. Und so stemme ich mich mit dem Eisen gegen den Abbau, arbeite mich hin zu jenem Punkt, an dem es unwiderruflich abwärts geht, wo keine Steigerung mehr möglich ist.

Es hört sich vielleicht seltsam an, aber ich bin sehr neugierig, wann es so weit sein wird.

Vernissagen

Ich mag Vernissagen. Ein feiner Grund sich die Füße zu vertreten und einen zu kippen. Oder zwei. Nicht zu vergessen: Man sieht da auch oft alte Freunde wieder. Oder alte Feinde. Oder man macht sich neue. Freunde, wie Feinde.

Diese Vernissage war ausnehmend gut besucht. Der Künstler, der Maler Peter Niedermair, ließ seine Gemälde an dickem Silk von den Wänden des Verwaltungsgerichtshofs baumeln. Sie soffen ab. Die Bilder. Kein Wunder. Kein richtiges Licht. Vier Meter fünfzig hohe Räume, klassizistischer Fake-Prunk, händisch gemalter Furniermarmor, und ne Menge, wirklich ne Menge Leute, die sich Häppchen in die Lauben schoben. Es war ein wenig wie in der U-Bahn. Aber nur Amateure gehen an Vernissagen um sich die Ausstellung anzusehen. Jedoch ich kannte die Sachen bereits von der Ausstellung im Schloss Ottenstein. Das machte es für mich leicht, rumzustehen, Zweigelt zu süffeln, und mich gut zu unterhalten.

Früher hab ich auf Vernissagen rumgestänkert. Mir die Hucke vollgesoffen und dummes Zeug angestellt. Warum? Schwer zu sagen. Abgesehen davon, dass ich ein Arschloch bin. Hooliganismus, vielleicht. Die Russen nennen es Osortswo. Oder so ähnlich. Tué le caffar, sagten die Franzosen zu Zeiten als Friedrich Glauser noch in der Fremdenlegion war. Sein großartiger Roman «Gourrama» handelt davon. Plötzlich ausbrechende Gewalt. Sinnlos, wie viele sagen würden. Aber «sinnlos» ist doch nur die Sinnstiftungs-Floskel der Ängstlichen. Sag ich jetzt mal.

Und am Schluss landeten wir in der sinnvollen, komfortablen Tristesse der Wienerwohnung des Schweizer Schriftstellerverbandes, zu der ein rundum verspiegelter Lift führt. Ich vermute, alle Pornoproduzenten der Welt stehen bei der Hausverwaltung Schlange. Der Drehgenehmigungen wegen.

Wie seltsam die Dinge manchmal sind.

Ich nehm jetzt ein Bad. Und nachher geh ich in die «Hacken» und koche sinnvolles Essen für sinnvoll hungrige, viel zu laute Schulkinder. So ist es immer. Nach Vernissagen.

Sunday morning comin› down

Ein alter Knipper mit dürrem Geäst textet am Kniebeugenständer einen jungen bebrillten Schwarzen zu, und ich höre im Vorbeigehen naineleven, world trade center, und gehe schnell weiter, denn hier ist Wien, auch wenn es im Geisteszentrum ist, und ich will mir nicht anhören was alte Knipper zu naineleven zu vermelden haben, denn das kann ich mir einfach denken oder noch besser: nicht denken, denn ich will es nicht wissen.

Im Park des Palais Schönburg sind die Äste der Bäume entblättert, und Familienverbände von illegal eingereisten russischen Saatkrähen haben darauf Platz genommen und krähen und krächzen was-weiß-ich-was in den grauen aller grauesten Morgen, und bei den Krähen – im Gegensatz zu alten Knippern – möchte ich gerne wissen, was die zu vermelden haben, aber ich kann es mir denken, und ich lache dabei in mich hinein.

