Revolutionshelfer

Freunde von mir waren in Nicaragua. Anfang der achziger Jahre. Sie schlossen sich den internationalen Brigaden an, die den revolutionären Sandinisten im Wortsinne zur Hand gingen. Auf den Feldern, auf den Kaffeeplantagen, auch in den Haushalten der revolutionären Frauen.

Ich war nicht dort.
Als sie zurück waren, hörte ich ihre beeindruckenden Geschichten über die Revolution, über den Gemeinsinn der Nicaraguaner, den Kommunismus, der tatsächlich ganz praktisch im Alltag gelebt wurde. Kein Privateigentum, und all sowas.

Vielleicht war ich ein ganz kleines Bisschen neidisch. Denn es klang nach Abenteuer, und gelebtem Sinn, der in unsere eigenartigen, zerissenen Lebelein strahlte.
Ja! Endlich. Sinn. Erfolg. Die richtige, die wahre Revolution. Nicht nur dieser Parolenpippifax, die klammen Häuserbesetzungen, die autonomen Jugendzentren und die heftigen Punkkonzerte.

Damals wie heute, war der Chef von Nica Daniel Ortega. Damals Mitte dreißig. Jetzt Mitte Siebzig.

Ich glaube nicht, dass meine Freunde noch einmal nach Nicaragua fliegen würden. Nicht einmal, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ich denke, sie würden sich fürchten. Zu recht. Denn die Chance, verhaftet zu werden, einfach so, wäre durchaus virulent.

Der Kommunismus hat sich auch in Nicaragua dahin entwickelt, wohin er sich auch in den anderen Staaten entwickelt hat: In eine äußerst brutale, verachtenswerte Diktatur.

Ich weiß nicht, ob nicht der Mensch an und für sich, ein umgepolter König Midas ist: Alles was er anfasst, wird zu Scheiße, oder ob es an den Ideen und Idealen liegt, die immer stärker als die Menschen sind?

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