Die Knallbar Diaries (46)

Verleger Moss rief an. (Wie oft hab ich das schon hingeschrieben? Leichtfertig. Unbedarft. Aber nichtsdestotrotz absolut wahr.)
Er war der Meinung, dass ich mich zu still verhielte. Ich müsse politisch Stellung beziehen, und all sowas, sacht er. Alle täten es, sacht er, nur der Knallbar hält sich wieder mal vornehm zurück. Fracht er, ob dies aus Feigheit geschähe oder doch nur meiner weltberühmten Faulheit geschuldet sei.

Fuck you, cocksucker, sach ich ganz freundlich, hat denn nicht bereits jeder und jedin zur Sache gesagt, was es zu sagen gibt? Und dies auch noch mehrmals? Soll ich auch noch meinen intellektuellen Seim abstreifen, frach ich. Nö, sacht Moss, aber wieder mal ein Wort von dir zur Lage wär schon angebracht.
Hab nichts zu sagen, was nicht bereits mehrmals gesagt wurde, sach ich.
Ja, und sonst? Nichts?
Na ja, sach ich. Kaum was.
Ach, komm, jeiert Moss, irgendwas is doch immer.

Also gut, sach ich, hurch zue: Heute morgen, nach dem Schwangerschaftsturnen, hat ich’s eilig und ging wie üblich bei Rot über die Straße. Steht so eins von diesen neuen, grünen Pussymännchen mit Söhnchen vor der roten Ampel, einer von diesen neuen Typen, die jetzt weiblicher als die Muttis ihrer Blagen sind, und ruft mir nach: «Danke, dass Sie meinem Sohn ein Vorbild sind!“
Sach ich: „Sehen Sie zu, dass SIE ihrem Sohn ein Vorbild sind. Das reicht vollkommen!“

So läuft das jetzt also bei diesen, vom herrschenden Solzialstaat deppert gefütterten Mulchen: Jetzt muss jeder und jedin auch noch Vorbild für ihre Gschroppen sein.
Eigentlich hätte ich der Pussy eine langen sollen, aber du weißt ja wie ich bin: Gutmütig bis zum Exzess. Stimmts Moss?
Aber da hatte er schon aufgelegt. Der wollte gar nicht wissen, was ich von der Weltlage hielt, der Cocksucker…