Die Knallbar Diaries (26)

Ich habe ja nichts gegen Fehleinschätzungen, vor allem dann nicht, wenn es nicht meine sind. Nicht, dass ich mich nicht irrte – ich irre mich eigentlich fast immer, was gut und richtig ist, denn es unterdrückt den Impuls, zu allem eine Meinung zu haben. Zumindest bei mir, Freunde, Feinde und Gleichgültige. Meinungsfrei ist gut. Ein erstrebenswerter Zustand. Hart zu erreichen. Ganz hart.

Es gibt ja jetzt einige Leute – Bekannte, und solche die es werden wollen – die mir bei Gelegenheit sagen, dass ich, da ich ja jetzt reich und berühmt sei, eine Menge Zeit zum Schreiben habe und mich nur dem Schreiben widmen könne und so weiter und so fort. Ich antworte nicht darauf. Es zeigt nur, dass diese Menschen keine Ahnung haben. Vom Schreiben nicht, und vermutlich vom Rest auch nicht, außer, wie man mit dem Kopf eine Delle ins Kopfkissen macht.

Schreiben ist kein Selbstzweck. Ich schreibe nicht, damit geschrieben ist. Ich habe kein tieferes Interesse an dieser Tätigkeit. Mein Interesse daran ist politisch motiviert. Ich schreibe, um reich zu bleiben. Schreibe an meinem Kontostand entlang. Rauf und runter. Links und rechts. Ich versorge die Gesellschaft der Leser mit meinem Zeug, solange, bis mal jemand drauf kommt, dass es Müll ist, und obszön, dafür richtiges Geld auszugeben. Und wenn der Leser schon mal dabei ist, die Decke von meinem miefenden Müllhaufen zu heben, so dünkt es ihn vielleicht, er könnte auch die Decke des nachbarlichen Müllhaufens ein wenig anlupfen, und sein empfindlich gewordenes Näschen drüber halten. Da könnte was passieren…

Ich bin, durch das Fabrizieren von Bestsellern, ein Kämpfer für das Gute, das Wahre und das Schöne geworden, das verborgen, von Tausenden von Müllhaufen, seiner Wiederentdeckung harrt. Aber erst muss mal das Konto geschönt werden. Soviel Wahrheit und Schönheit muss sein…

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