Nichts neues unter der Sonne

Eine preisgekrönte Predigerin (fünf namhafte Preise 2019, bereits zwei weitere 2020 – und wir haben erst Anfang Februar) fragt in ihrem Wort zum Sonntag u.a: „Warum wird der Hass wieder gesellschaftfähig?“ Nun ja, warum „wieder“? War er denn jemals weg?

Und ich behaupte keck, dass der Hass, die Verachtung, die Ablehnung und auch die Verfolgung, die wir in den siebziger Jahren erleben durften, um einiges direkter, greifbarer und mitunter auch gefährlicher war, als das, was heute so von den Millenials bejammert wird.

In den Siebzigern war’s in etwa so, wie jene Szene in „Easy Rider“, als Peter Fonda und Dennis Hopper in dieses Redneck-Kaff einfuhren um dort was zu essen. Die Autochthonen wollten ihnen das antun, was man uns Typen mit langen Haaren (in der Schweiz) auch antun wollte: Kahlscheren, mit rostigen Dosendeckeln kastrieren, nach Moskau einfach schicken, verprügeln, verstümmeln, ausrotten.

Damals, ich erinnere mich gut, musste man wissen, wo man sich bewegen konnte und wo man gar nicht auftauchen sollte. Ich arbeitete hin und wieder auf dem Bau, und wenn die Kollegen erfuhren, dass ich Dienstverweigerer war, gab’s „Moskau einfach“ und schlimmeres. Tagtäglich. Jahrelang.

Einmal, als ich mit einem befreundeten schwulen Tenor in einer Landkneipe zu Gast war, wollte die Dorfjugend mir den Kopf scheren. Es gelang mir gerade noch es mit einer von einem Taschenmesser abgesäbelten Locke, gut sein zu lassen.
So war das. Damals. Und wir hatten nicht mal ein Fazebock und ein Internet um uns auszuheulen. Und keine preisgekrönte Predigerin sprach für uns. Wir mussten mit dieser Stimmung in der Bevölkerung dealen. Bis dann andere die Feinde des Mobs wurden, und dessen Hass anstachelten …

Sagte er

„Als weißer Mann werde ich angepisst, nur weil ich weiß bin. Wenn ich aber blackfacing mache, ist es auch wieder nicht recht.»