Protest

Ich bin Mitglied der Grazer AutorInnenversammlung. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam. Und weiß es immer weniger. Lange Jahre war ich eine Karteileiche, was nicht weiter auffiel, da der Verband keine sichtbaren Aktivitäten entfaltete. Nun ist es anders. Jetzt kriege ich regelmäßig Mails vom Vorstand.
Es sieht so aus, als wäre so eine Autorinnenvereinigung vor allem dazu da, gegen irgendwas zu protestieren. Warum auch nicht? Da steht immer was an. Und was sollte man auch sonst tun? Bei dreißig Euronen Mitgliederbeitrag.
Den besten Protest, finde ich, ist immer noch der Protest gegen sich selber.
Aber lassen wir das, und wenden uns dem neuesten Objekt des Protestes zu, den «Verhaltenstipps des BMI zum Schutz der eigenen Sicherheit bei Amok und Terror“, gegen deren Verbreitung der „Vorstand aufs schärfste protestiert.»

Unter diesem Link kann man nachlesen, wie das Innenminsterium und einige andere Sicherheitsleute sich das Verhalten bei einem Anschlag vorstellen.

https://www.bmi.gv.at/news.aspx?id=6F6A3849394C304F794A6F3D

Ich konnte nach der Lektüre nichts Verwerfliches feststellen. Im Gegenteil. Mir schienen die Tipps ordentlich und vernünftig. Ich denke, ich würde auch so ähnlich handeln. Auch ohne Ratschläge aus dem Innenministerium.

«Wir verwehren uns entschieden gegen diese Art von Panikmache und manipulativem Sprachgebrauch“, schreibt der Vorstand. «Es werden Bedrohungsszenarien entworfen, um Ängste zu erzeugen, die jeglicher realen Grundlage entbehren.»

Halleluja! Wie schön. Oder: Wie dämlich und/oder schwachsinnig muss man sein, dass man solche Sätze hinschreiben kann?
Wenn die Terminologie geändert wird, verschwindet damit auch das Problem. Das kann in letzter Zeit immer wieder erfahren werden. Und damit ist dann alles wieder gut. Oder?

Ich protestiere auf Schärfste gegen meine Mitgliedschaft in diesem Verein!

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