Im Nadelöhr der Rainergasse ist ein Zeitungsdieb unterwegs, ganz original mit Tschik in der Pappen, Trainingshose aus «Billig und Gut», die seine X-Beine wunderhübsch betonen, der Pinscher an der Leine wässert den Fassadenputz während Herrchen sich «Österreich», die «Kronenzeitung» und noch ein weiteres Herzblatt abgreift, sie alle zusammenrollt und in seine subventionierte Gemeindebauwohnung verschwindet. Er sieht aus wie 74, macht auf 30, ist aber 45 und seit 3 Jahren in Pension, und ich folge ihm in Gedanken in seine Schweinsbraten durchfurzte Wohnung, wo er zusammen mit Hundi lebt, den er als einzigen auf der Welt lieb hat, weil der ihn nie betrügt und immer so dankbar schaut, wenn er ihm eine neue Dose gegrillten Neger aufmacht.

Ich fühle mich gut. Ich kann mich kraftmäßig immer noch steigern. Es geht auch sonst aufwärts. Denn als Kathole dürfte ich, falls ich ein Stricher wär, ein Kondom benutzen. Hat der Papst gesagt. Aber ich als notorischer Zyniker, erlaube mir die Frage, ob diese neue Lockerung der Sitten zum Schutz der Priester gedacht ist?

Heute gibt es Kartoffelsalat, der hier explizit «Erdäpfelsalat» heißt, mit Pangsasiusschnitzel und Hühnerknuffties. Aber nicht für mich. Für mich gibt es Obstsalat und Nüsse. Ich bin auch hier nur der Koch.

Ein echter Snob

Ich bin Fußgänger. Ich benütze Fahrzeuge nur in Ausnahmefällen. Wenn es mir die Zeit erlaubt, gehe ich. Überall hin. Ich denke, es ist die beste Art sich seine Gesundheit zu erhalten.

Wir leben in einer prothetischen Gesellschaft. Krücken. Überall. Wir gehen nicht mehr zu Fuß, fahren dafür ins Fitnesscenter und walken und talken und treten in die Pedale. Awright. Sollen wir doch.

Aber gestern stieg ich wieder mal in die U-Bahn, und fuhr zur Buch-Wien. Ging nicht anders. Es ist Monate her, seit ich das letzte Mal die U-Bahn genommen habe. Die Leute in den Zügen erschienen mir sehr merkwürdig. Richtig fremd. Solche Typen kannte ich als Fußgängern nicht. Missmutig, aggressiv-stumpfsinnig, fast alle fett, viele – beinahe die meisten- kauten auf irgendwas Stinkendem herum, hirnräudig – es fuhr mir direkt in die Magengrube; jede Figur wie ein Schlag mit dem Hammer. Ich hasste sie. Und sie hassten mich. Und jeder den anderen. Es war so, als genügte ein falsches Wort und alle würden hemmungslos aufeinandereindreschen, bis sich keiner mehr rührte. Aber vermutlich lag ich damit vollkommen falsch. Wie so oft.

Die Menschheit, zumindest in der Wiener U-Bahn im November, sieht zum Fürchten aus. Ich auch. Die Menschheit sieht besser aus, wenn sie sich bewegt. Außer bei einem Marathon, ab Kilometer 22. Da sieht die Menschheit aus wie ein endloser Siechenzug. Und man muss auch noch ihre nackten Beine und Arme sehen.

Vermutlich hat jeder der in der U-Bahn sitzt, auch noch ein Auto. Ich bin privilegiert. Ich habe nicht mal einen Führerschein. Ich leiste es mir, zu Fuß zu gehen. Ich bin eben ein echter Snob.

Ausschaffen!

In der Schweiz wird übernächstes Wochenende das «Stimmvolk» zur Urne gerufen, um über die «Ausschaffungsinitiative» sein Votum abzugeben. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass schwer Kriminelle zur Strafe auch noch «zwingend» des Landes verwiesen werden. Also der Richter hat in diesem Fall, bei der Strafbeimessung, keinen Gestaltungsrahmen mehr. Gut. So was bringt nicht viel, da ausländische Straftäter immer schon ausgeschafft werden konnten, aber es macht Stimmung und Laune. Gegen Ausländer. Das scheint auch der Zweck zu sein, den die SVP im Visier hat, und natürlich süße Rache an der wachsweichen Linken, denen sie vorwirft zu lasch zu sein. Im Westen nichts Neues, wie der Welsche meint.

