Covi-Diary (19)

Wer so unreif ist wie ich, und gerne zuckerfreie Energydrinks zu sich nimmt, nur aus dem einen Grund, weil ihm das Zeug schmeckt (wer weiß warum?), wundert sich immer wieder über die Meldungen von berühmten Mitmenschen, dass „sie anderen Mut machen wollen.“

Nun gut, das mag auf den ersten Blick löblich sein, aber warum sollte es mir Mut machen, wenn Rihanna gesteht, dass sie Bipolar ist? Oder wenn der Vouggsroggenrouler Monsieur Gabalier einen vor Kitsch triefenden Song schreibt, der mir auch Mut machen soll?
Es ist nicht wenig Anmaßung in diesen Aussagen der Promis. Fuck you!, sag ich. Warum wollen denn alle Mut machen? Gibt’s denn keinen Mut mehr, außer so ein Promi kitzelt ihn durch einen kitschigen Song oder ein Krebsgeständnis hervor? Sind wir schon solche Pussys? Oder glauben die Privilegierten, dass wir ohne ihren dämlichen, arroganten Zuspruch gar nichts mehr auf die Reihe kriegen?

Und wo sind die Leute, die uns den Mut nehmen wollen?
„Ich habe seit zwei Jahren Hodenkrebs. Es ist so Scheiße, wie es sich anhört. Und noch viel schlimmer. Das geht zwar niemand was an, aber ich habe gedacht, ich geh jetzt damit an die Öffentlichkeit, damit meine Feinde sich freuen können (Ich bin Baptist), und meine Freunde den Horror kriegen, und endlich mal darüber nachdenken, dass es in keinem einzigen Leben ein Happyend gibt. Dig it, Assholes!»

Warum ist es mir vergönnt, eine solche Nachricht zu lesen? So in der Art.
Sie würde meinen Geist erfrischen.
Dieser ewige Positivismus nervt. Genauso wie die zwei Millionen Tipps, wie ich mit mir in der Quara klar komme. Und mit meinen Nächsten.
Wann endlich kommt die gute Nachricht, dass es keine guten Nachrichten mehr gibt?
So eine, wie die: Es wird noch Monate dauern, bis das Virus so halbwegs besiegt ist. Und dann werde nicht nur ich pleite sein.

Und das macht mir schon ganz schön Mut.

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