Die Knallbar Diaries (15)

Heute, werte Freunde, Feinde und Gleichgültige, schreibe ich aus dem Knast. Dem Gefängnis, pardon. Ich meine, aus einer Zelle des Polizeipostens meines Vertrauens.
Das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Irrtümern. Soviel ist sicher. Und wer das einmal eingeschlürft hat, der schlägt sich nicht mehr so schnell auf eine Seite. Mein Vorbild ist Rick alias Bogart, aus Casablanca.

Wieso ich im Knast bin? Ein Irrtum? Nein, diesmal nicht.
Die Kurzfassung: Steh an der Supermarktkasse. Von hinten legt ein Prolet in weißem Maleroverall seine zwei Scheiß Redbulldosen auf das Band, bevor ich was draufgelegt habe. Ich ignoriere das, und die zwei Dosen geraten in meine Waren. Der Weiße fischt sie nicht raus, der Kassier zieht sie drüber, ich zahl alles, und nun kommt er an, unser Handwerker, und reklamiert seine Dosen. Ich hab sie bezahlt, es sind meine. Punkt. Er schubst mich. Und da er gerade günstig steht, ziehe ich erst einen linken Haken und schick gleich den rechten hinterher. Beide im Ziel. Er geht zu Boden. Sein Kumpel will eingreifen, und ich jage ihm seitlich einen Ellbogen auf die Nase. Geschrei. Aufregung. Leute flüchten. Andere telefonieren. Der Ellbogen-Prolo blutet. Der andere rappelt sich hoch. Ich geh in Kampfstellung. Scheißhandwerker. Was die können, kann ich auch. Und die lesen nicht mal Bücher. Wozu sind die eigentlich nütze?

Ich bin Fucking-Lev-André Knallbar. Und wer sind die?
Die Freunde und Helfer kommen und nehmen mich mit. Die Prolls auch. Ich mach keinen Ärger. Bin ganz ruhig und höflich. Die andern zwei maulen herum. Mir ist es egal, was wird. Es ist ein verdammt gutes Gefühl, einen Wichser niederzuschlagen. Und zwei davon, ist noch besser. Ich sitz auf der Pritsche und fühle mich gut. Sie haben mir das iphone gelassen. Nette Kumpels, die Bullen.

Früher war ich auf der Seite des Proletariats, zur Zeit steh ich auf der Seite der Staatsmacht. Der einfache Mann von der Straße ist zu einem Arschloch verkommen, und dass er noch wählen darf, macht alles nur noch schlimmer. Wie sich vermutlich morgen zeigen wird.

Aber, wie gesagt, ich fühl mich richtig wohl in der Zelle. Mein Anwalt ist schon unterwegs…

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