I was lovin’ the lockdown

«Deshalb zwingt uns die Seuche zu widernatürlichem Verhalten. Wir meiden Sozialkontakte. Wir kämpfen, wir fliehen nicht, wie wir es im Moment der Gefahr sonst tun würden. Wir sitzen still, tun nichts, warten. Wir haben gelernt, dass nur das richtig ist, aber es fühlt sich falsch an.
meinte ein Kolumnist in einer Zeitung.

Wie falsch kann denn einer überhaupt liegen? Fragte ich mich. Zumindest, was mich betrifft.

Gestern, nach einer Wanderung wieder mal in einer Tram. Von Grinzing zum Schottentor.
Gelärme, unausgesetztes, geistesgestörtes Handygequatsche von matschbirnigen Mitmenschinnen, die man in einer Tram nicht fliehen kann. Ich stieg zwei Stationen früher aus. Volle Straßen, volle Gehwege. Wozu?
Wie schön war doch der Lockdown mit seinen Geistertrams? Wie wunderbar, die leeren Straßen, wie erholsam, dass der Mitmensch nicht rumlärmen durfte, wie süß seine Furcht bei Begegnungen.
Die „neue“ Normalität ist so gestört und hassenswert wie die alte. Es ist erstaunlich, wie klaglos wir die Scheiße akzeptieren. Wie langweilig und spießig sie ist, diese Normalität, die alle wieder zurückhaben wollen.
Ja, ich weiß: Die Wirtschaft.
Aber da ich in der Zeit der „neuen“ Normalität auch nicht ins Anzengruber gehen kann, und sowieso nicht wegfahren, so hege ich doch die Hoffnung, auf einen neuen Shutdown.

It was very nice. I was lovin’ it.