Aber seit der «Minarettinitiative» geht der Linken – wie der Wiener sagt -, «der Reis». Weil man damals die Wut und den Zorn und das «Aufhussungspotential» eines großen Teils der Bevölkerung einfach nicht gecheckt hat. Die «Guten» wurden sozusagen, kalt erwischt. Natürlich spielte mit eine Rolle, dass der irre Camper aus Libyen sich gerade ein paar Schweizer Geiseln hielt, und sich bei der UNO für die Abschaffung der Schweiz stark machte. Nun, so was kommt nicht gut. Nicht mal bei Auslandsschweizern.

Nun hat man reagiert. Micha Lewinksy und Guy Krneta haben zu diesem Behufe ein Filmchen gedreht. Man wollte – wie ich in «Kulturzeit» erfuhr, nach der «Rechten» Brauch, auch einmal auf das Gemüt des Stimmvolkes einwirken, und nicht nur den «Intellekt» ansprechen. Und was kommt immer gut, wenn es ans Gemüt gehen soll? Richtig. Kinder. Und Tiere. Tiere eigentlich noch mehr als Kinder (jedenfalls in Wien). Aber das wäre in diesem Fall vielleicht etwas dick aufgetragen gewesen. Brasilianische Kampfdackel in Zwinger gesperrt, und später, in enge Käfige gezwängt in eiskalte Flugzeuglagerräume verfrachtet? Also nahm man Vorlieb mit Kindern. Ich möchte hier nicht schildern müssen, wie sehr man das Thema mit dem Streifchen verfehlt hat, und wie einfältig und durchsichtig und gutmenschig das Ding daher kommt, nein, das möchte ich nicht. Jeder halbwegs Unentschiedene, wird nach Sichtung des Teils, wissen was er zu tun hat. Er stimmt dafür. Aus Wut darüber, dass man ihn für so dämlich hält. Zu dumm eine Tür auszuhängen.

Interessant fand ich auch noch die Argumentation der Macher: Man wolle sich später einmal nicht vorwerfen müssen, nichts gemacht zu haben.

So frei von Egoismus, so uneigennützig sind sie, unsere Fighter für das Gute. Und Arbeitsplätze wurden auch noch geschaffen. In der Filmbranche

Wie Arthur Köstler, der exkommunizierte Kommunist feststellte, gleichen Faschismus und Kommunismus tiefen Brunnen. Während der eine von oben durch Regen gespeist wird, füllt sich der andere von unten, durch das Grundwasser auf.

Wer dieses Rätsel löst, hat zumindest mal nachgedacht.

Hier ist zu Haus, Mama

Gestern saß ich mit meinem Kollegen Christoph Bauer, dem Autor vieler Bücher, und auch des einen, das im Frühling 2011 bei Songdog erscheinen wird, im Anzengruber. Hubert Winkels schaute vorbei, und die ganze dichtende Prominenz die dieser Tage Wien belagert, war auch da. Oder auch nicht. Jedenfalls tranken wir ne Menge Bier, er, der Christoph, kleine, und ich, der Niedermann, große; er Budweiser, ich Grießkirchner, und da saßen wir, tranken und redeten. Und wie wir so redeten und tranken, wurde mir wieder einmal klar, was Heimat ist: Heimat ist, wenn ich sagen kann, dass «Verlorene» von Cormac McCarthy mit Célines «Reise ans Ende der Nacht» vergleichbar ist, und auch dessen Güte hat, wenn nicht noch die größere. Und wenn ich darüber schwadroniere und schwärme und Textstellen expliziere und erkläre, warum diese so großartig sind, dass einem die Tränen kommen könnten, und man beinahe wieder mit den Menschen ausgesöhnt ist, weil es welche gibt, die sowas können, so was wie der Anfang von «Verlorene», und wenn dann derjenige, der da zuhört, einfach weiß, von was ich rede, ohne ein Wort der Erklärung, ohne eine einzige Frage zu stellen, der vielleicht manchmal einfach zustimmend nickt, und manchmal einen Glanz in die Augen kriegt, ja dann, dann ist es wieder so weit: Dann bin ich zu Hause.