Der Poet & Dichter

Gestern in den Nachrichten erwischte ich noch den Gast von Armin Wolf, einen gereiften Burschen aus München, der sich als “Poet & Dichter“ bezeichnete. So à la : „Ich als Poet und Dichter, kann nur …»

In Ordnung. Poet & Dichter sind keine geschützten Titel. Kann sich also jeder seine Visitenkarte damit bedrucken. Allerdings gehe ich etwas auf Distanz, wenn man mir diese Visitenkarte andrehen will.
Ich bin der – ich weiß, ich weiß – altmodischen Ansicht, dass dies ein Titel ist, den man sich nicht selber verleiht, sondern der nur dann etwas zählt, wenn er einem verliehen wird.  Muss ja nicht vom Feuilleton sein, oder von der Suhrkampliesl Iris Radisch.

Aber der Münchnerjung mit der Regenbogenholzkugelkette um den Hals, war auch sonst ein echter Aufmerker. Er ermutige jungen Menschen, sagte er, den Mut zu haben, Außenseiter zu sein. Ich nehme jetzt mal an, dass er nur ganz bestimmtes Außenseitertum meinte. Also nicht den Nazi in der Waldorfschule oder den IS-Killer in spe aus der Münchner Moschee, den Schläger im Kirchenchor oder den Antisemiten im Theaterensemble.

So wie jeder Mensch fast überall auf der Welt Ausländer ist, so ist er auch oft Außenseiter. Mit oder ohne Mut.

Ich denke, der erfolgreiche Schlagersänger hält sich nach wie vor für einen verfemten Outcast. Wie übrigens alle anderen Zeitgenossen auch. Heute ist jeder ein Außenseiter, ein Opfer des Mainstreams und der Hegemonie von allen anderen.

Wenn ich ein Poet und Dichter wäre, würde ich die Leute zu gar nix ermutigen. Höchstens mal, verdammte Scheiße, meine Bücher zu kaufen. Aber ich glaube, selbst das würd ich mir verkneifen …

2 Antworten auf „Der Poet & Dichter“

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