Ich sage nichts

Nein, ich sag nichts. Ganz bestimmt nicht. Da könnt ihr lange warten. Nicht, dass ich dazu nichts zu sagen hätte, aber ich sag trotzdem nichts. Hat ja jeder was zu sagen, und nicht zu vergessen – jedin.
Überall die Kommentare. Die Posts. Die Reportagen. Die Interviews. Die Kriegserklärungen. Die Empörung. Erregung kocht schäumend hoch wie Milch. Aber ich, ich sag nix. Rein gar nix. Einer muss ja mal nix sagen. Es gibt schon noch welche die nichts sagen, aber es ist nicht einfach nichts zu sagen, so, dass es auch jeder – und natürlich auch jedin –, hören kann.

Das ist die Kunst. Nichts zu sagen und doch gehört zu werden. Das ist Zen. Das Ideal großer Literatur. Die Epik des Nichterzählens. Hatten wir das schon? Wenns jemand schon gemacht hat, wars bestimmt einer oder einin von hier.
Ich jedenfalls sage nichts. Ich sag nicht mal dazu was, ich meine, zur Epik des Nichterzählens. Und die nicht erzählten Sagen des Altertums. Wir sehen einfach Köhlmeier im TV, wie er uns die Odyssee nicht erzählt. Das hätte Stringenz. Wir gehen ins Kabarett und sehen zu, wie uns der Kabarettist sein Programm nicht vorträgt.

Leider auf halbem Weg stehengeblieben ist Aki Kaurismäki, der nach seinem Stummfilm, den unsichtbaren Film versprochen hat. Den würde ich gerne sehen, den ist er mir noch schuldig. Mach ran, Aki!

Und gerade jetzt, zur Zeit der Buchmessen, wie wärs mal mit dem nichtgeschriebenen Buch? Ob als Nicht-Kindle oder als Nicht-Papier-Buch, wär egal. Schätze, ich würds kaufen. Ich hätte so ziemlich jedes nicht geschriebene Buch von Mankell oder Coelho gekauft. Die stünden brav nebeneinander in meiner Nicht-Bilbliothek. Direkt neben vielen tausend anderen. Es wäre eine ziemlich umfangreiche Bibliothek. Könnte ich mir die leisten? Wohl nicht. Scheiße, könnte ich sagen, aber wie gesagt, ich sag nix…