Fremdes Terrain

Neulich saß ich mit einem Dirigenten zusammen und redete mit ihm über den Sänger Jonas Kaufmann. Das heißt, der Dirigent plauderte aus dem Nähkästchen und ich stellte ein paar Fragen, damit es nicht zu langweilig wurde.
In der normalen Welt bin ich als Opernliebhaber – und Kenner etwa so bekannt wie der Winnetou-Mörder Santers – als Aquarellmaler. Nun, aus irgendeinem Grund weiß ich wer Jonas Kaufmann ist und ich weiß ein wenig über seine Bio Bescheid. So etwas setzt ein Dirigent einfach mal voraus.
Wenn ich von Willi Nelsons neuer Platte geredet hätte, wäre dem Mann das Gespräch schon auf den Zeiger gegangen nachdem er erfahren hätte das Willi Nelson Amerikaner ist. Sagen wir es so: In seiner Welt sind Amerikaner einfach extrem scheiße, und Country ist nur der stumpfsinnige Ausdruck ihrer verlutschten Kultur, die uns zwar von den Nazis befreit hat, aber wo man immer noch nicht weiß, ob das wirklich so gut war.

Aber ich weiß, wer Jonas Kaufmann ist.
So geht’s mir andauernd. Und nicht nur mir. Sondern auch anderen Generalisten, deren Bücher, Musik, die Kunst und das Leben gnerell nicht so ganz dem Mainstream entsprechen. Wir müssen uns überall auskennen, lernen aber in einem fort MItmenschen kennen, die kaum was mitbekommen. Von gar nichts.

Mein Schreibprogramm heißt Pages. Es ist ein kleines, kaum verwendetes Programm, und es gibt kein besseres, um fremde Dateien zu öffnen. Warum? Die kleinen müssen das können.

Ja. Immer auf fremden Terrain unterwegs. Na ja, nicht immer. Aber meistens.
Und wenn ich/wir mal auf unseresgleichen stoßen und nichts erklären müssen, so fühlt es sich schon an wie Heimat. Nichts erklären müssen. Das ist alles. Mehr nicht.