Schweiz. Einfahren.

Im Zug von St. Gallen nach Bern. Kurz vor der Abfahrt rappelt es. Zwei Helme tauchen auf der Treppe auf. Darunter sind Jungsköpfe mit etwa 3-jährigen Stimmen die signalisieren, dass in den nächsten Stunden stimmlich keine Pause zu erwarten ist. Mama kommt auch. Auch ihre Stimme braucht keine Pause.
Jungs mit Helmen? Fahrradhelmen? Im Zug? Da ist es wieder. Das Kulturschöckli. Soviel Anklage an die pöse Welt, die nicht unter Muttis Kontrolle ist! Und ich bin ein potentiell gefährlicher Teil davon. Denke ich. Packe meine sieben Zwetschken und trage sie in den nächsten Waggon. Ich weiß. Meine Ohropax sind im Trolley vergraben, da komm ich jetzt nicht ran.

Das Radio erzählt mir, dass die Schweizer Pendler sind. Viele, viele pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz. Stunden. Staustunden. Enge Zugstunden. Den meisten macht es nichts aus. Sagen sie. Sie leben in Dörfern oder sowas das aussieht wie ein Slum in Rumänien. Denn die Pendler wollen nicht in den Städten leben. Oder dort wo sie ihre Jobs haben. Mir wurde nicht ganz klar, warum. Aber darum sieht dieses Land auch so aus, wie es aussieht. Sie verlassen ihre rumänischen Dörfer im Morgengrauen und betreten sie nächtens wieder. Ihnen ist es egal, was da sonst noch abgeht. Hauptsache es herrscht Ruhe. Und die Kinder sehen etwas grünes.

Die Innenstädte sind Wochenendbordelle. Die jungen Pendler verlassen die Leere ihrer Wohnorte und fallen in die nächst liegenden Städte ein.  Dort schaffen sie sich alles vom Hals. Sauf. Gröl. Knall. Frust – Koma. Auch darum mag niemand in den Innenstädten leben. St. Gallen z. B., hört sich am Wochenende an wie die Reeperbahn in Hamburg. Ab Freitag 18 Uhr beginnt es. Mit diesem Geräusch. Das Platzen von Glas. Es hört irgendwann in den Morgenstunden wieder auf. Dann ist Sonntag, und die Innenstadt liegt ermattet da. Wie nach einem Gangbang. Jetzt nur noch schlafen und viel, viel Vaseline.
Bis zum nächsten Wochenende.
Sonst ist nichts. Goa nix.