Covi-Diary (15)

Eigentlich war geplant, dass ich heute etwas meine gute Freundin „Die Angst“ schreibe. So wie Steve Earl einen Song über „My old friend the Blues“ geschrieben hat. Muss wohl warten. Das liegt daran, dass ich heute einkaufen war, und wieder mal dem Mitmensch begegnet bin. Sie waren so ziemlich alle gegen Covid 19 immun. Abstand war etwas für Pussys. Man spuckte im engen Supermark beim Telefonieen herum, wie ein Kellner, der in einem Lokal in Ischgl die Trillerpfeife bläst.

Morgen soll es in Supermärkten eine Maskentragepflicht geben. Das wird bestimmt lustig für die Securytis, die nun den Immunen erklären dürfen, dass sie nicht reinkommen, wenn sie das Tuch nicht vor ihre Idiotenvisagen spannen.

Ich hoffe, sie engagieren für den Job jene Typen, die sonst die Türe in den angesagten Clubs machen, und die es gewohnt sind, dass alle naslang ein drogenveralkoholisiertes Arschloch anrennt und wieder einmal beweisen will, was für ein hartes Kerlchen er doch ist. Ein Individualist gar. Einer der sich von niemandem was sagen lässt.

Und der Mitmensch hier ist Individualist. Während der asiatische Mitmensch daran interessiert ist, dass die Dinge funktionieren und dass der Nächste nicht unbedingt Schaden nimmt, geht es dem hiesigen Mitmenschen darum zu zeigen, wie groß sein Ego ist.

Ja, Scheißerles, Misanthropie ist ein Zeichen von Fantasie und Intelligenz. Und ein Misanthrop ist in etwa so ein schlechter Mensch, wie ein Gutmensch ein guter Mensch ist.

Habe ich etwa schlechte Laune? Aber nicht doch. Es ist Quarantäne, mir geht’s gut. Und so wie sich der Mitmensch gerade benimmt, wird sie noch lange, lange dauern.
Ich sag das jetzt nicht gern, aber mir tun die Cops leid, die am Wochenende Dienst haben, wenn es in den Parks und den bekannten Promenaden Wiens zugeht wie am Münchner Oktoberfest.

Halleluja, Scheißerles, des wiad a Gfrett …