Die Winslow-Therapie (4)

„Kinder, aus dem Schlaf gerissen, klammern sich an ihre Kuscheltiere. Auch wenn Gewehre knallen. Besonders dann.»

„Versuchen Sie einmal ganz ruhig und entspannt zu bleiben“, sagte mein Therapeut, „und lassen Sie einfach dieses Bild auf sich wirken.“
Ich tat, wie mir geheißen.
„Und?“, fragte mein Therapeut.
„Nichts“, sagte ich.
„Was nichts?“
„Nichts. Einfach nichts. – Ist das jetzt gut?“
Er antwortete nicht. Ein Anflug von Ratlosigkeit. „Na gut, probieren wir einen andern : „Zwei, ein Mann und eine Frau sind nackt – aus dem Liebesakt gerissen, denkt Keller, und in einer obszönen Blutorgie geopfert.»

„ Ist gut, dass Winslow eingangs des Satzes erwähnt hat, dass es zwei waren. So wusste man gleich Bescheid, dass es sich bei einem Mann und einer Frau um zwei handelt“, sagte ich abgeklärt. Ich wollte ihn beeindrucken.
„Und was sagen Sie zur „obszönen Blutorgie geopfert“?
„Große, wahrhaftige Prosa.“
„Hören Sie, mit Sarkasmus kommen wir hier nicht weiter.»
„Kein Sarkasmus.“
„Na gut“, sagte der Therapeut, „sieht so aus, als kämen wir einen Schritt voran.“
„Wann werde ich entlassen?“
„Nanana! So weit sind wir noch nicht.“
„Und ich hab mir solche Mühe gegeben. Es tat schon fast weh.“
„Das ist ein Schritt zurück. Wenn nicht zwei.“
„Fuck yourself!“
„Jetzt sind wir wieder am Anfang. Eigentlich wollen Sie hier gar nicht raus. Stimmt’s“
Ich zeigte ihm mein Schmollgesicht.